Verspielt Madonna gerade ihre queere Fangemeinde?
Die Sängerin ist eine Anhängerin der kontroversen Ärztin Stella Immanuel
Madonna unterstützt die umstrittene Ärztin Stella Immanuel, die mit wirren Theorien und Falschaussagen für Schlagzeilen sorgt. Fans zeigen sich von der Queen of Pop enttäuscht.
Stella Immanuel war bis vor Kurzem eine unbekannte Kinderärztin aus Houston im US-Bundesstaat Texas. Als Teil der neu gegründeten Ärztegemeinschaft «America’s Frontline Doctors» geriet die 55-Jährige nun dank Donald Trump und der rechtspopulistischen Plattform «Breitbart» in die internationalen Schlagzeilen. Der US-Präsident bezeichnete sie als «wichtige Stimme» im Kampf gegen Corona. Stella Immanuel hat auch Madonna überzeugt. Die Ärztin habe einen Impfstoff gefunden, behauptet die Sängerin.
Stella Immanuel ist nicht nur als Ärztin, sondern auch als Pastorin unterwegs. Unter anderem ist sie davon überzeugt, dass Masturbation und sexuelle Fantasien mit Dämonen der Grund für gynäkologische Erkrankungen sind. In ihren Videos erzählt sie ihrer Anhängerschaft, dass Reptilien und Ausserirdische im Weissen Haus regieren und Forscher an einem Impfstoff arbeiten, um Menschen immun gegen die Religion zu machen. Und: Stella Immanuel gilt als LGBTIQ-Gegnerin und bezeichnet Homosexualität als «Agenda des Teufels».
Immanuel propagiert Hydroxychloroquin als Heilmittel für Corona und sprach sich vor einigen Wochen gegen das Tragen von Gesichtsmasken aus. Sie selbst habe bereits 350 Patient*innen damit behandelt. Trump hatte das Malariamedikament bereits vor wenigen Monaten als Behandlungsmethode gegen Corona angepriesen und es angeblich auch selbst zwei Wochen lang eingenommen – zur Vorbeugung. Internationale Studien sind mittlerweile zum Schluss gekommen, dass Hydroxychloroquin keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf von Corona-Patient*innen nimmt. Im Gegenteil: Das Medikament kann sogar das Herz schädigen und teilweise schwere Nebenwirkungen hervorrufen. Stella Immanuel bezeichnet diese Studien als «gefälschte Wissenschaft».
Madonna fordert strengere Waffengesetze mit neuem Video
Madonna, die sonst als ausgesprochene Kritikerin von Donald Trump und der Rechtskonservativen gilt, postete am 28. Juli ein Video von Stella Immanuel und bekräftigte ihre Behauptung, dass für Corona ein Impfstoff gefunden wurde. «Die Wahrheit befreit uns!», schrieb sie in ihrem Post. «Diese Frau ist meine Heldin … Danke Stella Immanuel.» Zudem behauptete die 61-Jährige gegenüber ihren über 15 Millionen Follower*innen, dass der Corona-Impfstoff schon seit Monaten verfügbar sei, dieser jedoch unter Verschluss gehalten werde, «damit die Reichen reicher und die Armen und Kranken kränker werden».
Der Post sorgte für eine heftige Reaktion unter ihren Fans, die sich ungläubig über Madonnas Worte äusserten. Es ging nicht lange, bis Instagram reagierte und den Post zuerst mit dem Hinweis «Falschinformation» versah, schliesslich jedoch ganz löschte. Madonna protestierte, postete das Video erneut und beklagte sich über Zensur. Doch das Video wurde erneut prompt entfernt.
Seither ist fast eine Woche vergangenen und Madonna äusserte sich nicht mehr zum Thema. Ihre Posts drehen sich um die Black-Lives-Matter-Bewegung und über den am Wochenende verstorbenen Alan Parker, Regisseur des Filmmusicals «Evita», in dem sie die Hauptrolle spielte.
«Jung und schwul zu sein, ist nicht immer einfach»
Immer noch fassungslos sind Madonnas Fans, die eine Stellungnahme ihres Idols fordern. «Sorry Madonna, du kannst nicht einfach deinen Post löschen und dich zurückziehen», twitterte Matthew Rettenmund, Herausgeber der Encyclopedia Madonnica. «Wir haben eine Erklärung verdient, und du solltest deine Heldin des Tages, Stella Immanuel, ablehnen. Das geht über die Fangemeinde hinaus.»
Auch Musiklegende Annie Lennox wandte sich öffentlich an Madonna. «Das ist absoluter Wahnsinn!», schrieb sie gemäss diverser Medien. «Ich kann nicht glauben, dass du diese gefährliche Quacksalberei befürwortest. Ich hoffe, dass deine Seite gehackt wurde und du dich bald erklärst.»
Madonna, die nie um eine Antwort verlegen war, bleibt still. Das Schweigen dürfte der Queen of Pop nicht nur viele Fans kosten, sondern auch ihrem Erbe langfristig schaden, wie Jaime Tabberer für Metro schreibt. «Ich bin ein riesiger Fan von Madonna. Als schwules Kind der Neunziger war sie meine spirituelle Mutter, ihr bahnbrechendes Album Ray of Light meine Bibel», schrieb er. Für ihre Exzentrizität und Ausrutscher hie und da sei Madonna bekannt – man denke etwa an ihre operierten Pobacken und ihre Selbstvergleiche mit Nelson Mandela, John Lennon oder Jesus. «Madonnas Fall in Ungnade schien einst undenkbar, ist jetzt aber eine echte Möglichkeit. Was schlimmer ist: Wir könnten mittendrin sein.»
Ende Juli wurde bekannt, dass Madonna eine von Russland aufgebrummte Geldstrafe wegen pro-LGBTIQ-Äusserungen nie zahlte (MANNSCHAFT berichtete).
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