Wie queer ist … Kamala Harris?

Seit Jahren unterstützt sie die Anliegen der LGBTIQ-Community

Kamala Harris im Jahr 2013 auf der Pride in San Francisco (Foto: Facebook)
Kamala Harris im Jahr 2013 auf der Pride in San Francisco (Foto: Facebook)

Am 5. November sind die Präsidentschaftswahlen in den USA. Die LGBTIQ-Community hofft auf den Wahlsieg von Kamala Harris. Zurecht.

#1 Schwules Paar getraut Im Jahr 2003 wurde Harris zur Bezirksstaatsanwältin von San Francisco gewählt. Kurz nach ihrem Amtsantritt kam es zu einer Sensation. San Franciscos damaliger Bürgermeister Gavin Newson erlaubte gleichgeschlechtlichen Paaren die Eheschliessung im Rathaus. Die Aktion nannte sich «Winter of Love» (Winter der Liebe) und ging einen Monat, bevor sie gerichtlich verboten wurde.

Auch Harris nahm teil. Sie verheiratete das schwule Paar Bradley Witherspoon und Raymond Cobane. In einem Interview mit dem Spiegel erinnern sie sich an diesen besonderen Tag. «Alle haben geweint. Wir haben geweint. Sie hat geweint», sagt Cobane. «Man merkte, dass sie einem ihre ganze Aufmerksamkeit gab. Wenn man in ihrer Gegenwart ist, hat man das Gefühl, dass sie ganz bei einem ist.»

Über Jahre hinweg blieben die drei in Kontakt. Zum diesjährigen 20. Hochzeitstag gratulierte ihnen Harris via Videoanruf.

#2 Gleichgeschlechtliche Ehe in Kalifornien verteidigt Im Jahr 2008 gab es in Kalifornien einen Volksentscheid, der Schwulen und Lesben ihr bereits erkämpftes Recht auf Eheschliessung nahm. Dieser Volksentscheid nannte sich «Proposition 8».

Zwei Jahre später wurde Harris zur Generalstaatsanwältin Kaliforniens gewählt und leitete damit das grösste Justizministerium des Landes. Während ihres Wahlkampfes hatte sie sich entschieden gegen «Proposition 8» ausgesprochen, so das Nachrichtenportal Advocate. Nun spielte sie eine Schlüsselrolle zur Wiederherstellung der Ehe für alle. Denn sie weigerte sich, den Volksentscheid vor Gericht zu verteidigen. Die Befürworter*innen von «Proposition 8» waren nun auf sich allein gestellt und scheiterten kläglich. Alle Gerichte bis hinauf zum Obersten Gerichtshof der USA lehnten das Ehe-Verbot als verfassungswidrig ab (MANNSCHAFT berichtete). 2013 konnten homosexuelle Paare wieder in Kalifornien heiraten.

#3 Gegen die «Panik-Verteidigung» Bei Gewalt gegen LGBTIQ machten es sich viele Täter*innen in den USA vor Gericht einfach. Sie beriefen sich auf die sogenannte «Schwulen-Panik». Auf diese Weise gaben sie den Opfern die Schuld für ihren Gewaltausbruch. Deren Sexualität hätte sie zum Verbrechen provoziert. Diese Art der Verteidigung wird vor Gericht «Panik-Verteidigung» genannt.

Harris sprach sich als Generalstaatsanwältin entschieden gegen die «Panik-Verteidigung» aus. 2014 stellte sie mit weiteren Initiator*innen einen Gesetzentwurf vor, der diese Art der gerichtlichen Verteidigung verbieten sollte. Das Gesetz wurde verabschiedet und dient bis heute als Vorbild für andere Bundesstaaten. «Ein Hassverbrechen ist etwas so Heimtückisches, das aus einer tiefen, unvernünftigen, irrationalen und ignoranten Haltung heraus entsteht. Eine Panik-Verteidigung suggeriert, dass der Täter hilflos war.», sagte Harris laut dem Nachrichtenportal The Bay Area Reporter.

#4 Fehler eingesehen Als Generalstaatsanwältin traf Harris allerdings auch eine Entscheidung, die sie bei der LGBTIQ-Community unbeliebt machte: Sie war gegen geschlechtsangleichende Operationen für trans Häftlinge. Ihre Haltung begründete sie damit, dass die Strafvollzugsbehörde des Staates Kalifornien ihr Klient sei, und sie als Generalstaatsanwältin dessen Interessen vertreten müsse.

2019 erklärte sie dann allerdings, sie wolle sich ganz für die Rechte von trans Menschen einsetzen. «Es wichtig ist, dass trans Personen, die auf staatliche Fürsorge angewiesen sind, die Behandlung erhalten, die sie brauchen, wozu auch der Zugang zu Behandlungen im Zusammenhang mit der geschlechtsangleichenden Operation gehört», sagte Harris gegenüber CNN.

