Warum wir eigentlich den Coming-out-Day feiern
Den Anfang machte ein Protest in Washington, D.C.
Eine Welt, in der queere Menschen sich nicht outen müssen. Genauso, wie sich Heterosexuelle nicht outen müssen in der Welt, in der wir heute leben. Wann wird unsere Gesellschaft so weit sein?
Der Coming-out-Day hat am 11. Oktober 1988 das erste Mal in Amerika stattgefunden. Er will drei Dinge bewirken, die helfen sollen, eine Welt zu schaffen, in der alle sein können, wie sie wollen. Erstens ruft er Queers dazu auf, sich öffentlich (erneut) zu zeigen. Denn das Sichtbarmachen ist ein wirksames Mittel gegen Queerphobie: Je mehr Menschen LGBTIQ kennen, desto leichter können sie Vorurteile über Bord werfen.
Zweitens will der Aktionstag all jenen Mut machen, die ihn bisher nicht aufbringen konnten, um sich zu outen. Denn egal wie sich ein Mensch sexuell orientiert oder identifiziert: Wer sein Leben mit anderen teilen kann, pflegt seine Psyche und Physis.
Drittens geht es darum, die heteronormative Gesellschaft darüber aufzuklären, warum ein offenes Leben für Queers schwierig sein kann und wie sie dabei unterstützt werden können.
Übrigens stammt das Logo des Coming-out-Day von Pop-Art-Künstler Keith Haring, der 1990 mit 31 Jahren an Aids starb. Es zeigt eine Person, die aus einem Wandschrank heraustanzt.
Tausende und neun Coming-outs Auf die Frage, outen oder nicht outen, gibt es keine Schwarz-Weiss-Antwort. Nach dem inneren Coming-out, also dem Entdecken und Akzeptieren der eigenen Gefühle, folgt das erste äussere Coming-out, das als das schwerste gilt. Wie und wann dieses erfolgt, entscheidet jede Person selbst. Danach reihen sich tausende Coming-outs aneinander, praktisch jeder neue Kontakt verlangt eine Entscheidung.
Gabriella, Helle, Lukas, Michael, Night, Reto, Marcel und zwei Alexander erzählen ihre eigene Coming-out-Geschichte. Jede davon ist einzigartig. Und doch haben sie eines gemeinsam: ein Gefühl des Sich-Befreiens.
Bis alle im gleichen Raum tanzen Der Coming-out-Day ist einer von vielen Tagen und Wegen. Er kann helfen, die Angst vor dem ersten Schritt zu mindern. Angst, abgewiesen zu werden. Angst, nicht mehr dazuzugehören. Doch wozu dazugehören?
Im Buch von Jochen Schropp, dem deutschen Schauspieler und Fernsehmoderator, bringt es seine Interviewpartnerin Miriam Junge auf den Punkt: «Je öfter wir uns outen, desto sichtbarer werden wir und sorgen auch für mehr Verständnis und Respekt bei unserem Gegenüber – und umso schneller schaffen wir eine Gesellschaft, in der wir so sein können, wie wir sein wollen.»
In einer solchen Gesellschaft gibt es keine Angst mehr. In einer solchen Gesellschaft gibt es auch kein Coming-out mehr. In einer solchen Gesellschaft muss niemand mehr aus dem Wandschrank springen, weil jede*r im gleichen Raum tanzt.
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