Weil sich ein schwules Paar küsste: Angriff in Roms U-Bahnstation
Die Polizei sieht kein Hassverbrechen
In Rom gab es einen gewalttätigen Angriff auf ein schwules Paar. Der Vorfall stammt von Ende Februar, ein Video wurde jetzt veröffentlicht.
Es war in der Station Valle Aurelia: Jean Pierre Moreno küsst seinen Partner, als plötzlich ein Mann auftaucht, der sich zu den beiden umdreht und sagt: «Schämt Ihr Euch nicht?» Dann begannen seine Tritte und Schläge. Bisher will die Polizei nicht von einem Hassverbrechen sprechen.
Die LGBTIQ-Organisation GayNet Roma veröffentlichte jetzt ein Video, um auf den Angriff am 26. Februar aufmerksam zu machen. Es wurde von einem Zeugen mit dem Handy aufgenommen.
Keiner der beiden Männer wurde ernsthaft verletzt, aber die beiden erklärten, dass die Polizei den Angriff nicht als homophobes Hassverbrechen ansehe. Laut GayNet Roma wollte die Polizei nicht einmal das Material der Überwachungskameras abrufen, das automatisch alle sieben Tage gelöscht werde – nicht mal, nachdem sie eine Strafanzeige eingereicht hatten
Trans Frau in Frankfurt attackiert und verletzt
Rosario Coco von GayNet Roma erklärt: «Eine zusätzliche Beschwerde war erforderlich, um die Anfrage zum Abrufen der Videos der Überwachungskameras zu Papier zu bringen, um die Dynamik des Vorfalls beweisen zu können. Wir wissen derzeit nicht, ob die Bilder wiederhergestellt werden können.» Man warte nun auf die Erklärung der Staatsanwaltschaft und hoffe, dass alles getan werde, um den Angreifer zu identifizieren.
Wie GayNet Roma am Dienstagnachmittag via Twitter mitteilte, habe man den Schläger mittlerweile identifiziert.
Die Bürgermeisterin von Rom, Virginia Raggi, erklärte ihre Solidarität mit den beiden Männern. Jede Form von Diskriminierung und Gewalt müsse entschieden verurteilt werden. «Episoden wie diese stellen eine unerträgliche Straftat dar», schrieb sie bei Twitter.
Gewalt und Diskriminierung von LGBTIQ sind in Italien alltäglich, teilten die Aktivist*innen von Allout erst letztes Jahr mit. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern gibt es aber keinen rechtlichen Schutz vor Hassverbrechen. Untersuchungen der EU-Grundrechteagentur FRA (MANNSCHAFT berichtete) zeigten, dass es zwei von drei italienischen LGBTIQ (62%) vermeiden, mit ihrem Partner oder der Partnerin in der Öffentlichkeit Händchen zu halten. 30% meiden aus Angst vor Angriffen bestimmte Orte.
Eine Gesetzesvorlage, die Gewalt gegen LGBTIQ und Menschen mit Behinderung sowie Frauenfeindlichkeit zum Hassverbrechen machen würde, wurde im November 2020 vom italienischen Unterhaus verabschiedet, trotz monatelanger Proteste rechtsextremer und katholischer Gruppen.
Die Verabschiedung durch den Senat wurde jedoch durch den Regierungswechsel verzögert, aber auch durch den Widerstand der Senatoren der rechtsextremen Liga von Matteo Salvini, die der Koalition des neuen Premierministers Mario Draghi angehören.
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