Gerüchte um Nadals Sexualität entlarven Homophobie in den Medien
Reaktionen auf einen Sunday-Times-Artikel zeugen von unterschwelliger Homophobie
«Böse» und «vernichtend» – offenbar scheint die Vermutung, dass jemand homosexuell sein könnte, immer noch mit Negativität behaftet zu sein. Das zeigt das Beispiel von Rafael Nadal.
Ein Artikel in der Sunday Times vom 5. Juni sorgt für Furore: Journalistin Lynn Barber vermutet, was vielerorts gemunkelt wird: Rafael Nadal, zurzeit Weltnummer 1 im Tennis, sei schwul. Man reagiert schockiert, empört, ja sogar entsetzt. Als wäre Schwulsein ein Offizialdelikt.
Mit so einer Reaktion habe sie nicht gerechnet, twittert Lynn Barber auf ihrer Seite. Rund 99% der Mails, die sie erhalten habe, seien Hassbriefe. Auch auf dem Internet sind bissige Kommentare zu lesen. «Lynn Barber ist eine Schande für den Journalismus» oder «Einen Sportler mit einer solchen Vermutung zu schaden, liegt unterhalb des Niveaus der Sunday Times».
Der Blick reagiert nicht anders: Die Vermutung über Nadals Sexualität ist nicht bloss ein Gerücht, sondern sogar ein böses. So betitelt das Boulevardblatt auch gleich die Ausgabe vom 11. Juni: «Böse Gerüchte: Ist Nadal schwul?» Das Fazit von Lynn Barber sei «vernichtend», heisst es weiter.
Dabei sprach Barber die Vermutung über Nadals Sexualität in ihrem Artikel gar nicht aus, sondern deutete sie nur mit Vergleichen zu Freddie Mercury und Rock Hudson an. Zudem komme noch das eigenartige Verhältnis zu seiner Freundin Maria Francisca Perello, schreibt sie. Ob er sie heiraten würde, fragte Barber Nadal während dem Interview in Rom. Nein, antwortete er geradeaus. Dazu brauchte es nicht einmal den Übersetzer, auf den er stets angewiesen ist.
Zusammen mit Nadals Familie würde seine Freundin ab und zu an seine Finale reisen, sonst sähe er sie nur, wenn er nach Mallorca zurückkehre. «Sie hat ihr Leben, ich habe mein Leben», sagte Nadal zu Barber. Ob er denn täglich mit ihr telefoniere, fragte Barber hartnäckig weiter. Während den Turnieren nicht, da müsse er sich konzentrieren, sagte Nadal. Aber ob er denn täglich seiner Mutter anrufen würde? Ja, jeden Tag, erwiderte er.
Lynn Barber lässt kein gutes Haar an Nadal. Seine Spielweise sei langweilig, sein Englisch miserabel, und er sei alles andere als höflich zu ihr gewesen. Das Interview fand während dem Rome Masters in Nadals Hotelsuite statt. Er lag mürrisch auf einem Massagetisch mit offenem Hosenladen, weder er noch der Übersetzer boten ihr einen Stuhl an. Nadal hatte einen schlechten Tag, hiess es.
Trotz all den unschmeichelhaften Details im Interview mit der Weltnummer 1 ist es die Andeutung auf seine Homosexualität, die am meisten Wellen schlägt und die Gemüter erhitzt. Am wenigsten zu stören scheint es Nadal selbst. So auch während dem US Open 2009, als ein schwuler Fan auf den Platz rennt, Nadal küsst und ihm «I love you» ins Ohr flüstert.
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