«Schamlos ehrlich»: Neue ZDF-Dramaserie zum Thema Nicht-Binarität

Der Mehrteiler «Becoming Charlie» beschreibt das Suchen und Finden der eigenen Nicht-Binarität

Lea Drinda als Charlie (Foto: Tatiana Vdovenko / ZDF)
Lea Drinda als Charlie (Foto: Tatiana Vdovenko / ZDF)

Das ZDF bringt im Mai eine sechsteilige Instant-Dramaserie mit dem Titel «Becoming Charlie» heraus. Darin geht es um Charlies Suche nach Identität.

Die Serie starte an 24. Mai auf ZDF Neo, heisst es, ab 20. Mai sind alle Folgen in der Mediathek abrufbar. Worum es geht beschreibt die Pressemitteilung so: «Charlie fühlt sich weder als Frau noch als Mann. Doch was ist Charlie dann? Das Suchen und Finden der eigenen Nicht-Binarität katapultiert dabei nicht nur Charlie, sondern auch das Umfeld aus der Komfortzone und rüttelt an scheinbar unumstösslichen Wahrheiten. Einzig im Rap findet Charlie eine Konstante und ein Ventil für die eigenen Gefühle.»

Gespielt wird Charlie von Lea Drinda, das Drehbuch stammt von Lion H. Lau, Regie führen Kerstin Polte und Greta Benckelmann. Ein schwules Paar gibt es mit Mirko und Nikolas ebenfalls.

Mirko (Antonije Stankovic) leidet darunter, dass Nikolas (Danilo Kamperidis) sich schwer tut, in der Öffentlichkeit zu ihrer Liebe zu stehen (Foto: Tatiana Vdovenko / ZDF)
Mirko (Antonije Stankovic) leidet darunter, dass Nikolas (Danilo Kamperidis) sich schwer tut, in der Öffentlichkeit zu ihrer Liebe zu stehen (Foto: Tatiana Vdovenko / ZDF)

Aus der Hauptredaktion Fernsehfilm beim ZDF kommt dieses Statement zu «Non-binär im Plattenbau»: «Die Evolution hat uns Menschen beigebracht, unser Gegenüber blitzschnell zu taxieren und in Schubladen einzuteilen. Das hat der Menschheit über Jahrmillionen ihr Überleben gesichert. Dieses Verhalten ist daher so fest in uns verankert, dass es schwerfällt, es zu durchbrechen. Bei jeder Begegnung lesen wir unsere Mitmenschen, bewusst wie unterbewusst, und ordnen sie uns bekannten Kategorien zu: Alter, Geschlecht, Religion, Sexualität – die Liste ist beinahe endlos.

Aber was bedeutet es für Menschen, wenn Selbst- und Fremdzuschreibungen nicht übereinstimmen? Mit ‹Becoming Charlie› erhalten wir einen Einblick in das Gefühlsleben einer non-binären Person und erleben mit ihr, wie zweifelnde Fragen über das eigene Sein den ohnehin schwierigen Alltag im Plattenbau überlagern. Dabei erzählen wir Charlies Reise nicht als krachende Sensationspointe, sondern als allmähliches Sichtbarmachen.» (MANNSCHAFT berichtete über die erste Namensfeier in Basel für trans, inter und nichtbinäre Menschen.)

Sofort begeisterte Zustimmung Weiter heisst es von Beate Bramstedt und Jasmin Verkoyen: «Als wir als Redaktion den Pitch zu dieser Geschichte gelesen haben, war unser Impuls sofort begeisterte Zustimmung. Es ist längst Zeit, einem zu oft unsichtbar gemachten Teil unserer Gesellschaft eine breitere Plattform zu geben. Wer ‹Becoming Charlie› gesehen hat, versteht vermutlich eher, dass korrektes Gendern mit * sinnvoll ist, um nicht nur alle mitzumeinen sondern ehrlich einzuschliessen. Eine Serie über eine non-binäre Figur erfordert ein Höchstmass an Sensibilität. Wir haben uns daher eng an unsere Kreativen angeschmiegt, die sich in den Lebenswelten der LGBTIQ Community bestens auskennen. Den Kreator*innen der Serie, Lion H. Lau, Kerstin Polte und Greta Benkelmann, ist eine berührende, dichte und bei aller Dramatik auch unterhaltsam leichte Serie gelungen, in der die wunderbare Lea Drinda voller Energie Charlies Reise nahbar macht. Wir finden: Die Serie ist ein Must-see.»

Ronja (Sira Anna Faal, r.) wird für Charlie (Lea Drinda, l.) immer wichtiger (Foto: Tatiana Vdovenko / ZDF)
Ronja (Sira Anna Faal, r.) wird für Charlie (Lea Drinda, l.) immer wichtiger (Foto: Tatiana Vdovenko / ZDF)

Lea Drinda sagt zur Vorbereitung auf ihre Rolle: «Sich dem Thema zumindest anzunähern, ist recht simpel. YouTube-Videos, Artikel, Bücher, Podcasts – es gibt viele Möglichkeiten, sich diesbezüglich zu sensibilisieren und zu bilden. ‹Man lernt nie aus›, wie man so schön sagt. Selbst wenn dem einen oder anderen gegenderte Sprache zunächst etwas fremd auf der Zunge liegt, so ist doch die Auseinandersetzung mit dem Thema ein Zeichen des gegenseitigen Respekts. Vorurteile, versteckt in kleinen Worten, die durch etwas Aufmerksamkeit umgangen werden können, zum Wohle der Allgemeinheit und des Individuums.» (MANNSCHAFT berichtete über Musiker*in Sam Smith, der*die als nicht-binäre*r Künstler*in von den Brit Awards 2021 ausgeschlossen war.)

So ist doch die Auseinandersetzung mit dem Thema ein Zeichen des gegenseitigen Respekts

Das Drehbuch konfrontiere und berichte mit Charme und Witz die Probleme, denen sich Charlie stellen müsse, so Drinda – «und zwar schamlos ehrlich». (Hier gibt’s weitere Geheimtipps zu neuen queeren Serien.)

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