ZDF zeigt neue OnlyFans-Serie: «WatchMe – Sex sells»
Es geht um Penetration und Potenzprobleme
Passt ein Bezahlporno-Webdienst wie OnlyFans als Stoff ins Programm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens? Die Serie «WatchMe – Sex sells» wagt sich für das ZDF an dieses Phänomen.
Von Gregor Tholl, dpa
Tim müsste eigentlich fürs Abitur lernen, doch sein älterer Freund Josh holt ihn immer wieder für Pornodrehs und die Internet-Karriere vor die Kamera. Funktioniert eine Beziehung dauerhaft gut, wenn bei einem Paar Privat- und Arbeitsleben so eng beieinander liegen? Wenn Sexhaben und Geldverdienen miteinander verknüpft sind? Probleme wie dieses zeigt jetzt eine kleine zeitgeistige sechsteilige ZDFneo-Serie mit dem Titel «WatchMe – Sex sells».
In der Serie geht es um Plattformen wie OnlyFans, in denen selbstproduzierte Nacktfotos und Sexvideos hochgeladen und geteilt werden, in denen es auch um direkten Kontakt zu zahlenden Kunden geht. In der Serie heisst die Sexarbeiter-Plattform – eine Art Instagram für erotische Inhalte – WatchMe statt OnlyFans.
«Um dieses Thema konsequent umzusetzen, haben wir uns von Beginn an für eine FSK 16 entschieden und eng mit Intimitäts-Koordination und Jugendschutz zusammengearbeitet», teilen die Macher*innen mit. Geschrieben haben die durchaus didaktisch angelegte Fiction-Serie Jonas Bock, Lene Pottgießer und Chris Hödl. Regisseurin war Alison Kuhn (28).
«Wie das Verhältnis zu Pornos war, als die Generation meiner Eltern jung war, kann ich nicht genau sagen. Aber ich glaube, dass durchs Internet und Social Media der Zugriff sehr viel einfacher geworden ist und bei nicht richtiger oder fehlender Aufklärung im Jugendalter das zu grossen Verwirrungen beim Körper-Image führen kann», teilt Tim-Darsteller Michelangelo Fortuzzi (22) auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. «Gefühlt entspricht 99 Prozent von dem, was man im Internet findet, nicht der Realität.»
Fortuzzi, der Schauspiel in London am Giles Foreman Centre for Acting studiert hat und nach dem Abschluss zurück nach Berlin kam, gehört zu den jungen Schauspielern Deutschlands, die offensichtlich gerne Tabuisiertes darstellen. In der Neuauflage von «Wir Kinder vom Bahnhof Zoo» als Serie bei Amazon Prime Video verkörperte er den drogenabhängigen Benno, der anschaffen geht. In der ZDF-Serie «Druck» – einer Adaption der norwegischen Jugendserie «Skam» – spielte er den schwulen Matteo.
Bei «WatchMe – Sex sells» wird Fortuzzis Figur gleich in den ersten Minuten penetriert und es geht um Potenzprobleme des Partners Josh (Simon Mantei). «Ich musste definitiv über meinen Schatten springen, aber man weiss ja genau, worauf man sich einlässt, wenn man einem Projekt zusagt», sagt der 22-jährige Fortuzzi zu Sex- und Nacktszenen wie dieser. «Man bereitet sich dann so gut darauf vor, dass man sich mental darauf einstellen kann.»
Neben dem Männerpaar Tim und Josh werden zwei andere Perspektiven aufs recht neuartige Plattform-Pornogeschäft gezeigt. Malaika (Maddy Frost) will mit ihrem Account auch gegen sogenanntes Slutshaming (das Hetzen gegen selbst- und sexbewusste Frauen) vorgehen und für ein breiteres Bild von Schönheit einstehen. Und die alleinerziehende Mutter Toni (Anna Werner Friedmann) sieht angesichts von Geldsorgen in der Plattform auch die Verheissung, die Lust an ihrem Körper wiederzuentdecken.
Die Intimität sollte bei «WatchMe» am Set angemessen behandelt werden, wie das ZDF betont. Marit Östberg war deshalb als Intimitätskoordinatorin tätig. Sie beriet schon bei der Entwicklung der Serie und war während der Dreharbeiten Ansprechpartnerin für Schauspieler*innen. Es habe tabufreie Kommunikation, sogenannte Intimacy Coachings und Proben gegeben, heisst es vom ZDF. «Dabei sollte die Serie nicht erotisiert werden und keinen male gaze einnehmen, also darauf geachtet werden, dass die Darstellung intimer Szenen nicht durch eine männliche Perspektive geprägt ist.»
Alle Folgen von «WatchMe – Sex sells» sind ab Freitag, 12. Mai, in der ZDF-Mediathek verfügbar. Im Fernsehen ausgestrahlt werden sie bei ZDFneo in der Nacht 3./4. Juni ab 23.50 Uhr (bis 1.40 Uhr).
Sein bestes Stück hat den Reality-Hunk 2022 zu einem der bestverdienenden männlichen OnlyFans-Anbieter gemacht. Trotz des finanziellen Erfolgs sehnt sich Harry Jowsey jedoch nach anderen Tätigkeitsfeldern (MANNSCHAFT berichtete).
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