Affenpocken auch in Spanien und Portugal – v.a. Schwule betroffen
In Spanien, Portugal und Grossbritannien sind Fälle der seltenen Affenpocken beim Menschen aufgetreten. Die Krankheit verläuft zwar meist milde. Aber das RKI mahnt auch Ärzte in Deutschland zur Wachsamkeit.
Nach mehreren Fällen in Grossbritannien sind die Affenpocken auch in Spanien und Portugal registriert worden. In der spanischen Hauptstadt Madrid infizierten sich acht Menschen mit dem Virus, wie die Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden meldete. Normalerweise wird das Virus über die Luft übertragen. In diesen Fällen aber gingen die Experten von einer Infektion durch Flüssigkeiten aus, weil es sich bei allen acht Patienten um homosexuelle Männer handele. Ihnen gehe es den Umständen zufolge gut. Auch in Portugal waren vor allem Männer betroffen, die Sexualkontakte zu anderen Männern (MSM) hatten, meldete die Nachrichtenagentur Lusa. Die Zeitung Público berichtete von etwa 20 Infizierten.
Wir haben beim Team von Dr. Gay nachgefragt, dort hat man bisher keine Anfragen von besorgten MSM erhalten. Zum jetzigen Zeitpunkt und Wissensstand bestehe aber kein Grund zur Sorge. Offenbar helfe impfen, wie die US-Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) mitteilte: Das Affenpockenvirus sei eng mit dem Pocken-Virus verwandt; der Pockenimpfstoff könne Menschen davor schützen, zu erkranken
Angesichts der Fälle in Grossbritannien (MANNSCHAFT berichtete) hatte das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) bereits vor den neuen Informationen aus Spanien und Portugal auch Ärzt*innen in Deutschland für die Virusinfektion sensibilisiert. In einem vom RKI veröffentlichten Beitrag heisst es, Affenpocken sollten auch dann bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien. Affenpocken waren bislang vor allem aus einigen Regionen Afrikas bekannt. Männer, die Sex mit Männern haben, sollten laut RKI bei ungewöhnlichen Hautveränderungen «unverzüglich eine medizinische Versorgung aufsuchen».
In Grossbritannien hatte sich die Zahl der erfassten Fälle der seltenen Erkrankung nach Angaben der Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) von Montag auf sieben erhöht. Verbindungen zwischen Betroffenen sind nur teilweise bekannt. Teils sei unklar, wo sich Betroffene angesteckt haben. Bei vier jüngst gemeldeten Fällen handele es sich ebenfalls um Männer, die sexuellen Kontakt mit anderen Männern hatten. Sie sollen sich in London angesteckt haben.
Die erste Infektion, die Anfang Mai in Grossbritannien bekannt geworden war, soll hingegen auf eine Ansteckung in Nigeria zurückgehen. Daraufhin hatten britische Experten betont, dass die Affenpocken nicht leicht von Mensch zu Mensch übertragen würden und dass das Risiko für die Allgemeinbevölkerung sehr gering sei.
Die Virus-Erkrankung ruft nach Angaben der UKHSA meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend seien nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt. Nach UKHSA-Angaben zählen zu den ersten Krankheitsanzeichen: Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Erschöpfung. Es könne sich ein Ausschlag entwickeln, der sich oft ausgehend vom Gesicht auf andere Körperteile ausbreite. Der Ausschlag sehe je nach Phase unterschiedlich aus und könne Windpocken und Syphilis ähneln. Es gibt keine spezifische Therapie und keine Impfung gegen Affenpocken.
Die Pocken des Menschen gelten seit 1980 nach einer grossen Impfkampagne weltweit als ausgerottet. Wie das RKI erläutert, haben weite Teile der Weltbevölkerung mittlerweile allerdings keinen Impfschutz mehr. In Nigeria würden nun seit 2017 vermehrt Affenpockeninfektionen beim Menschen diagnostiziert – und Fälle in Verbindung mit Reisen dorthin vor allem im Vereinigten Königreich.
Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte. «Infektionen können durch Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere übertragen werden», heisst es im RKI-Bericht. Übertragungen von Mensch zu Mensch durch Kontakte mit Körperflüssigkeiten oder Krusten seien mit Infektionsketten von bis zu sechs Menschen beschrieben. «Auch die sexuelle Übertragung von Pockenviren ist möglich», hiess es.
In einem Fachartikel von 2019 hielten drei RKI-Mitarbeiter fest: «Ausserhalb von Afrika wurden Affenpocken bei Menschen lediglich dreimal identifiziert: im Jahr 2003 in den USA und im Jahr 2018 im Vereinigten Königreich und Israel». Die meisten Menschen – über 30 Fälle wurden erfasst – steckten sich demnach in mehreren US-Bundesstaaten an. In die USA sei das Virus mit dem Transport 800 kleiner Säugetiere aus Ghana eingeschleppt worden. Die Betroffenen sollen sich nicht direkt bei diesen Tieren angesteckt haben, sondern durch Kontakt zu Präriehunden, die vor ihrem Weiterverkauf in der Nähe der ghanaischen Tiere gehalten worden waren.
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