Schüsse in queerem Club – «Anderes Motiv als Hass schwer vorstellbar»
Fünf Menschen starben
Ein Mann eröffnet in einem queeren Nachtclub in den USA das Feuer. Viele Leben wurden wohl wegen eines mutigen Clubbesuchers gerettet. Der Generalstaatsanwalt warnt indes vor einer Zeit des zunehmenden Hasses gegen bestimmte Gruppen von Menschen.
Der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaats Colorado hält nach den tödlichen Schüssen in einem queeren Nachtclub ein anderes Motiv als Hass für schwer vorstellbar. «Ich denke, man kann anhand der Fakten sagen, dass es sehr schwer ist, sich eine Situation vorzustellen, in der das Motiv nicht aus Hass entstanden ist», sagte Phil Weiser am Montagmorgen (Ortszeit) dem Sender CNN. Bei der Attacke in der US-Stadt Colorado Springs am Wochenende wurden 5 Menschen getötet und 25 weitere verletzt (MANNSCHAFT berichtete).
Der mutmassliche Schütze ist ersten Erkenntnissen nach von einem Gast überwältigt und zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht worden. Weiser betonte, dass die Ermittlungen weiterliefen und er keine Details nennen könne. Der Generalstaatsanwalt äusserte sich auf Nachfrage auch nicht dazu, ob der Angreifer mittlerweile mit der Polizei gesprochen habe. Polizeichef Adrian Vasquez hatte am Sonntag der New York Times gesagt, der Schütze habe bisher nicht mit der Polizei gesprochen (MANNSCHAFT berichtete).
Nach Überzeugung der Polizei betrat der 22-jährige Mann den Club mit einem Sturmgewehr und einer Handfeuerwaffe und fing sofort an zu schiessen. Er habe dabei kein Wort gesagt. Ein Gast habe dem Mann eine Waffe entreissen und ihn damit niederschlagen können, sagte der Bürgermeister von Colorado Springs, John Suthers, der New York Times. «Er hat Dutzende und Aberdutzende Leben gerettet», betonte einer der Club-Besitzer, Matthew Haynes, bei einer kurzfristig angesetzten Trauerveranstaltung. Der Angriff sei dadurch nach rund einer Minute vorbei gewesen, sagte Polizeichef Vasquez.
Die Attacke ereignete sich in der Nacht zum Transgender Day, einem Gedenktag für die Opfer von Transfeindlichkeit. In dem Lokal mit dem Namen Club Q sei für die Nacht eine Transgender-Party mit Drag-Show angesetzt gewesen, berichtete der Lokalsender KRDO. Laut Vasquez hatte es keine früheren Drohungen gegen den Club gegeben.
«Wir leben in einer Zeit des zunehmenden Hasses und der zunehmenden Dämonisierung», mahnte Generalstaatsanwalt Weiser. Die «Legitimierung des Hasses» gegenüber der LGBTIQ-Gemeinschaft müsse aufhören. Zu sagen, dass bestimmte Menschen keinen Platz in der Gesellschaft hätten, sei ein «gefährlicher Weg» und schaffe die Voraussetzung für Gewalt.
Nachdem die Polizei den Namen des Angreifers veröffentlichte, wurde bekannt, dass er laut Behördenunterlagen im vergangenen Jahr einen Polizeieinsatz durch eine Bombendrohung gegen seine Mutter ausgelöst hatte. Zunächst blieb unklar, was aus den damaligen Ermittlungen gegen ihn wurde und wie er an seine Waffen kam.
Der Club rief auf seiner Facebook-Seite zum Sammeln von Spenden für die Opfer auf. In Interviews mit Lokalsendern bezeichneten Gäste das Lokal als einzigen Club seiner Art in Colorado Springs, der für sie ein «sicherer Hafen» gewesen sei, in dem sie sie selbst sein konnten.
Die Polizei hatte anfangs von 18 Verletzten gesprochen. Im Tagesverlauf korrigierte sie die Zahl dann auf 25 hoch, wie die Sender CNN und KKTV berichteten. Wie viele Menschen zum Tatzeitpunkt im Club waren, blieb zunächst unklar. Den Besitzern zufolge war es – möglicherweise wegen des kalten Wetters – nicht ganz so voll wie sonst an einem Samstagabend.
KRDO sprach von einem der grössten Polizeieinsätze in der Geschichte von Colorado Springs. Die Polizei betonte, nachdem der erste Anruf drei Minuten vor Mitternacht eingegangen sei, habe man bereits um 00.02 Uhr den Verdächtigen in Gewahrsam genommen.
Wir dürfen Hass nicht tolerieren.
US-Präsident Joe Biden sprach den Opfern und Angehörigen sein Mitgefühl aus. Er betonte, dass die LGBTIQ-Community in Amerika in den vergangenen Jahren «schreckliche Gewalt» erlebt habe. «Wir dürfen Hass nicht tolerieren», schrieb Biden in einer Stellungnahme und bekräftigte seine Forderung nach einer Verschärfung der Waffengesetze.
2016 waren bei einer Attacke auf den bei der LGBTQ-Gemeinschaft populären Nachtclub Pulse in Orlando 49 Menschen getötet worden (MANNSCHAFT berichtete). Der Schütze bekannte sich zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS).
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