Wird Hans-Ueli Vogt der erste offen schwule Bundesrat der Schweiz?
Der SVP-Politiker hatte sich 2021 aus dem Nationalrat zurückgezogen
Hans-Ueli Vogt kandidiert für die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer. Der offen schwule SVP-Politiker politisierte jedoch nicht immer im Sinne der LGBTIQ-Organisationen.
Mit Hans-Ueli Vogt geht ein offen schwuler SVP-Politiker ins Rennen um den freiwerdenden Bundesratssitz. Am gestrigen Mittwoch gab der 52-Jährige mit Unterstützung der Zürcher Kantonalpartei seine Kandidatur bekannt. «Ich bin bereit, dieses Amt zu übernehmen», sagte Vogt vor den Medien. Den Entscheid habe er sich vorher gründlich überlegt.
Vogt hatte sich 2015 medial geoutet (MANNSCHAFT berichtete) und wurde im selben Jahr in den Nationalrat gewählt. Dort stimmte er als einer der wenigen SVP-Politiker*innen für die Ehe für alle.
Als Vater der Selbstbestimmungsinitiative hatte Vogt LGBTIQ-Organisationen und -Vereine gegen sich aufgebracht. Die 2018 an der Urne gescheiterte Vorlage wollte Volksentscheide und die Schweizer Bundesverfassung über internationales Recht stellen. Sollte ein Volksentscheid oder ein Parlamentsbeschluss im Widerspruch zu einem internationalen Vertrag der Schweiz stehen, so sei diese Verpflichtung zu kündigen. Vertreter*innen der LGBTIQ-Community sahen darin eine Gefahr für die Rechte von Minderheiten.
Vogt selbst betonte an der Medienkonferenz, dass er aufgrund seiner sexuellen Orientierung ein besonderes Verständnis für Minderheiten mitbringe. Dies als Antwort auf die Frage einer Journalistin, ob die Schweiz bereit für einen offen homosexuellen Bundesrat sei. In seinem Empfinden als «Mensch und Politker» spiele seine Sexualität jedoch keine Rolle. Die Schweiz sei ein tolerantes Land gegenüber Homosexuellen.
Vogt war von 2011 bis 2015 im Zürcher Kantonsrat, anschliessend im Nationalrat, bis er 2021 zurücktrat. Als Grund für seinen Rücktritt nannte der Rechtsanwalt und Professor für Wirtschaftsrrecht seine juristische Tätigkeit, auf die er sich wieder vermehrt konzentrieren wolle. Im Parlament könne er seine Fähigkeiten nicht optimal einsetzen.
Als Favorit für Maurers Nachfolge gilt der Berner SVP-Kandidat Albert Rösti. Gemäss diversen Schweizer Medien habe Vogt jedoch auch durchaus Chancen auf den freiwerdenden Sitz. Seine Kandidatur «lanciert das Rennen neu», schreibt etwa Der Bund. Vogt könne «ausgerechnet bei der Linken punkten.»
Das Nachrichtenportal Watson bezeichnet Vogt gar als «grosse Gefahr für das Polit-Establishment». Als «fachlich starker» Politiker, der sich «menschlich, manchmal freizügig und vor allem als fühlender Mensch» präsentiere, sei er eine «Antithese zum klassischen SVP-Politiker» und könne die SVP zu «mehr Empathie zwingen».
Fraglich bleibt, wie sehr der offen schwuler Politiker, der sich in den Sozialen Medien gerne mal oben ohne in der Badehose präsentiert, bei der SVP-Basis punkten kann. Ebenfalls offen ist, wie die Parteileitung der SVP zu Vogts Kandidatur steht.
Neben Vogt und Rösti haben bereits der Berner Ständerat Werner Salzmann, der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler und die Nidwaldner Finanzdirektorin Michèle Blöchliger ihr Interesse am Bundesratssitz kund getan.
Die Bundesversammlung wählt die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer am 7. Dezember.
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