Protest nach Mordanschlag auf queere Bar in Bratislava
Das Tepláreň wird wohl nicht weiter geführt
Vier Tage nach dem Mordanschlag auf eine queere Bar haben in Bratislava Tausende Menschen gegen Rechtsextremismus und die Diskriminierung sexueller Minderheiten protestiert.
«Wir werden nicht still sein!», skandierten die Demonstrant*innen am Sonntag auf ihrem Weg durch das Stadtzentrum zum slowakischen Parlament. Sie trugen Transparente mit den Vornamen der Ermordeten sowie Slogans wie «Die Zukunft ist antifaschistisch». Auch engste Freunde der Getöteten sprachen zu den Teilnehmer*innen der von der queeren Studentenvereinigung Light organisierten Kundgebung.
Die Präsidentin der Slowakei, Zuzana Čaputová, besuchte den Tatort am Tag nach dem Anschlag. Dort traf sie Roman Samotný, den Besitzer der Bar Tepláreň, der in Tränen ausbrach.
Am Mittwochabend hatte ein 19-Jähriger vor dem queeren Lokal zwei junge Männer erschossen und eine Frau schwer verletzt (MANNSCHAFT berichtete). Bei den Toten handelt es sich um den Barkeeper Matúš Horváth und den Gast Juraj Vankulič. Die verletzte Frau war ebenfalls zu Gast in der Bar.
«Es hätten mehr Leute in der Bar sein können», sagte Tepláreň-Besitzer Samotný, der Medienberichten zufolge sein Lokal aufgeben will. Die Bar hatte gerade zwei Stunden geöffnet, bevor der Schütze den Angriff ausführte. Er hatte draussen gewartet und das Tepláreň mindestens eine halbe Stunde vor seinem Angriff beobachtet.
Bei ihm handelt es sich laut einem Bericht von spectator.sme um den Sohn eines Politikers der ausserparlamentarischen rechtsextremen Partei Vlasť (Heimat), Nach dem Anschlag veröffentlichte der Täter in digitalen Netzwerken Hassbotschaften und eine Art Manifest mit homophoben, antisemitischen und rechtsextremen Inhalten, ehe er sich selbst tötete. Mehrere Stunden nach der Schiesserei wurde der Angreifer tot in einer Strasse in der Nähe des Hauptbahnhofs aufgefunden.
Seit der Tat fanden Medien immer mehr Hinweise, dass der Mörder stark von englischsprachigen Neonazi-Foren beeinflusst war und rassistische Attentäter bewunderte.
Die Organisator*innen der Kundgebung forderten, dass auch das slowakische Parlament endlich europäische Normen für die Gleichberechtigung nicht heterosexueller Menschen gesetzlich festlegen solle. In der katholisch-konservativ geprägten Slowakei ist der Schutz der traditionellen Ehe in der Verfassung verankert. Für gleichgeschlechtliche Paare gibt es keine gesetzliche Grundlage für eine Ehe oder eine andere Form einer registrierten Partnerschaft. (mit dpa)
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