Albanien verbietet Zwangs-OPs an inter Kindern
Wenn Ärzt*innen sich weigern, das Protokoll zu befolgen, können sie ihre Lizenz verlieren
In Albanien ist es Eltern und Mediziner*innen künftig verboten, chirurgische Eingriffe bei intersexuellen Babys durchzusetzen – ausser wenn dies aus gesundheitlichen Gründen als notwendig erachtet wird.
Im Frühjahr verbot der Psychologenverband des Balkanstaats seinen Mitgliedern «Konversionstherapien» für Jugendliche und Erwachsene anzubieten und durchzuführen. Die Mitgliedschaft ist verpflichtend, um im Land praktizieren zu dürfen, daher bedeutet die Entscheidung praktisch ein Verbot von «Homoheilungen». Nun folgt der nächste wichtige Fortschritt in dem Balkanstaat, das EU-Mitglied werden möchte.
Geschätzte 1,7 Prozent der Menschen werden mit Geschlechtsmerkmalen geboren, die von den sozialen Erwartungen von weiblich oder männlich abweichen. In Albanien war es früher den Eltern überlassen, zu entscheiden, ob Kinder operiert werden, um ihnen ein bestimmtes Geschlecht zuzuweisen. Jetzt werden diese Eingriffe nur noch durchgeführt, wenn dies aus gesundheitlichen Gründen erforderlich ist.
Die Gesetzgebung ist die erste ihrer Art in Albanien und wurde von der niederländischen Botschaft und der Tirana Legal Aid Society (TLAS) unterstützt, einer Gruppe, die mit der albanischen inter Community zusammenarbeitet.
Mit der neuen MANNSCHAFT durch den Sommer
«Wir haben nachgeforscht, mehr Fälle gefunden und verstanden, wie bisher mit der Situation umgegangen wurde», erklärte Anisa Metalla, eine Anwältin von TLAS, im Gespräch mit Exit News. «Wir haben verstanden, dass dies nicht nur ein Problem des Standesamtes war: Die Grundrechte dieser Menschen wurden durch das Fehlen einer speziellen Gesetzgebung verletzt, die sich mit ihrer Situation befasste.»
Nach dem neuen Gesetz wird es in Fällen, in denen die Eltern nicht gemäss den Anweisungen der Ärzt*innen handeln, ein striktes Verfahren geben, bei dem eine multidisziplinäre Gruppe zusammenkommt, um mit den Eltern zu reden. Es ist auch obligatorisch, die Kinderschutzbehörden zu benachrichtigen. Wenn Ärzt*innen sich weigern, das vorgeschriebene Protokoll zu befolgen, können sie ihre Lizenz verlieren oder strafrechtlich verfolgt werden.
Stopp der EU-Beitrittsgespräche «dramatisch» für LGBTIQ im Westbalkan
TLAS feiert den neuen Schutz für inter Kinder, die zuvor «unnötigen und irreversiblen medizinischen Eingriffen unterzogen wurden, unnötige Medikamente nehmen mussten, keinen Zugang zu Informationen hatten und nicht in der Lage waren, Entscheidungen zu treffen, die ihre körperliche Unversehrtheit beeinträchtigen».
Die inter Community fordert seit langem ein Ende der Praxis geschlechtszuweisender Operationen. Die Vereinten Nationen haben diese «Genitalverstümmelungen» seit 2011 mindestens 40 Mal verurteilt. Auch das Europäische Parlament hat die Zwangs-Operationen scharf verurteilt und die zügige gesetzliche Anerkennung der körperlichen Unversehrtheit von intergeschlechtlichen Menschen gefordert (MANNSCHAFT berichtete).
Albanien ist eins der wenigen Länder, die ein völliges Verbot erlassen haben, darunter auch EU-Mitglied Malta. Im Februar wurde Österreich wegen unnötiger OPs an inter Kindern vom UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes gerügt (MANNSCHAFT berichtete).
Trotz dieses Fortschritts: Homosexuelle in Albanien haben bisher weder das Recht zu heiraten, noch können sie eine Eingetragene Partnerschaft eingehen. Laut einem Bericht von ILGA Europe, der sich auf die Angaben der Alliance Against LGBT Discrimination (Aleanca LGBT) bezieht, gab es im Jahr 2018 in Albanien 45 Fälle von Hassverbrechen gegen LGBTIQ. Keiner dieser Fälle wurde von der Polizei verfolgt. In einem Fall forderte der Polizist sogar das Opfer, eine trans Frau, auf, ihre Beschwerde zurückzuziehen. Zwei Wochen später wurde sie vom selben Täter angegriffen und ins Krankenhaus eingeliefert.
Das könnte dich auch interessieren
Queerfeindlichkeit
Erster Tag im Amt: Diese LGBTIQ-Rechte machte Trump rückgängig
Bereits an seinem ersten Tag verabschiedete Präsident Trump eine Reihe sogenannter Executive Orders. Er erklärte trans und nicht-binäre Personen für inexistent und widerrief diverse Gesetze zum Schutz von LGBTIQ-Menschen.
Von Greg Zwygart
News
News
Thailand: Ehe für alle soll mit Weltrekord starten
Thailand ist schon längst eines der beliebtesten Reiseziele queerer Touristen – nun dürfen sie auch in dem Traumland heiraten. Gleich zu Beginn soll ein Weltrekord aufgestellt werden.
Von Newsdesk/©DPA
Ehe für alle
News
Für Queers in den USA hat eine dunkle Stunde begonnen
Donald Trump versucht erst gar nicht, sich beim Amtsantritt staatsmännisch zu geben. Er greift zu Wahlkampfrhetorik und Konfrontation. Und gibt damit den Ton vor für vier Jahre Ausnahmezustand.
Von Newsdesk/©DPA
TIN
International
International
Zum Selbstschutz: Queers in den USA kaufen Waffen
Vor dem Amtsantritt von Präsident Trump verzeichnen Waffenclubs viele Neueintritte aus dem links-liberalen und queeren Lager. Treiber ist die Angst, die die LGBTIQ-feindliche Rhetorik der neuen US-Regierung bei vielen Betroffenen auslöst.
Von Newsdesk Staff