«Verstehe die moralingesäuerte Diskussion um die Ehe für alle nicht»
Der Schweizer Fernsehmoderator lebt mit seinem Freund in Appenzell
Marco Fritsche begleitet für «Bauer, ledig, sucht…» wieder Landwirte auf Partnersuche – und ist selbst kürzlich mit seinem Freund zusammengezogen. Im Interview mit MANNSCHAFT+ spricht der TV-Moderator und Journalist über das Leben auf dem Land und die Ehe für alle.
Viele stellen sich ländliche Regionen als besonders hartes Pflaster für LGBTIQ-Menschen vor. Du scheinst dich jedoch dort wohlzufühlen – täuscht dieses Vorurteil also? Dieser angebliche Stadt-Land-Graben ist in der Schweiz gerade ein grosses Thema. Ich glaube, dass es auf dem Land, wo der Austausch und Kontakt untereinander oft intensiver und häufiger ist, mehr Exzentrik des oder der Einzelnen verträgt. Das heisst: Wenn du dich im Alltag als umgängliche Zeitgenossin oder umgänglichen Zeitgenossen zeigst, wird dir viel guter Wille entgegengebracht – auch wenn du nicht gleich lebst wie dein Gegenüber.
Hast du vielleicht auch mit deinem spezifischen Wohnumfeld etwas Glück gehabt? (schmunzelt) Ich glaube nicht, dass mein Wohnumfeld in Appenzell besonders progressiv ist. Ob ich eventuell einen kleinen «Fritsche-Bonus» habe, kann ich nicht beurteilen. Aber ich mag meine Mitbürgerinnen und Mitbürger sehr, und sie sind mit mir grosszügig und herzlich, weil ich wohl schon als Kind «echli en Paradiesvogel» war. Passt also hoffentlich für beide Seiten!
Wie blickst du auf die Abstimmung vom 26. September, wenn es um die Ehe für alle geht? Ich hoffe sehr, dass die Ehe für alle an der Urne angenommen wird und ich weible auch in meinem Umfeld so gut es geht dafür. In Appenzell, da mache ich mir keine Illusionen, wird die Vorlage wohl keine Chance haben. Aber Appenzell ist ja nur mein Nabel der Welt und in dem Fall zum Glück nicht das (politische) Epizentrum der Schweiz.
Was hältst du von den Argumenten und der Plakatkampagne der Gegner*innen? Die Plakatkampagne muss ich nicht gross kommentieren, das ist schlicht politische Schaumschlägerei und unsachliche Skandalisierung. Wir als Community dürfen da aber auch nicht zu empfindlich sein. Denn wenn wir «in den Ring steigen», ist es klar, dass wir auch mal etwas abbekommen. Nicht rumheulen, sondern weiterkämpfen für unsere Sache ist da in meinen Augen die gescheiteste Reaktion.
Du bist kürzlich mit deinem Freund August zusammengezogen: Kannst du dir vorstellen, selbst einmal zu heiraten, wenn die Ehe für alle Realität ist? Na, jetzt mal ganz ruhig mit den jungen Pferden! Ich bin mit meinem Freund ein dreiviertel Jahr zusammen, da ist unser Zusammenziehen schon ein grosser Schritt. Wir müssen jetzt also nicht gleich vom Heiraten reden. Mir geht es bei diesem Gesetz aber auch nicht darum, dass ich heiraten will, sondern dass ich heiraten können will. Gleiche Rechte und Pflichten sind da der Ausgangspunkt. Ich meine, meine Pflichten als Schweizer Staatsbürger wahrzunehmen und zu erfüllen. Darum sehe ich nicht ein, weshalb ich nicht die gleichen Rechte haben darf!
Es wäre mir zumindest noch nicht aufgefallen, dass ich auf meiner Steuererklärung einen «Schwulen-Discount» gefunden hätte, weil mir das Recht auf Ehe verwehrt bleibt. So simpel sehe ich das. Und ich verstehe darum auch die «moralingesäuerte» Diskussion nicht immer. «It’s the human rights, stupid», bin ich da manchmal versucht zu sagen.
Marco Fritsche ist jeden Donnerstag um 20.15 Uhr auf 3+ in der 17. Staffel von «Bauer, ledig, sucht…» zu sehen.
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