Entlassener Lehrer in Pfäffikon: Aufsichtsbeschwerde eingereicht
Dieselbe Kanzlei betreut die Aufarbeitung, die die Schulbehörde bereits während des Entlassung des Lehrers beriet
Die Affäre rund um den entlassenen schwulen Lehrer in Pfäffikon kommt vor das Zürcher Obergericht. Es geht um Interessenskonflikte, sagt das Lehrernetzwerk.
Es kehrt keine Ruhe ein im Fall um die Entlassung des schwulen Lehrers in Pfäffikon. Die Schulleitung wollte sich aktiv für einen Schutz von queeren Lehrpersonen einsetzen (MANNSCHAFT berichtete), die Ereignisse der letzten Monate wollten aufgearbeitet werden. Nur: Für die Untersuchung der Vorfälle hat die Schulbehörde von Pfäffikon die Kanzlei beauftragt, die bereits bei der Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit dem Lehrer involviert war.
Darin sehen mehrere Parteien einen Interessenskonflikt. In einem offenen Brief schrieben die Eltern der betroffenen Schüler*innen im Mai: «Ein externer Dienstleister beurteilt seine eigene Dienstleistung, überwacht von einem Untergebenen, der die Arbeit seines eigenen Chefs beurteilt.»
Das sieht das Lehrernetzwerk Schweiz ähnlich. Dieses hat nun eine Aufsichtsbeschwerde gegen die betroffene Kanzlei, die Rudin Cantieni Rechtsanwälte AG, beim Obergericht des Kantons Zürich eingereicht. Das Lehrernetzwerk wirft der Kanzlei vor, gegen das Gebot der anwaltlichen Unabhängigkeit und das Verbot von Interessenkonflikten zu verstossen, indem sie den Auftrag zur Untersuchung annahm. Der Verband zählt rund 4000 Mitglieder und wurde während der Pandemie gegründet. Damals kritisierte er die Corona-Massnahmen in den Schulen und lehnte eine Maskenpflicht ab.
«Jede Person hat ein Anrecht auf einen fairen Prozess» sagt Präsident Jérôme Schwyzer gegenüber Züri Ost. Dies sei bei der Entlassung des Lehrers nicht geschehen. Die Beschwerde habe nichts mit «LGBTIQ-Propaganda» zu tun, sondern mit einer korrekten Aufarbeitung. «Dieselbe Kanzlei hat den Auftrag zur externen Untersuchung angenommen, obwohl sie die Schulpflege schon bei der Trennung des besagten Lehrers begleitet hat.»
Die Schulpflege sieht das anders. Vizepräsident Roger Klos (SVP) räumt ein, dass die Kanzlei bei der Entlassung mehrfach konsultiert worden sei. «Rudin Cantieni hat aber explizit nicht zum gewählten Vorgehen geraten», wird er von Züri Ost zitiert. Die kritische Distanz sei dadurch gewahrt. Zudem werde die Aufarbeitung von einer anderen Anwältin betreut und nicht von derjenigen, die das Trennungsverfahren geleitet habe.
Auch Linus Cantieni, Partner der Kanzlei, erklärte, dass kein Interessenkonflikt bestehe, da der Klient derselbe sei. Zudem sei ein Mitglied der Schulpflege, Guido Santner, mit der Abklärung beauftragt worden, unterstützt von einer Mitarbeiterin der Kanzlei. Die Schulbehörde Pfäffikon bestätigt diese Angaben.
Dass sich eine Arbeitskollegin um den Fall kümmere, sei nicht ausreichend, entgegnet Schwyzer vom Lehrernetzwerk: «Der Fall liegt damit noch immer in derselben Kanzlei. Es ist entsprechend anzunehmen, dass die Kanzlei ihr eigenes Vorgehen im Schlussbericht der externen Untersuchung nicht beanstanden wird.»
Die Wege des Lehrernetzwerks und der Kanzlei kreuzen sich nicht das erste Mal vor Gericht. Während der Pandemie gab es einen Rüffel des Zürcher Verwaltungsgerichts für die Schulbehörde, die daraufhin eine Anpassung beim Arbeitszeugnis eines Mitglieds des Lehrernetzwerks vornehmen musste. Schon damals vertrat die Rudin Cantieni Rechtsanwälte AG die Schulbehörde, die Zusammenarbeit sei langjährig, betont das Lehrernetzwerk.
Eine Aufsichtskommission des Zürcher Obergerichts soll nun eine Untersuchung einleiten über womögliche berufsrechtliche Verstösse seitens der Rudin Cantieni Rechtsanwälte AG.
Anfang Juni gab Schulpräsident Hanspeter Hugentobler seinen Rücktritt bekannt (MANNSCHAFT berichtete).
Mehr: Die deutsch-österreichische, queere Millionenerbin Marlene Engelhorn gibt einen Grossteil ihres Vermögens an die Allgemeinheit zurück. Nun hat ein Bürgerrat über die Verwendung von 25 Millionen Euro entschieden (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Hollywood
US-Schauspieler Richard Chamberlain ist tot
Der schwule Schauspieler, der vor allem mit dem TV-Vierteiler «Die Dornenvögel» weltweit Erfolge feierte, ist im Alter von 90 Jahren auf Hawaii gestorben, berichteten US-Medien übereinstimmend unter Berufung auf seinen Sprecher und seinen langjährigen Partner.
Von Newsdesk Staff
Schwul
News
Serie
People
News
Lesbischer russischer Tennisstar spielt künftig für Australien
Darja Kassatkina ist die aktuelle Nr. 12 der Weltrangliste
Von Newsdesk/©DPA
Sport
People
Afghanistan
Zwei queere Personen von Taliban bei Fluchtversuch verhaftet
Maryam Ravish und Maeve Alcina Pieescu wollten mit dem Flugzeug in den Iran ausreisen
Von Newsdesk Staff
Religion
News
TIN
Lesbisch
Schweiz
Wenn Eltern auf das Pronomen für ihr Baby verzichten
In der Schweiz verzichten immer mehr Eltern auf Pronomen und die geschlechtliche Festlegung für ihre Babys. Ein neuer Trend? Wir haben in Deutschland und Österreich nachgefragt.
Von Michael Freckmann
LGBTIQ-Rechte
Ehe für alle
TIN
Regenbogenfamilie