Selbstbestimmung für trans und inter Jugendliche auf gutem Weg
Der Ständerat setzte anfänglich eine elterliche Einwilligungspflicht voraus
Nun lenkt auch die Rechtskommission des Ständerats ein: Trans und inter Jugendliche sollen ihren Geschlechtseintrag selbstbestimmt ändern dürfen.
Am 19. Oktober landete die Vorlage zur vereinfachten Personenstandsänderung zum zweiten Mal bei der Rechtskommission des Ständerats. In einem ersten Durchgang hatten die Rechtskommission und danach der Ständerat gefordert, dass trans und inter Minderjährige ihren amtlichen Geschlechtseintrag nur mit der Zustimmung der Eltern oder eines Vormunds ändern dürfen (MANNSCHAFT berichtete). Mit 8 zu 4 Stimmen sprach sie sich nun gegen die Einwilligungspflicht aus. Nun muss auch der Ständerat der angepassten Vorlage zustimmen. Dieser wird voraussichtlich in der Wintersession darüber befinden.
Transgender Network Switzerland (TGNS) freut sich über den Meinungsumschwung, wie die Organisation in einer Medienmitteilung kommunizierte. Offensichtlich habe man sich im Parlament vertiefter mit der Lebenssituation von jungen trans und intergeschlechtlichen Menschen vertraut gemacht.
Die Rechtsberatung von TGNS begleitet seit zehn Jahren trans und intergeschlechtliche Menschen bei der Änderung des Geschlechtseintrages und Vornamens, zunehmend häufiger auch Minderjährige. «Dabei zeigt sich, dass sich praktisch alle diese Jugendlichen seit dem Kindesalter intensiv mit ihrer Geschlechtsidentität auseinandergesetzt haben und auch damit, wie sie diese nach aussen leben möchten und können», so Alecs Recher, Leiter der Rechtsberatung von TGNS.
Fortnite-Star «Ewok» outet sich als trans
«Wenn sie die Änderung beantragen, dann wissen sie längst nicht nur, was ihr Geschlecht ist, sondern auch, was es bedeutet, den Alltag mit einem falschen Geschlechtseintrag und Namen zu bestreiten», so Recher. «Diese Erfahrung, trans oder intergeschlechtlich zu sein, haben sie auch ihren eigenen Eltern voraus. Entsprechend widersinnig wäre es, die Änderung des Geschlechtseintrages von der Einstellung der Eltern abhängig zu machen – vor allem aber eine menschliche Tragödie für alle Jugendlichen, deren Eltern nicht zustimmen.»
MANNSCHAFT sucht die Queeros 2020
Sowohl der Nationalrat im September (MANNSCHAFT berichtete) als auch die vorberatende Rechtskommission des Nationalrats im August hatte der Streichung der Zustimmungserfordernis zugestimmt . Christa Markwalder, FDP-Nationalrätin und Vizepräsidentin der Rechtskommission, wies darauf hin, dass 2018 nur 173 Personen ihr Geschlecht im Personenstandsregister ändern liessen.
«Es geht also nicht um eine Gesetzesänderung für eine breite Masse, sondern um eine gezielte Erleichterung für Menschen mit Transidentität oder einer Variante der Geschlechtsentwicklung», sagte sie. «Diese Vorlage ist ein kleiner Schritt für unser Parlament, aber ein grosser Schritt für betroffene Menschen.»
Das könnte dich auch interessieren
Community
Nadia Brönimann: «Ich hätte niemals transitionieren dürfen»
Als Nadia Brönimann vor bald 27 Jahren ihre Transition zur Frau durchlief, liess sie die ganze Schweiz daran teilhaben. Heute befindet sie sich in der Detransition, spricht öffentlich darüber und stösst damit einem Teil der queeren Community vor den Kopf.
Von Greg Zwygart
TIN
Geschlecht
Dating
«Planet Romeo»: Vier junge Männer nach Überfällen verurteilt
Wegen einer Raubserie nach Verabredungen auf einem Dating-Portal sind vier junge Männer verurteilt worden. Die beiden Haupttäter bekamen über vier Jahre Haft.
Von Newsdesk/©DPA
News
Justiz
Deutschland
News
WM 2034 in Saudi-Arabien: Amnesty warnt vor Risiken für Queers
Am Mittwoch bekommt Saudi-Arabien den Zuschlag für die Ausrichtung der WM 2034. Vor allem schwule und lesbische Fans müssen im Wüstenstaat mit erheblichen Diskriminierungen rechnen.
Von Newsdesk/©DPA
Sport
International
Buchtipp
Trans Personen erzählen: «Immer weitermachen. Egal was andere sagen»
Im Buch «Wir sind wir» erzählen 20 junge trans Personen von ihrem Lebensweg. Sie berichten von Schwierigkeiten, von Erfolgserlebnissen, erzählen von verzweifelten Situationen, und davon, wie sie sich letztendlich nicht haben entmutigen lassen.
Von Michael Freckmann
TIN
Geschlecht
Buch
Kultur