Starke queere Fraktion bei «Squid Game: The Challenge»
Die Realityshow ist der ersten Staffel der Hitserie nachempfunden
Wer «Squid Game: The Challenge» gewinnt, kriegt ein Preisgeld von 4,57 Millionen US-Dollar – soviel wie noch in keiner Gameshow zuvor. Ziemlich erfolgreich unterwegs sind die queeren Kandidat*innen.
142 Millionen Netflix-Konten riefen «Squid Game» innerhalb von vier Wochen nach Sendestart im September 2021 ab. Die südkoreanische Produktion wurde somit zu eine der erfolgreichsten Serien des Jahres. Mit «Squid Game: The Challenge» startete nun eine Spin-off-Realityshow mit Kandidat*innen aus dem echten Leben – darunter mehrere offen queere Personen.
In der Originalproduktion treten 456 Menschen bei klassischen Pausenplatzspielen wie etwa «Zeitung lesen» oder «Tauziehen» gegeinander an. Nur: Wer ausscheidet, wird auf der Stelle getötet. Mit jedem Opfer steigt das Preisgeld um 100’000 koreanische Won an. Wer die Squid Games als Einzige*r überlebt, kriegt den Pot von 45,6 Millionen Won.
Mit der Ausnahme, dass die Kandidat*innen natürlich nicht getötet werden, will die Realityshow so authentisch wie möglich daherkommen. Die Spiele, die Uniformen und auch die Schauplätze sind denjenigen aus der Originalproduktion nachempfunden. Die 456 Kandidat*innen stammen mehrheitlich aus den USA oder Grossbritannien und kämpfen um ein Preisgeld von 4,57 Millionen US-Dollar – soviel wie noch nie in der Geschichte von Realityshows.
Während der ersten Episoden von «Squid Game: The Challenge» gibt es keine zentralen Protagonist*innen. Die Serie stellt kontinuierlich Kandidat*innen vor, die im Laufe der Spiele weiterkommen oder ausscheiden. Zur queeren Fraktion gehört unter anderem Lorenzo – auch bekannt als Spieler 161. Der gebürtige Italiener zeigt sich im Interview gender-nonkonform mit gestricktem Top inklusive Hütchen und gibt zu, dass er nicht da ist, um Freundschaften zu schliessen. Dementsprechend eckt Lorenzo früh an, zum Beispiel als er sich zum zweiten Mal Essen holt, obwohl es für alle nur je eine Portion gibt.
Weitere queere Kandidat*innen sind Darius mit Spielernummer 176 oder Dash, ein Rotschopf mit Brille und der Spielernummer 141. Dash arbeitet im echten Leben als Nanny und Model und bezeichnet sich als queer-feminin und nicht-binär.
Phalisia, Spielerin 229, gibt sich während der ersten Episoden bedeckt, um nicht aufzufallen. Später gewährt sie dem Publikum einen Einblick in ihr Privatleben und erzählt von ihrer Frau. Sie hätten immer wieder versucht, mittels künstlicher Befruchtung schwanger zu werden, doch es habe lange nicht klappen wollen. Das habe fast zur Scheidung geführt und die beiden dazu veranlasst, an ihrer Beziehung zu arbeiten. Schliesslich klappte es auch mit dem Schwangerwerden: Phalisia und ihre Frau sind Mütter eines Mädchens geworden. In der Sendung gibt Phalisia zu, ein schlechtes Gewissen zu haben, ihre Familie während mehrerer Wochen alleine zu lassen. «Ich vermisse meine Tochter. Aber ich tue das nur für sie.»
Spoilerwarnung: Hier wird erwähnt, wer ins Finale kommt Je mehr Kandidat*innen eliminiert werden, desto wichtiger werden Allianzen untereinander. Nachdem die Frauen bemerken, dass sie gegenüber den Männern stark in der Unterzahl sind, schliessen sie sich zusammen. Dieser Allianz treten später auch die schwulen Kandidaten Sam (Spieler 16) und Phill (Spieler 451) bei. «Girls, Gays and Theys stick together», sagt Phill und umarmt Darius, als beide nach einer Elimination weiterkommen. (Auf Deutsch etwa: «Mädchen, Schwule und Nicht-Binäre halten zusammen.»)
Überhaupt fällt auf, dass es besonders viele queeren Kandidat*innen weit nach vorne schaffen. Ob Erfahrungen mit Homophobie und Ausgrenzung dazu führen, dass die Community einen besonders starken Durchhaltewillen und Zusammenhalt hat? Bei Phill und Sam könnte man es durchaus meinen. Beide schaffen es mit einer dritten Kandidatin Mai ins grosse Finale. Wie Sam im Interview offenbart, wuchs er mit einer streng religiösen Familien auf, die nach seinem Coming-out den Kontakt mit ihm abbrach. Phill erzählt, wie er als Teenager «brutal gemobbt» worden sei. Aufgrund der Erfahrung habe er seine Energie als «introvertierter Extrovertierter» aufbauen können. «Es hat mir auch geholfen, mich wohler damit zu fühlen, ich selbst zu sein. Daher gehört Konflikten und Konfrontationen aus dem Weg zu gehen zu meinem Motto», sagt Phill.
Wer wohl mit dem grössten Preisgeld der Geschichte nach Hause gehen darf: Phill, Sam oder Mai? Am 7. Dezember erscheint das Finale von «Squid Game: The Challenge» auf Netflix.
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