Tattoos? Lieber ohne statt mit, sagt unser Besserwisser

Sogar Sisi (!) liess sich im Alter von 51 Jahren einen Anker stechen

Tattoos? Unser Besserwisser Michel Bossart hält nichts von permanenten Körperverzierungen. (Bild: Norbert Buduczki/Unsplash)
Tattoos? Unser Besserwisser Michel Bossart hält nichts von permanenten Körperverzierungen. (Bild: Norbert Buduczki/Unsplash)

Von Tribals über japanische Oberarmtätowierungen bis hin zu minimalistischen Linien: Tattoos sind permanent, aber auch den Modeschwankungen unterworfen. Unser Besserwisser Michel Bossart hält nichts von ihnen.

Wenn es um Tätowierungen geht, dann ist die Welt zweigeteilt: Die einen, die eins haben, und die andern, die sowas niemals tun würden. Doch warum lassen sich Menschen überhaupt Tattoos stechen? Tätowierungen sind immerhin etwas, das man ein Leben lang mit sich rumträgt. Etwas, an das man auf Gedeih und Verderb gebunden ist; etwas (beinahe) Unumkehrbares. Normalerweise sind wir Menschen doch eher vorsichtig und lassen uns jeweils ein Hintertürchen offen.

Zugegeben: beim Kinderkriegen geht das auch nicht. Aber wenn mir mein Beruf nicht mehr gefällt, bilde ich mich weiter. Wenn ich das T-Shirt nicht mehr mag, kauf ich mir ein neues. Die Nachbarschaft passt dir nicht, dann zieh weg. Ein Gericht schmeckt mir nicht, dann esse ich künftig etwas anderes.

Psycholog*innen haben etwas hilflos versucht, zu deuten, warum Menschen sich tätowieren lassen: Tätowierte seien eher extrovertiert und offen für neue Erfahrungen, abenteuerlustig und empfänden sich als etwas Besonderes. Okay. Um ein Abenteuer zu erleben, brauche ich doch kein Tattoo, und mit Verlaub: Die gefühlte Hälfte aller Menschen – bei den Schwulen sind es gefühlte zwei Drittel – kann unmöglich von sich behaupten, sie sei etwas Besonderes, bloss weil sie tätowiert ist.

Wer nun meint, vor den Hipster*innen hätten zuerst Matrosen und Sträflinge die Tattoos für sich entdeckt, lasse sich eines Besseren belehren: Tattoos sind fast so alt wie die Menschheit selbst und in allen Erdteilen unabhängig voneinander entstanden. Das Wort stammt vom samoanischen «tatau» ab, und lange Zeit sagte man im Deutschen «Tatuierung», bevor sich Anfang des 20. Jahrhunderts «Tätowierung» durchsetzte und wir heute beim neudeutschen «Tattoo» angekommen sind.

Illustration: Dominik Schefer
Illustration: Dominik Schefer

Vor 30 Jahren gewannen die Tattoos eine grössere Beliebtheit, wohl gleichzeitig mit dem einsetzenden Jugend- und Schönheitswahn. Auch wenn Tätowierungen vorher gesellschaftlich stigmatisiert waren, so gab es auch in der Vergangenheit viele prominente Träger*innen: Der britische König Georg V (1865–1936), der spanische König Alfonso XIII (1886–1941), der dänische König Frederik IX (1899–1972) sollen eins gehabt haben, und sogar die Kaiserin aller Kaiserinnen – Sisi (1837–1898) – liess sich im Alter von 51 Jahren einen Anker auf die Schulter stechen.

Allen der Generation Y und allen Millennials sei gesagt: Wir Reinhäuter*innen – den Begriff gibts tatsächlich, obschon er etwas nach Nazi klingt – freuen uns, dass ihr eure Körper mit Tinte verschönert und mit Rosen, Tribals, Namen, Jahreszahlen, Tiermotiven und Herzchen verziert habt. Nachmachen wollen wir es euch trotzdem nicht, denn wenn wir an unseren schrumpeligen Lebensabend denken, ja dann halt eben lieber ohne aus der Form gefallene Zeichnungen auf der Haut.

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