Tickets, Termine, The Kelly Family – Die Blattkritik von Frank Richter
Der Comedian hat «Event.» gelesen
Frank Richter durchforstet die Medienlandschaft nach den wahren Perlen unter den Zeitschriften. Seine satirische Analyse erschien jeweils in der Printausgabe von Mannschaft Magazin.
Anscheinend ja. Zuerst dachte ich, es handle sich bei Event. um ein neues Gratismagazin. Von der Aufmachung her kommt das Heftli nämlich wie Friday von 20 Minuten rüber. Also mattes Recyclingpapier, Geschichten mit Promis und relativ viel Werbung. Allerdings kostet das Heft fünf Franken. Was mich auf den zweiten Blick stutzig macht, ist der Hinweis unter dem Titel: «by ticketcorner». Warum sollte Ticketcorner ein Interesse daran haben, ein Magazin zu verlegen? Doch nicht etwa, um die eigenen Shows mit schludrigen Promotexten zu bewerben und somit mehr Tickets zu verkaufen?!
Warum habe ich am Kiosk dafür fünf Franken bezahlt?!
Ein Blick ins Impressum verrät: Das Heft wird von Ringier produziert. Was Sinn macht, denn schliesslich gehört Ringier ja auch die Firma Ticketcorner. Event. erscheint sechsmal jährlich und nennt sich selbst «das grösste Schweizer Entertainment-Magazin zu Live-Entertainment, Kultur und Sport.» Blick-Leser*innen erhalten es umsonst, ausserdem liegt es bei Ticketcorner-Filialen auf und ist auf ticketcorner.ch als PDF gratis zu lesen. Darum sei an dieser Stelle die Frage erlaubt: Warum habe ich am Kiosk dafür fünf Franken bezahlt?!
Aber ich will ja nicht so sein. Für ein gutes Printprodukt aus dem Hause Ringier zahle ich natürlich gerne fünf Stutz. Qualitätsjournalismus hat halt seinen Preis. Und ja, der Satz gerade eben war ironisch gemeint. Im aktuellen Event. gibt es auf 74 Seiten ganz viele Konzerttipps, Veranstaltungskalender, Buchtipps sowie einige Interviews. Erfrischend: Im Gegensatz zu «Friday» versteckt sich nicht in jedem zweiten Text irgendein Produkt, das beworben wird. Beworben werden hier halt einfach die eigenen Events. Ein bisschen Eigenleistung ist aber trotzdem mit dabei. Es gibt Interviews mit Trompeter Till Brönner, Comedian Alain Frei sowie der Kelly Family. Ach ja, und eines mit Vera Dillier. Die Jetsetterin verrät, dass sie das zweitletzte Konzert von Elvis damals noch live gesehen habe. Titel des Interviews: «Elvis begeisterte mich». Dass direkt neben ihrem Interview eine ganzseitige Anzeige für «Elvis – Das Musical» prangt, ist bestimmt nur Zufall.
Etwas enttäuschender fällt das Porträt über Ed Sheeran aus. In jedem dritten Satz wird hervorgehoben, wie natürlich und am Boden geblieben der 26-Jährige doch sei. Angereichert wird das Ganze mit Zitaten, die der Sänger mal in irgendwelchen Interviews von sich gegeben hat. Auf die Quellenangabe der Interviewpassagen verzichtet man konsequent. Wie eigentlich immer im Hause Ringier. Damit könnte ich ja noch leben, denn es geht es ja nicht wirklich darum, Ed Sheeran vorzustellen, sondern man möchte seine beiden Konzerte im Letzigrund-Stadion bewerben.
Allerdings möchte ich an dieser Stelle nochmals auf das grauenhafte Layout zu sprechen kommen. Event. sieht so ein bisschen aus, als hätten Friday und die Schweizer Familie ein Kind gezeugt, das nun die hässlichen Klamotten der älteren Geschwister abtragen muss. Lieblos, uninspiriert und bei genauerem Hingucken etwas peinlich. Das ist natürlich völlig ok, solange man für das Heft nichts bezahlt hat. Aber fünf Franken für einen gedruckten Konzertkalender zu verlangen, ist schon etwas dreist. Das würde übrigens auch Ed Sheeran sagen, da bin ich mir sicher. Schliesslich ist er gemäss irgendeinem Interview ja total am Boden geblieben und sparsam. Wie sie halt so sind, die Multimillionäre.
Kaufempfehlung für … … die «Friday»-Leserschaft, Konzertliebhaber, Angestellte von Ticketcorner.ch
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