Ankara macht kurzen Prozess und verbietet alle Kulturevents sexueller Minderheiten
Nach dem Verbot des deutschsprachigen LGBTI-Filmfestivals in Ankara haben türkische Behörden bis auf Weiteres sämtliche Kulturveranstaltungen sexueller Minderheiten in der Provinz untersagt. Die Provinzregierung begründete den Schritt am Sonntag mit der „Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung”. Mit dem Verbot sind unter anderem Film- und Theateraufführungen, Ausstellungen und Podiumsdiskussionen mit Bezug zu Schwulen, Lesben und anderen sexuellen Minderheiten behördlich untersagt. Damit ist es mit der Sichtbarkeit von queeren Menschen weitgehend vorbei.
Derartige Veranstaltungen würden „Reaktionen in bestimmten Teilen der Gesellschaft hervorrufen”, erklärte die Behörde laut Agentur AFP weiter.
Erst am Donnerstag hatten Behörden das „Pinkes Leben Queer-Festival” in Ankara kurzfristig verboten und Anschlagsgefahr als einen Grund genannt. Das Festival wurde von der deutschen Botschaft mitorganisiert, es sollte Filme mit LGBTI-Bezug zeigen. Nach dem Verbot hatte das Festival die Behörden aufgefordert, solche Veranstaltungen nicht zu untersagen, sondern dafür zu sorgen, dass sie sicher stattfinden können.
Der offen schwule Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt (SPD), Michael Roth, hatte das Verbot kritisiert.
Homosexualität ist in der Türkei nicht strafbar, allerdings werden Angehörige sexueller Minderheit in der überwiegend konservativen Gesellschaft oft diskriminiert. In Istanbul wurde die Pride Parade dieses Jahr zum dritten Mal in Folge verboten.
Kritiker werfen der islamisch-konservativen Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan seit langem vor, gesellschaftliche Freiräume für Schwule und andere soziale Minderheiten zu beschneiden. Die Regierung bestreitet dies und versichert, nur für die Sicherheit der Bürger sorgen zu wollen.
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