#5 Für LGBTIQ-Rechte im US-Senat 2016 wurde Harris in den US-Senat gewählt. Laut Human Rights Campaign stimmte sie in dieser Zeit immer für Gesetze, die LGBTIQ-Rechte stärken sollten.

Als Senatorin brachte sie zudem einen Gesetzentwurf ein, der die Kostenübernahme von Präexpositionsprophylaxe durch die Krankenkassen vorschreiben sollte.

#6 Auf ihre Unterstützung ist Verlass US-Präsident Joe Biden ernannte Harris 2020 zur Vizepräsidentin. Örtliche LGBTIQ-Gruppen lobten ihn dafür. Als Vizepräsidentin setzt sich Harris weiterhin ausnahmslos für die Rechte von LGBTIQ ein.

So verurteilte sie das sogenannte «Don’t say gay»-Gesetz. Dieses untersagt unter anderem die Themen «sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität» vom Kindergarten bis zur dritten Klasse im Unterricht (MANNSCHAFT berichtete).

Es ist schwierig zu sagen, wie Harris die Biden-Regierung über die Zeit ihrer Vizepräsidentschaft beeinflusst hat. Doch in den letzten Jahren konnten grosse Fortschritte in Sachen LGBTIQ-Rechte erzielt werden. Konversionstherapien für trans Personen wurden eingedämmt (MANNSCHAFT berichtete) und geschlechtsneutrale Pässe eingeführt, so das Nachrichtenportal Advocate. Zudem unterzeichnete Präsident Biden im vergangenen Dezember ein Gesetz zur Verankerung des bundesstaatlichen Schutzes gleichgeschlechtlicher Ehen. Symbolisch schenkte er der Vizepräsidentin den Stift, mit dem er das Gesetz unterschrieben hatte.

Joe Biden im Oval Office (Bild: Twitter/potus)
Joe Biden im Oval Office (Bild: Twitter/potus)

#8 Auf Pride-Paraden gern gesehen Harris besuchte in der Vergangenheit des Öfteren Pride-Paraden, hielt dort Reden und tauschte sich mit der LGBTIQ-Community aus.

In diesem Jahr veranstaltete sie sogar einen eigenen Empfang zum Pride-Monat. Dieser fand am 12. Juni statt. Das Datum war bewusst bewusst gewählt. Es war der achte Jahrestag des Massakers im LGBTIQ-Nachtclub Pulse in Orlando, Florida. Harris lud einen Überleben ein. Gemeinsam mit allen Anwesenden gedachten sie den Opfern des Anschlags.

«Wir haben darüber gesprochen, ob wir diese Pride-Feier an dem Tag abhalten würden, an dem wir der Pulse-Schiesserei gedenken, und einige Leute haben ja gesagt, weil es wichtig ist, dass wir uns jeden Tag an den Kampf erinnern, aber wir dürfen auch nicht zulassen, dass uns irgendjemand oder irgendetwas unsere Freude raubt», sagte Harris.

Bei dem Empfang waren LGBTIQ und Politiker*innen anwesend. Die Veranstaltung trug zum Austausch und Vernetzung beider Seiten bei.

Das «Pulse»-Massaker geschah am 12. Juni 2016 (Foto: Twitter)
Das «Pulse»-Massaker geschah am 12. Juni 2016 (Foto: Twitter)

#9 Treffen mit Griner Die professionelle Basketball-Spielerin Brittney Griner wurde im Februar 2022 am Moskauer Flughafen wegen des Vorwurfs des Drogenbesitzes verhaftet. Sie hatte in ihrem Gepäck Vape-Kartuschen mit Cannabis-Öl. Griner kam für fast zehn Monate ins Gefängnis, wegen Drogenschmuggels und -besitzes wurde sie zu neun Jahren Haft verurteilt (MANNSCHAFT berichtete).

Im Dezember 2022 kam Griner dann im Rahmen eines Gefangenenaustauschs für den russischen Waffenhändler Wiktor But frei. Auch US-Präsident Biden hatte sich für ihre Freilassung eingesetzt.

#10 Zuhörenkönnen Im Juni lud Harris die Darsteller*innen der Serie «Queer Eye» ins Weisse Haus ein. Sie wollte mit ihnen das 20. Jubiläum der Sendung feiern.

Sie führte mit ihnen ein Gespräch über die Anliegen der LGBTIQ-Community in den USA. Sie nahm sich Zeit für die Darsteller*innen und hörte ihnen zu. Es ging um Elternschaft gleichgeschlechtlicher Paare, um HIV-Tests, um Coming-out, den Kampf für Gleichberechtigung und um die Serie «Queer Eye».

«Euer Leben hängt davon ab!» Nach Taylor Swift hat sich auch Billie Eilish für Kamala Harris als US-Präsidentin ausgesprochen (MANNSCHAFT berichtete).

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