Wien: Kicken für Erhalt des Naherholungsgebiets Venediger Au
Auch lesbische Hobby-Fussballspielerinnen trifft man hier regelmässig
In Wien soll eine kostengünstige Sport-und-Fun-Halle abgerissen werden. Die Stadtregierung plant in der Venediger Au ein grosses Spekulationsprojekt aus Hotel und Einkaufszentrum mit Busbahnhof im Keller.
Sonntagnachmittag, am 16. Jänner treffen sich Bewohner*innen Wiens am Praterstern zwischen Ausstellungs- und Lassallestrasse, wo die Polizei für rund zwei Stunden die sechsspurige Fahrbahn abgesperrt hat. Fussballbegeisterte Bewohner*innen Wiens, mit FFP2-Masken und unter gültiger COVID-PCR-Testregelung, kicken dort, um ein Zeichen zu setzen, eines der wichtigen Naherholungsgebiete am Wiener Praterstern zu erhalten.
Im Sinne der Wiener rosaroten Stadtregierung, bestehend aus den beiden parteipolitischen Fraktionen SPÖ und NEOS, soll die kostengünstige Sport & Fun-Halle beim Stadion abgerissen werden. Die Wiener Stadtregierung plant dort stattdessen ein grosses Spekulationsprojekt aus Hotel und Einkaufszentrum mit Busbahnhof im Keller, wie es hier auch nachzulesen ist. Dann soll eine neue Halle auf der bisher viel genutzten OpenAir-Sportwiese in der Venediger Au errichtet werden. Damit werden rund dreitausend Quadratmeter Grünraum versiegelt, heisst es in den Sozialen Medien via Facebook-Seite der LINKS-Partei. Die Vertreter*innen der Partei sagen:
«Nicht mit uns! Wir sagen Nein zu mehr Autos, Parkplätzen, Verkehr! Nein zur Zerstörung eines der wichtigsten Naherholungsgebiete der Bewohner*innen des Stuwerviertels! Nein zu mehr Bodenversiegelung und Verbauung von Grünflächen! Nein zu mehr Polizei, Regeln und Kontrollen.»
Denn diese Sport- & Fun-Halle am Praterstern zu Lasten der grünen Wiesen und Freisportanlage in der Venediger Au sei weder ökologisch, sozial, sportlich noch gesundheitsfördernd, sei auch von den Bewohner*innen Wiens vor Ort zu hören.
Aber auch die parteiunabhängige Bürger*innen-Initiative «Kaiserwiese für alle» ist vor Ort bei der Kundgebung aktiv, um für den Erhalt der sogenannten grünen Sportoase Venediger Au Unterschriften zu sammeln. Denn für die Petition gegen die Verbauung der Venediger Au sind mindestens 500 Unterschriften notwendig, um dieses Anliegen der Bewohner*innen Wiens im Petitionsausschuss des Wiener Gemeinderats zu behandeln. Für die Initiative sei dadurch auch der öffentliche Frei- und Erholungsraum Kaiserwiese in seiner Existenz bedroht, weil die Kaiserwiese zunehmend als Veranstaltungsort vermietet wird. Darum fordert die parteiunabhängige Initiative auch den Erhalt der Kaiserwiese als kostenlos nutzbare und öffentlich betretbare Wiese.
Auch für die Sportler*innen aus der LGBTIQ-Szene wirkt sich eine verbaute Sportanlage zum Nachteil aus, da bisher auch lesbische Hobby-Fussballspielerinnen die Sportanlage in der Venediger Au regelmässig bespielen. Schliesslich gibt es auch eine Unterschriftenliste für die Petition gegen die Verbauung der Venediger Au abzurufen. Aber auch die Bezirksrät*innen der LINKS-Partei haben bereits vor zwei Monaten in der Bezirksvertretung Leopoldstadt einen Resolutionsantrag eingebracht, der besagt: Kein Grünraum im Bezirk darf verbaut werden. Dieser Resolutionsantrag wurde einstimmig angenommen, also auch von der SPÖ. Dennoch will diese stadtregierende Fraktion betonieren und kostbare Grünflächen im Bezirk verbauen.
Hinzu kommen auch, sportinteressierte Kinder und Erwachsene können in diesen Zeiten des Corona-Viruses im Freien ihre Teamsportarten besser ausüben als in einer Halle. Jedoch auch die bisher gut besuchten und beliebten Frauenfussballturnierspiele der Hobbyfussballspieler*innen in der Sportanlage Venediger Au werden durch diese neue Halle ebenfalls vom Platz verdrängt. Schliesslich ist der Praterstern ein Platz in der österreichischen Hauptstadt Wien, der heute die Form eines Kreisverkehrs mitten im zweiten Wiener Bezirk, Leopoldstadt, hat, wo umso mehr gesundheitsfördernde und sportaktive grüne Erholungsgebiete im Freien erhalten bleiben sollen.
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