Schauspieler Tom Keune über seine Regenbogenfamilie
Der Berliner steigt in der zweiten Staffel «All you need» ein
Der offen schwule Schauspieler Tom Keune («Die Eifelpraxis») erzählt von seinen drei Kindern.
Der grösste Unterschied zu traditionellen Durchschnittsfamilien sei vermutlich, dass er in einem eigenen Haushalt lebe, erläuterte Keune im Interview mit der Deutschen-Presse-Agentur in Berlin. «Der Lebensmittelpunkt der Kinder ist bei den beiden Frauen. Aber dadurch, dass ich die Kinder oft sehe, habe ich natürlich bei mir auch die nötige Struktur und Ausstattung wie Kinderzimmer et cetera. Zeitlich müsse das zwar koordiniert werden.
«Auf der anderen Seite sind wir auch immer ein Elternteil mehr, das einspringen kann – was häufig auch entlastet.» Der Berliner Keune spielt in der zweiten Staffel der Dramedyserie «All you need» mit, die am Freitag in der ARD-Mediathek startet.
Es sitzen Menschen im Bundestag, denen meine Familienkonstellation ein deutliches Dorn im Auge ist.
Klassische Rollenbilder hätten in seiner Familie keine grössere Bedeutung, so der 46-Jährige. «Was zum Beispiel Aufgaben im Haushalt betrifft, könnten wir es uns gar nicht leisten, den konservativen Beispielen zu folgen, mit denen ich in meinem Elternhaus noch selbstverständlich aufgewachsen bin. Für die Kinder ist klar: Auch Papas wechseln Windeln, kochen, waschen, putzen. Aber ich behaupte mal, dass viele moderne Familien schon seit geraumer Zeit diese Aufgabenverteilung leben, nur bei uns ist die alternativlos. Genau wie zum Beispiel bei alleinerziehenden Müttern oder Vätern.»
Konservative Kreise in Deutschland hätten mit Blick auf klassische Rollenbilder zuweilen ein rückständiges Weltbild, kritisierte Keune. «Es sitzen Menschen im Bundestag, denen meine Familienkonstellation ein deutliches Dorn im Auge ist. Aber: Regieren tun andere. Deshalb glaube ich, dass unsere Gesellschaft eigentlich schon weiter ist.»
In Berlin begegne ihm kaum Skepsis, was sein Familienmodell angeht, sagte der Schauspieler. Er mache sich jedoch keine Illusionen: «Wenn ich beim Einkauf von Kinderschlafanzügen im herkömmlichen Handel für meine Tochter die Wahl zwischen Rosa, Glitzer und Einhorn und für meine Söhne zwischen Blau, Blau und Bagger habe und auf dem Spielplatz meines Innenhofes nen blöden Kommentar bekomme, wenn ich sage, dass mein vierjähriger Sohn sich für das rosa Einhorn entscheidet und gerne Strumpfhose trägt, dann bekomme ich ausserhalb meiner Blase mal kurz und heftig mit, was für ein Wind auch wehen kann.»
Noch ein Filmtipp: «Firebird» erzählt von verbotener schwuler Liebe beim russischen Militär. Der Film mit Tom Prior und dem Ukrainer Oleg Zagorodnii ist auch ein emotionaler Kommentar zum aktuellen Kriegsgeschehen (MANNSCHAFT berichtete).
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