«Ich wollte kein Mädchen sein, das lieb von den Plakatwänden lächelt»

Marianne Rosenberg wird 70

ARCHIV - 22.10.2022, Sachsen, Leipzig: Die deutsche Schlagersängerin Marianne Rosenberg steht während der Fernsehshow "Der große Schlagerabschied" auf der Bühne. (zu dpa: «Marianne Rosenberg: Shirin David ist eine Powerfrau») Foto: Hendrik Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Marianne Rosenberg (Bild: (c) Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten)

Ihr Song «Er gehört zu mir» ist heute noch ein Ohrwurm und läuft in jedem queeren Club. Nun feiert Marianne Rosenberg ihren 70. Geburtstag. Und das ist nicht das einzige Jubiläum für die Sängerin.

Marianne Rosenberg feiert dieses Jahr sozusagen ein Triple. Neben ihrem 70. Geburtstag wird einer ihrer grössten Hits «Er gehört zu mir» 50 Jahre alt - mit dem Ohrwurm wurde sie auch zu einer Ikone der queeren Community. Zudem steht die Sängerin mittlerweile stolze 55 Jahre auf der Bühne.

«Ich habe viel zu feiern. Das ist vollkommen verrückt», sagt sie der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Jubiläen. Zunächst steht am 10. März aber erst mal der runde Geburtstag der 1955 in Berlin geborenen Künstlerin an. Ihm steht Rosenberg gelassen gegenüber.

«Ich setze mich nicht unbedingt damit auseinander, dass die Zeit vergeht. Zeit vergeht ja auch nicht. Wir vergehen», betont sie. «Ich hadere damit nicht.»

Interessant, sagt sie, findet sie allerdings, dass sie «das ganze Jahr lang mit 69 rumgelaufen» sei, jeder sie auf den runden Geburtstag angesprochen habe und wissen wollte, wie das ist. «Eigentlich sperrt die Gesellschaft solche Dinge wie das Älterwerden aus.» Einerseits wolle keiner altern, aber andererseits wolle keiner früh sterben.

Rosenberg ist aus der deutschen Musikwelt nicht wegzudenken. Entdeckt wurde sie bei einem Nachwuchswettbewerb, bereits als Teenagerin landete sie mit «Mister Paul McCartney» vor 55 Jahren ihren ersten Hit. Songs wie «Marleen», «Ich bin wie Du» oder «Liebe kann so wehtun» folgten in den 1970er Jahren.

Die eingängigen Discobeats machten sie zu einer der bekanntesten Schlagersängerinnen in Deutschland. Doch auch, wenn diese Zeit sehr erfolgreich für Rosenberg lief: In Interviews betont die Tochter des Auschwitz-Überlebenden Otto Rosenberg, langjähriges Vorstandsmitglied im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, dass sie zu Beginn ihrer Karriere fremdbestimmt wurde.

«Ich konnte mich nicht einbringen, ich habe nichts erfunden, bis hin zur Kleidung», erzählt sie rückblickend der dpa. Das habe alles die Plattenfirma gemacht. Mittlerweile hätten sich die neuen Generationen viel mehr freigeschwommen. «Im Hip-Hop Bereich gibt es Stars wie Shirin David. Das sind Powerfrauen, und sie sind ganz anders aufgestellt.»

In den 80ern habe sie jedenfalls aus diesen Plattenverträgen herausgewollt, sagt Rosenberg in einem Video auf Instagram. Dort nimmt sie ihre Follower aktuell mit auf eine Zeitreise durch ihr Leben, postet etwa alte Titelausgaben der Bravo mit ihrem Gesicht auf dem Cover.

«Ich wollte nicht mehr dieses Mädchen sein, was so lieb von den Plakatwänden lächelte», sagt sie in dem Video. Seither hat sie viel experimentiert - mit Rock, Chanson, Jazz, Techno, Punk und Pop. Ihr Album zum 50. Bühnenjubiläum produzierte sie mit ihrem Sohn Max, es landete 2020 auf Platz 1 der deutschen Charts.

Poppig klingt auch ihr aktuelles Album «Bunter Planet». Am 14. März, kurz nach ihrem Geburtstag, erscheint eine Jubiläumsedition der Platte - unter anderem mit einer Balladenversion von «Er gehört zu mir» im Duett mit ESC-Star Conchita Wurst. Nicht zuletzt dieser Hit aus den 70ern ist für viele queere Menschen eine Hymne für soziale Emanzipation.

«Alle Männer konnten singen, was sie gefühlt haben, ohne dass sie sich outen mussten, ohne dass sie Angst haben mussten.»

Conchita Wurst

«Zu dieser Zeit war das alles andere als akzeptiert, und das war so ein Mega-Hit, dass alle Männer das singen konnten, was sie gefühlt haben, ohne dass sie sich outen mussten, ohne dass sie Angst haben mussten», sagte Conchita Wurst 2024 in der Vox-Sendung «Sing meinen Schlager» zu Rosenberg.

Das habe Rosenberg der deutschsprachigen queeren Community gegeben. Dafür sei sie ihr für immer dankbar, so die Sängerin und Dragkünstlerin, hinter der der Entertainer Tom Neuwirth steckt.

Der von Männern geschriebene Song kam ursprünglich im April 1975 heraus und hat mit seinen einprägsamen Zeilen wie «Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür» mittlerweile Kultstatus. Dabei habe sie damals nicht an einen Mann gedacht, erzählt Rosenberg, sondern etwa an Songs der US-amerikanischen Disco-Sängerin Gloria Gaynor («I Will Survive»).

Also Lieder mit einem hohen Tempo, die einen auf die Tanzfläche locken. «Ich wollte so eine Musik wie Gloria Gaynor, Diana Ross und The Three Degrees machen, ich hatte Poster von ihnen an meiner Wand. Die jungen Komponisten haben deshalb damals den Nagel auf den Kopf getroffen», findet die Künstlerin.

Der Song gehört längst fest zu dem Repertoire bei ihren Konzerten. Im November geht Rosenberg mit «Bunter Planet» auf Club-Tour. «Na ja, was soll ich sagen? Rod Stewart ist gerade 80 geworden und geht auf Tour. Ich sage also dann: Jetzt erst recht.»

Text: Sabrina Szameitat, dpa

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