Unternehmen entdecken geschlechtslose Produkte
Nicht Mann und nicht Frau: Ob Kleidung, Spielzeug oder Bohrer – so manches Unternehmen gestaltet Produkte inzwischen so, dass sie sich nicht mehr eindeutig einem Geschlecht zuordnen lassen. Der Trend hat allerdings seine Grenzen.
(dpa) Blau für Jungen, rosa für Mädchen? Bei manchen Unternehmen ist das Vergangenheit. Vor allem in der Modebranche, aber auch im Spielwaren- oder Technikbereich, setzen einige Hersteller inzwischen auf Produkte, die sich keinem Geschlecht zuordnen lassen.
[quote align=’right‘] «Bei Produkten geht es nicht ums Geschlecht, sondern um den Menschen»[/quote] «Ganze Produktwelten werden dabei nach Interessenbereichen und Funktion gestaltet», erklärt Verena Muntschick vom Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main. «Man geht dann beispielsweise nicht mehr in ein Kaufhaus und muss sich entscheiden, ob man die Abteilung für Männer oder für Frauen ansteuert.» Ein Beispiel sei die britische Kaufhauskette Selfridges, die mit «Agender» Anfang des Jahres probeweise eine geschlechtsneutrale Modeabteilung einrichtete.
«Statt von unisex würde ich eher von nosex reden, weil es bei den Produkten gar nicht mehr um das Geschlecht, sondern um den Menschen geht», sagt die Trendforscherin mit Blick auf die Entwicklung. Die Modemarke «& Other Stories», Tochter der schwedischen Kette H&M, ging noch einen Schritt weiter und brachte eine Transgender-Kollektion auf den Markt. Kleider und Models sind optisch keinem Geschlecht zuzuordnen.
In den USA gibt es schön länger eine Diskussion um von Industrie und Einzelhandel forcierte Gender-Klischees, wie die Farben Rosa und Blau bei Kinderkleidung. Einige Startup-Bekleidungsfirmen sind bereits mit dem Ziel angetreten, Stereotypen Alternativen entgegenzusetzen.
«Hugo Boss wird das erst dann machen, wenn es massentauglich ist.» Bei deutschen Unternehmen ist die Entwicklung Handelsexperte Bauer zufolge allerdings noch nicht weit fortgeschritten: «Das kommt mehr aus dem Ausland», sagt der Fachmann. «Deutsche Modefirmen gehen in der Hinsicht nicht voraus. Hugo Boss wird das erst dann machen, wenn es massentauglich ist.» Ein Beispiel sei die Boyfriend-Jeans, die deutsche Hersteller mittlerweile in den Kollektionen haben.
Produkte, die sich für Männer und Frauen eignen, hat neben «& Other Stories» etwa das Münchner Taschenlabel MCM im Sortiment. In der Parfumabteilung gibt es schon länger Unisex-Düfte. «Bei den Branchen gibt es im Grunde keine Grenzen», sagt Muntschick. «Potenzial sehe ich noch im Baumarktbereich – etwa bei kleineren, leichteren Bohrern, die sich für jeden eignen.»
Für Unternehmen hätten geschlechtslose Produkte auch Vorteile bei der Werbung, «da die homogenen Zielgruppen Mann/Frau heutzutage gar nicht mehr existieren», sagt die Trendforscherin. Zudem finde sich nicht jeder in einer geschlechtsspezifischen Marketingkampagne wieder.
«Grundsätzlich erweitert es den Markt», sagt auch Handelsfachmann Bauer. «Wenn wirklich nur ein Produkt für alle hergestellt wird, hat das natürlich auch Vorteile bei den Produktionskosten.»
Das sei allerdings die Seltenheit: «Für den breiten Markt gibt es erhebliche physische Grenzen. Männern passen einfach keine Damengrössen», betont er. Das gelte etwa für die Sportartikelbranche, in der es auf perfekte Passformen ankomme oder auf Funktionen, die schlicht eigene Männer- oder Frauenprodukte nötig machten.
Auch die Unisex-Abteilung bei Selfridges ist inzwischen nicht mehr geschlechtslos. «Das war ein sechswöchiges Experiment», erklärt das Kaufhaus. Man überlege derzeit, wie das Projekt weitergehen könne. Beim Zukunftsinstitut sieht man generell Bedarf an solchen Artikeln. Muntschick: «Niemand sollte sich falsch fühlen, wenn er ein Produkt kauft.»
Das könnte dich auch interessieren
Queerfeindlichkeit
Schweiz: Mehr LGBTIQ-Diskriminierung als im EU-Durchschnitt
In der Schweiz erleben LGBTIQ-Personen häufiger Gewalt und Diskriminierung als in anderen europäischen Ländern. Eine ablehnende Haltung gegenüber queeren Menschen haben eher Männer, religiöse und ältere Menschen.
Von Newsdesk Staff
Schwul
News
TIN
Lesbisch
Schweiz
Gedenktag
Tödliche Gewalt gegen trans Menschen: Alarmierende Zahlen
Am 20. November findet weltweit der Transgender Day of Remembrance statt, ein Gedenktag für die Opfer transfeindlicher Gewalt. 2023 wurden weltweit mehr Morde an trans Menschen registriert.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
TIN
International
Kurznews
++ Nur wenige Personen gendern ++ Kiel: Pride-Banner gestohlen ++
Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland. Unser Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 18. November 2024.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Gendern
News
Sport
Förderprogramm nimmt ersten offen schwulen Wrestler unter Vertrag
Als erster offen schwuler Wrestler wurde Aaron Rourke Teil des neu gestarteten Rekrutierungsprogramms von World Wrestling Entertainment. Sein Spitzname «Evil Gay» könnte nicht treffender sein, denn Rourke ist entschlossen, die Wrestling-Welt zu erobern.
Von Newsdesk Staff
Schwul
News