Neue Studie: Eheöffnung ist Suizidprävention
Skandinavische Forscher*innen stellten bei gleichgeschlechtlichen Paaren einen Rückgang der Suizidrate um 46% fest.
Die Suizidrate bei Menschen in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung ist mit der Eheöffnung gesunken – bleibt aber im Vergleich zu Hetero-Paaren mehr als doppelt so hoch. Dies zeigt eine neue Studie aus Schweden und Dänemark. Die Resultate legen nahe, dass mit der Legalisierung der Ehe die gefühlte gesellschaftliche Stigmatisierung abnimmt. Andere Studien zeigen, dass sogar Menschen profitieren, die nicht einmal in einer Beziehung oder in heiratsfähigem Alter sind.
Schweden legalisierte die Ehe für schwule und lesbische Paare bereits 2009 und drei Jahre später folgte das Nachbarland Dänemark. Eine Langzeitstudie, deren Resultate am gestrigen Donnerstag publiziert wurden, hat nun die Auswirkungen der Öffnung der Ehe in Bezug auf die Suizidrate bei Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen untersucht.
Rückgang um 46% Die dänischen und schwedischen Forscher*innen verglichen hierfür zwei Zeitabschnitte: 1989 bis 2002 und 2003 bis 2016. Sie berücksichtigten dabei 28’000 Menschen während durchschnittlich elf Jahren. Im zweiten Zeitraum gingen die Suizide bei Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften um 46% zurück. Heterosexuelle Paare verzeichneten parallel dazu einen Rückgang um 28%.
«Heiraten kann vor Suizid bewahren», sagt Studienleiterin Annette Erlangsen vom Dänischen Institut für Suizidprävention gegenüber Reuters. «Die Ehe für alle und andere gesetzliche Massnahmen können helfen, die Stigmatisierung sexueller Minderheiten zu reduzieren», erklärt die Studienleiterin weiter.
Sicherheit durch Anerkennung Doch mit der Eheöffnung sind nicht alle Probleme gelöst. In beiden Perioden war nämlich die Selbsttötungsrate bei gleichgeschlechtlichen Paaren mehr als doppelt so hoch wie bei ihren heterosexuellen Pendants. Die Suizidrate unter verheirateten lesbischen Frauen ist im Vergleich zu Frauen in heterosexuellen Ehen gar fast dreimal höher.
Die Studie legt aber nahe, dass die gesetzliche Anerkennung der Partnerschaft und der sexuellen Identität eine gewisse Sicherheit gibt. Sogar auf die psychische Gesundheit von LGBTIQ-Menschen, die nicht in einer Beziehung sind, scheint sie eine signifikante Wirkung zu haben. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine bemerkenswerte Studie der Harvard-Universität aus dem Jahr 2017: Selbsttötungsversuche von schwulen, lesbischen oder bisexuellen Schüler*innen an US-High-Schools in Staaten, wo die Ehe für alle mittlerweile anerkannt ist, gingen um 14% zurück.
Umfeld ist noch wichtiger Es ist keine neue Erkenntnis, dass die Eheöffnung gut für die allgemeine Befindlichkeit der LGBTIQ-Menschen ist: Forscher*innen der University of Illinois sprachen mit rund 580 homo- und heterosexuellen Versuchsteilnehmer*innen über den Einfluss der Eheöffnung. Auch hier wurden zahlreiche positive Auswirkungen ausgemacht (MANNSCHAFT berichtete).
Viel wichtiger dürfte jedoch weiterhin das direkte Umfeld der Betroffenen sein, wie eine Erhebung der Non-Profit-Organisation «The Trevor Project» zeigt. Haben LGBTIQ-Jugendliche mindestens eine erwachsene Person, die sie unterstützt, sinkt die Suizidgefahr um 40%.
Das könnte dich auch interessieren
Sport
Trans Schwimmerin tritt aus Protest bei Wettbewerb oben ohne an
Anne Isabella Coombes wehrt sich damit medienwirksam gegen die neuen Regulierungen von Swim England.
Von Newsdesk Staff
News
TIN
International
Niedersachsen
Inklusiv und ordentlich voll: CSD in Oldenburg
Annähernd 15'000 Menschen zogen am Samstag beim Pride-March durch Oldenburg. Eine freikirchliche Organisation konnte nur eine Handvoll Menschen zum Protest mobilisieren.
Von Stephan Bischoff
Pride
Deutschland
Religion
News
TIN
Deutschland
CSDs am Samstag: Hier mit Gegendemo, dort mit Polizeipräsident
Trotz Anfeindungen zieht der zweite CSD durch Eberswalde. Sorgen aber bleiben. Auch der Polizeipräsident ist vor Ort.
Von Newsdesk/©DPA
Pride
Queerfeindlichkeit
News
Berlin
Senatorin lag Lehrerbrief über homofeindliches Mobbing doch früher vor
Wann hat der Bildungssenatorin der Beschwerdebrief eines homosexuellen Lehrers an sie vorgelegen? Erst im Mai oder schon im Dezember?
Von Newsdesk/©DPA
Bildung
Religion
Schwul
News