IS und syrische Beamte vergewaltigen und quälen LGBTIQ
Überlebende LGBTIQ-Flüchtlinge erzählen von Gräueltaten unter dem syrischen Regime und dem Islamischen Staat IS. Schwule Männer und trans Frauen sind besonders betroffen.
Mehr als 40 LGBTIQ-Flüchtlinge aus Syrien berichten gegenüber Human Rights Watch im Libanon von menschenverachtenden Übergriffen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt, erlebten sie Vergewaltigungen und sexuelle Belästigungen. In einigen Fällen wurden gar ihre Genitalien angezündet. Täter sind sowohl Mitglieder des Islamischen Staats IS als auch Angehörige der syrischen Behörden und Sicherheitskräfte.
Bei den Geflüchteten handelt es sich um Personen, die erfolgreich aus Syrien in den Libanon flüchten konnten und nun physisch und psychologisch schwer traumatisiert sind. Nicht selten werden LGBTIQ-Syrer*innen von der eigenen Familie verjagt mit Sätzen wie «Hau ab, verlass das Land» oder «Ich wünschte, sie würden dich töten».
Sara Kayyali von Human Rights Watch bemängelt, dass für LGBTIQ-Personen auf der Flucht oft keine Betreuung oder Anlaufstellen bestehen. Im Vergleich zu Organisationen, die sich für geflüchtete cis Frauen und Mädchen einsetzen, gebe es viel Nachholbedarf. Aus Scham würden Mitglieder der LGBTIQ-Community nur widerwillig um Hilfe bitten für Probleme wie Blutungen im Analbereich oder Depressionen.
Von Syrien nach Südafrika – Wenn sich die Welt neu formt
Trans Frauen und Männer, die schwul sind oder als schwul gelesen werden, seien besonders von Belästigungen und sexuellem Missbrauch betroffen, vor allem bei Kontrollpunkten, Haftanstalten und bei Hausdurchsuchungen. «Aufgrund ihrer Traumata können sie mit ihrem Leben nicht weiterleben oder normale Beziehungen führen», sagt Kayyali. «Albträume plagen sie auch Jahre später.»
Human Rights Watch erwähnt den Fall eines Mannes, der in einem syrischen Gefängnis mit Stöcken vergewaltigt worden sei. Eine Frau habe sich den Kopf rasiert, um sich als Mann zu tarnen.
Seit 2011 herrscht in Syrien Bürgerkrieg, der bereits mehrere Hunderttausend Tote forderte und Millionen in die Flucht trieb. Mit Ausnahme einiger Gebieten im Norden ist das ganze Land wieder unter Kontrolle des syrischen Machtinhabers Bashar al-Assad. 2018 bezeichneten die Vereinten Nationen die ausufernde sexuelle Gewalt der Regierungskräfte und Militärs gegenüber Männern und Frauen als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit.
Erneut Angriffe auf LGBTIQ-Flüchtlinge in Kenia
Gerade für LGBTIQ-Menschen, die in Syrien Opfer sexueller Gewalt werden, sei die Situation gefährlich, sagt Ian Alkadi, Gründer der syrischen Lobbying-Gruppe «LGBT+ Arabic», gegenüber Reuters. Homosexuelle Handlungen sind in Syrien mit bis zu drei Jahren Haft strafbar. Oftmals würden bewaffnete Extremisten LGBTIQ Selbstjustiz ausüben und LGBTIQ-Personen hinrichten. «Sie können nirgends Hilfe holen», sagt er. «Das deprimiert uns, weil wir nichts dagegen tun können. Das einzige, was ihnen bleibt, ist die Flucht ins Ausland.»
Mehr zum Thema: MANNSCHAFT porträtierte 2016 den Flüchtling Subhi Nahas. «Wenn du nicht tot bist, nachdem du vom Gebäude geworfen wurdest, wirst du von der Bevölkerung gesteinigt», sagte er über die damaligen Zustände in Syrien.
Das könnte dich auch interessieren
USA
World Pride startet mit schlechten Aussichten
Der Höhepunkt der World Pride ist der grosse Umzug am 7. Juni in Washington, D.C. Besucherzahlen und Hotelbuchungen liegen noch unter den Erwartungen.
Von Newsdesk Staff
Pride
Queerfeindlichkeit
Reisen
Kultur
Bushido hat schwule Freunde, kann also nicht homophob sein
Der Rapper geht auf Tour und spricht noch einmal über alte Texte
Von Newsdesk Staff, Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
Musik
Berlin
Nach Mobbing gegen schwulen Lehrer: Schule offen für queere Projekte
Seit einer Woche ist eine Schule in den Negativschlagzeilen, weil dort ein Lehrer monatelang wegen seiner Homosexualität gemobbt worden sein soll. Nun kommt etwas Bewegung in den Fall.
Von Newsdesk/©DPA
Bildung
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Religion
Schwul
Deutschland
SPD-Frau aus Sachsen: Sophie Koch ist die neue Queerbeauftragte
Ihr Vorgänger hat sich für seine Initiativen Respekt erworben. Nun will sich eine Frau aus Sachsen um die Rechte und das Ansehen queerer Menschen kümmern.
Von Newsdesk/©DPA
News
Politik