Unfreiwilliges Outing wegen Contact-Tracing?
In Südkorea setzen die Behörden rigorose Contact-Tracing-Massnahmen um
Ein Corona-Ausbruch in LGBTIQ-Clubs der südkoreanischen Hauptstadt Seoul lässt kritische Stimmen aufkommen. Contact-Tracing könnte die Sexualität ungeouteter Personen verraten.
Am 8. Mai vermeldete das südkoreanische Zentrum für Krankheitskontrolle 15 neue Corona-Fälle, die auf Clubs in Itaewon zurückzuführen sind. Das Ausgehviertel der Hauptstadt Seoul ist sowohl bei Einheimischen als auch bei Ausländer*innen beliebt. Nachdem einige Medien die betroffenen Betriebe als LGBTIQ-Clubs identifiziert hatten, warnten Organisationen vor den negativen Folgen des Contact-Tracing, unter anderem ein unfreiwilliges Outing und eine mögliche Diskriminierung von LGBTIQ-Personen. Die Anfragen «Gay» und «Itaewon Corona» zählten kurz darauf zu den Top-Suchbegriffen des südkoreanischen Webportals Naver.
Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge verfügt die Stadt Seoul über eine Liste von 1500 Personen, die sich am vergangenen Wochenende in den Clubs aufgehalten haben. Die Behörden fordern die Gäste auf, sich während den nächsten zwei Wochen in die Selbstisolation zu begeben und sich auf Corona testen zu lassen.
In den Medienberichten waren das Alter, das Geschlecht, die berufliche Tätigkeit, der Aufenthaltsort und die Bewegungen des Mannes aufgeführt, der nach dem Besuch eines betroffenen Clubs als erste Person positiv auf Corona getestet wurde. «Die Veröffentlichung solcher Informationen ist nicht nur nutzlos, sondern auch eine gravierende Menschenrechtsverletzung, die in seine Privatsphäre eindringt und ihn gegenüber der Gesellschaft outet», sagte die Organisation «Solidarity for LGBT Human Rights in Korea» gegenüber Reuters.
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User*innen äusserten sich in den sozialen Medien besorgt. Eine öffentliche Bekanntgabe solcher Informationen könnte ungeoutete Clubgäste daran hindern, sich auf Corona testen zu lassen. Wie Reuters weiter berichtet, hatten einige Medien den Hinweis auf «Schwulenbars» im Nachhinein wieder entfernt.
In Südkorea ist die Zahl von neuen Corona-Fällen massiv zurückgegangen, mehrere Lockerungsmassnahmen wurden bereits umgesetzt. Ein Grossteil der Neuinfektionen betrifft Personen, die kürzlich aus Übersee angereist sind. Das Land setzt auf eine Vielzahl von Contact-Tracing-Massnahmen, darunter Kreditkartenbewegungen sowie die Auswertung von Handy-Daten und öffentlichen Kameras. Menschen, die sich in der Nähe einer neu infizierten Person aufgehalten haben, erhalten daraufhin eine automatisierte SMS mit einem Hinweis.
Die Behörden gehen davon aus, dass die Zahl der Infektionen in den Clubs noch weiter steigen wird. «Es sind die Zustände in diesen Lokalen, über die wir am meisten besorgt sind», sagte Jeong Eun-kyeong, Geschäftsführer des südkoreanischen Zentrums für Krankheitskontrolle, gegenüber Reuters und bezeichnete damit das Gedränge und unzureichende Lüftung in den Clubs. «Wir müssen das Management in diesen Einrichtungen stärken und raten allen davon ab, sie zu besuchen.»
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In Südkorea sind homosexuelle Handlungen legal, allerdings sind gemäss diversen Organisationen Hassdelikte und die Stigmatisierung von LGBTIQ-Personen immer noch ein Problem.
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