Weltweite Evangelische Allianz: Homosexuelle Paare nicht segnen!

Die Haltung des neuen Generalsekretärs Schirrmacher unterscheidet sich nicht von der seines Vorgängers

Foto Unsplash/Tim Marshall
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Der designierte Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), die weltweit über 600 Millionen Christ*innen vertritt, hält nichts davon, schwule und lesbische Paare zu segnen.

Im Blick auf den Umgang mit Homosexuellen rät der designierte Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), Thomas Schirrmacher, zu einer differenzierten Sichtweise. In der Bibel sei Homosexualität schliesslich nur ein Nebenthema. Auch in der überlieferten Verkündigung Jesu spiele das Thema keine Rolle.

Gleichwohl müsse man Position ergreifen, wie es die Weltallianz schon getan habe. Schirrmacher erklärt, man habe schon vor Jahren ein Strafgesetz gegen Homosexuelle in Uganda verurteilt (hier werden LGBTIQ immer wieder von der Polizei willkürlich festgenommen – MANNSCHAFT berichtete), aber zugleich auch die kolonialistisch-patriarchalische Art, wie westliche Nationen Uganda und die Menschen Afrikas überhaupt behandeln. Manchen Evangelikalen in den USA gehe das zu weit, vielen in Europa aber sei das noch zu wenig.

Er selbst lehne nach laut einem Bericht der evangelischen Nachrichtenagentur Idea eine Segnung schwuler und lesbischer Paare ab, die eine gleichgeschlechtliche Beziehung de facto der Ehe von Heterosexuellen gleichstelle: «Aber ich kann es auch nicht befürworten, homosexuell empfindenden Menschen das seelsorgerliche Gespräch zu verweigern, wie dies leider immer noch geschieht.“ Er halte praktizierte Homosexualität wie überhaupt jedwede Sexualität ausserhalb der zweigeschlechtlichen Ehe für nicht mit dem Willen Gottes vereinbar.

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Dass die Gesellschaft das heute völlig anders sehe, sei eine Erfahrung sehr vieler Christ*innen. Das Bewährungsfeld evangelikaler Eltern und Gemeinden in dem Bereich sei der Umgang mit den eigenen Kindern.

Schirrmacher hatte sich auf seinem Blog schon vor etlichen Jahren gegen die Diskriminierung von Homosexuellen ausgesprochen. «Dass sich aus dem Ideal der christlichen Ehe als monogam, lebenslänglich und zweigeschlechtlich eine Ablehnung aller anderen Formen von Sexualität – nur unter anderem der Homosexualität – ergibt, liefert in keiner Weise eine Legitimation, für die Diskriminierung anderer und andersdenkender Menschen.»

In demselben Blog-Eintrag schreibt er: Er sei auf dem Schulhof oft am freundlichsten zu Homosexuellen gewesen, da seine Eltern ihn strikt zu Gewaltlosigkeit, Respekt und Freundlichkeit allen gegenüber erzogen hätten. «Andere Klassenkameraden hatten zum Thema Homosexualität zwar keine theologische Auffassung, ja überhaupt keine eigentliche Begründung für ihre Sicht, aber was nützte das den Homosexuellen, wenn sie bewitzelt, blossgestellt, gerempelt oder gar verprügelt wurden?»

Der höchste Reformierte sagt Ja zur Eheöffnung

Der deutsche Theologe Schirrmacher tritt sein Amt am 1. März 2021 als Nachfolger von Bischof Efraim Tendero an. Besonders fortschrittlich war auch dessen Haltung gegenüber Homosexuellen nicht: Denn da sei die Bibel «sehr klar»: Sie lehre, «dass die Ehe eine Beziehung zwischen Mann und Frau ist». Tendero betonte laut einem Bericht von livenet.ch aber: «Wir verurteilen aber Menschen nicht, akzeptieren Personen, auch wenn wir ihre Handlungen nicht befürworten. Wir wollen das Evangelium und die Gnade Gottes zeigen.» Die christliche Botschaft könne Menschen und ihr Verhalten verändern.

Zur WEA gehören 140 nationale Allianzen mit zusammen über 600 Millionen Christ*innen.

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