IS und syrische Beamte vergewaltigen und quälen LGBTIQ

Die vom Krieg zerstörte syrische Stadt Aleppo. (Bild: Aladdin Hammami/Unsplash)
Die vom Krieg zerstörte syrische Stadt Aleppo. (Bild: Aladdin Hammami/Unsplash)

Überlebende LGBTIQ-Flüchtlinge erzählen von Gräueltaten unter dem syrischen Regime und dem Islamischen Staat IS. Schwule Männer und trans Frauen sind besonders betroffen.

Mehr als 40 LGBTIQ-Flüchtlinge aus Syrien berichten gegenüber Human Rights Watch im Libanon von menschenverachtenden Übergriffen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt, erlebten sie Vergewaltigungen und sexuelle Belästigungen. In einigen Fällen wurden gar ihre Genitalien angezündet. Täter sind sowohl Mitglieder des Islamischen Staats IS als auch Angehörige der syrischen Behörden und Sicherheitskräfte.

Bei den Geflüchteten handelt es sich um Personen, die erfolgreich aus Syrien in den Libanon flüchten konnten und nun physisch und psychologisch schwer traumatisiert sind. Nicht selten werden LGBTIQ-Syrer*innen von der eigenen Familie verjagt mit Sätzen wie «Hau ab, verlass das Land» oder «Ich wünschte, sie würden dich töten».

Sara Kayyali von Human Rights Watch bemängelt, dass für LGBTIQ-Personen auf der Flucht oft keine Betreuung oder Anlaufstellen bestehen. Im Vergleich zu Organisationen, die sich für geflüchtete cis Frauen und Mädchen einsetzen, gebe es viel Nachholbedarf. Aus Scham würden Mitglieder der LGBTIQ-Community nur widerwillig um Hilfe bitten für Probleme wie Blutungen im Analbereich oder Depressionen.

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Trans Frauen und Männer, die schwul sind oder als schwul gelesen werden, seien besonders von Belästigungen und sexuellem Missbrauch betroffen, vor allem bei Kontrollpunkten, Haftanstalten und bei Hausdurchsuchungen. «Aufgrund ihrer Traumata können sie mit ihrem Leben nicht weiterleben oder normale Beziehungen führen», sagt Kayyali. «Albträume plagen sie auch Jahre später.»

Human Rights Watch erwähnt den Fall eines Mannes, der in einem syrischen Gefängnis mit Stöcken vergewaltigt worden sei. Eine Frau habe sich den Kopf rasiert, um sich als Mann zu tarnen.

Seit 2011 herrscht in Syrien Bürgerkrieg, der bereits mehrere Hunderttausend Tote forderte und Millionen in die Flucht trieb. Mit Ausnahme einiger Gebieten im Norden ist das ganze Land wieder unter Kontrolle des syrischen Machtinhabers Bashar al-Assad. 2018 bezeichneten die Vereinten Nationen die ausufernde sexuelle Gewalt der Regierungskräfte und Militärs gegenüber Männern und Frauen als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit.

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Gerade für LGBTIQ-Menschen, die in Syrien Opfer sexueller Gewalt werden, sei die Situation gefährlich, sagt Ian Alkadi, Gründer der syrischen Lobbying-Gruppe «LGBT+ Arabic», gegenüber Reuters. Homosexuelle Handlungen sind in Syrien mit bis zu drei Jahren Haft strafbar. Oftmals würden bewaffnete Extremisten LGBTIQ Selbstjustiz ausüben und LGBTIQ-Personen hinrichten. «Sie können nirgends Hilfe holen», sagt er. «Das deprimiert uns, weil wir nichts dagegen tun können. Das einzige, was ihnen bleibt, ist die Flucht ins Ausland.»

Mehr zum Thema: MANNSCHAFT porträtierte 2016 den Flüchtling Subhi Nahas. «Wenn du nicht tot bist, nachdem du vom Gebäude geworfen wurdest, wirst du von der Bevölkerung gesteinigt», sagte er über die damaligen Zustände in Syrien. 

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