Richard Grenell ist nicht mehr US-Botschafter
Es war der höchstrangige offen schwule Vertreter der US-Regierung – Trump nannte ihn «Superstar»
Richard Grenell ist als Botschafter in Berlin zurückgetreten. Seinen Posten habe vorübergehend die Stellvertreterin Robin Quinville übernommen, sagte ein Botschaftssprecher der dpa. Schon vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass Grenell seinen Botschafterposten räumen will.
Eine Sprecherin des US-Botschafters Richard Grenell hatte zunächst einen Bericht der Deutschen Presse Agentur zurückgewiesen, wonach bereits entschieden sei, dass Grenell innerhalb der nächsten Wochen als US-Botschafter abtreten werde.
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«Die Berichterstattung der dpa kann ich aktuell nicht bestätigen», sagte Grenells Sprecherin gegenüber der Rheinischen Post. Es sei Richtlinie der US-Botschaft, keine Kommentare zu Reisen oder Zeitplänen abzugeben. «Aber Botschafter Grenell hat sich weiterhin aktiv an den Prioritäten der Verwaltung für Deutschland beteiligt, während er als amtierender Geheimdienstkoordinator tätig war», sagte die Sprecherin.
Grenell war der höchstrangige offen schwule Vertreter der Trump-Regierung. Der Präsident lobte seinen Botschafter kürzlich noch überschwänglich für dessen Arbeit als kommissarischer Geheimdienstkoordinator. «Richard Grenell ist ein Superstar», so Trump in einem US-Fernsehinterview. Was er für das Land getan habe, sei unglaublich. «Er hat einen der besten Jobs gemacht, den ich je gesehen habe.»
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Grenell war im Februar überraschend von US-Präsident Trump nach Washington berufen worden, um kommissarisch den Posten des Geheimdienstkoordinators zu übernehmen. Hintergrund war, dass der bis dahin geschäftsführende Koordinator Joseph Maguire bei Trump in Ungnade gefallen war und zurücktrat, weswegen eine schnelle Zwischenlösung gefunden werden musste. Nun ist aber ein neuer, permanenter Koordinator für die 17 Geheimdienste gefunden: Am Donnerstag wurde der Kongressabgeordnete John Ratcliffe vom Senat bestätigt.
Damit endet eine dreimonatige Amtszeit Grenells. Dass er nun auch seinen Botschafterposten abgibt, kommt nicht ganz überraschend. Zwar hatte Grenell im Februar noch erklären lassen, dass er Botschafter bleiben wolle. Zwei Wochen später berichtete aber das US-Online-Magazin The Daily Wire, Grenell habe dem Weissen Haus seine Rücktrittsabsicht mitgeteilt.
Im Februar 2019 hatte die Trump-Administration in Berlin eine weltweite Kampagne für die Rechte von Homosexuellen gestartet – mit Richard Grenell an der Speerspitze (MANNSCHAFT berichtete). Was daraus geworden ist, ist allerdings unklar.
In der LGBTIQ-Zeitschrift them.us schrieb der US-Aktivist Matt Baume damals: «Die neuen Pläne sind sehr vage, und sie kommen nach zwei Jahren, in denen die Trump-Regierung intensiv daran gearbeitet hat, LGBTIQ-Menschen zu unterdrücken.»
Baume fragte Jeremy Kadden von der Organisation Human Rights Campaign, wer eigentlich bei dem Strategiegespräch in Berlin dabei sei. Kadden antwortete: «Wir haben keine Ahnung. Uns hat niemand gefragt.»
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Die Berliner LGBTIQ-Community wird Grenell wohl nicht vermissen. Er sorgte schon für reichlich Unmut. So hatte der geschäftsführender Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Jörg Litwinschuh-Barthel im Sommer 2018 ein Foto veröffentlicht, das ihn Arm in Arm mit Grenell auf dessen CSD-Empfang zeigte. Es hagelte Kritik aus der Community und vom Stadtmagazin Siegessäule. Deren Kolumnist Dirk Ludigs sprach von einem naiven «Umgang der neuen amerikanischen Rechten», Johannes Kram vom Nollendorfblog sah in dem Foto einen «Erfolg der Anführer der Gegen-Emanzipation». Litwinschuh-Barthel entschuldigte sich schliesslich auf Facebook.
Er habe aus persönlicher Eitelkeit bei dem Foto sein eigentliches Anliegen konterkariert, mit dem damaligen Botschafter in einen kritischen und selbstbewussten Dialog eintreten zu wollen. Dies bedauere er. «Den Dialog mit dem Botschafter und weiteren konservativen Kräften setze ich fort.»
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Auch im politischen Berlin habe sich Richard Grenell kaum Freunde gemacht, schreibt der Spiegel. Sein bester Kontakt in die Bundesregierung sei der ebenfalls offen schwule Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
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