Vatikan warnt erneut vor Reformweg in Deutschland
Die mächtigsten Mitglieder der römischen Kurie haben einen Brief geschrieben
Seit längerem verfolgt der Vatikan den Reformprozess der deutschen Katholik*innen äusserst kritisch; nun hat er noch einmal zusätzlich Bedenken angemeldet.
Die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte am Montag einen Brief, den ranghohe Vatikan-Vertreter an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, geschrieben haben. Darin wenden sie sich gegen einen wichtigen Beschluss der Synodalversammlung, des wichtigsten Gremiums des Reformprozesses Synodaler Weg.
Die Synodalversammlung hatte im September in Frankfurt/Main beschlossen, dass Bischöfe, kirchliche Mitarbeiter*innen und sogenannte Lai*innen – die einfachen Gläubigen in den Gemeinden – künftig dauerhaft im Gespräch bleiben sollen. Dazu ist ein Synodaler Ausschuss vorgesehen, der bis 2026 einen Synodalen Rat vorbereiten soll. In diesem Gremium mit bundesweiter Zuständigkeit sollen Kleriker und Laien gemeinsam beraten und beschliessen.
Der Vatikan hatte jedoch schon im vergangenen Sommer klargestellt, dass die Deutschen nicht befugt seien, neue Leitungsgremien zu schaffen. In dem jetzt verfassten Schreiben heisst es, man wolle «klarstellen, dass weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine Bischofskonferenz die Kompetenz haben, den „Synodalen Rat“ auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzurichten».
Das Schreiben ist unterzeichnet von Staatssekretär Pietro Parolin, einer Art Aussenminister des Vatikans, Kardinal Luis Francisco Ladaria Ferrer, Chef der Glaubenskongregation, die über die Einhaltung der katholischen Lehre wacht, und Bischofspräfekt Marc Ouellet. Alle Drei gehören zu den mächtigsten Mitgliedern der römischen Kurie, der Zentralverwaltung der katholischen Weltkirche.
Ausgelöst wurde die Intervention des Vatikans durch einen Brief des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki und der Bischöfe von Eichstätt, Augsburg, Passau und Regensburg, die den Reformprozess Synodaler Weg alle skeptisch bis ablehnend begleiten. Sie hatten beim Vatikan angefragt, ob sie an dem beschlossenen Synodalen Ausschuss teilnehmen müssten beziehungsweise dürften.
Niemand stellt die Autorität des Bischofsamtes infrage.
Bischof Bätzing wies die Bedenken aus dem Vatikan in einer Pressemitteilung zurück. Die Sorge, hier könne ein Gremium entstehen, das über der Bischofskonferenz stehe oder die Autorität der einzelnen Bischöfe aushebeln könne, sei «nicht begründet», erklärte Bätzing. «Niemand stellt die Autorität des Bischofsamtes infrage», versicherte er.
Der Synodale Weg der deutschen Katholiken strebt Reformen in den Bereichen Stellung der Frau in der Kirche, Umgang mit Macht, katholische Sexualmoral und vorgeschriebene Ehelosigkeit der Priester (Zölibat) an. Der Vatikan lehnt die angestrebten Neuerungen ab und sieht sogar die Gefahr einer Kirchenspaltung.
In Deutschland fordert unter anderem das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), Liebesbeziehungen von Homosexuellen zu segnen (MANNSCHAFT berichtete). In der evangelischen Kirche sind solche Segnungen schon weit verbreitet, vielerorts gibt es auch kirchliche Trauungen für Homosexuelle (MANNSCHAFT berichtete).
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