Pride ist Arbeit gegen Queer­feindlichkeit

Diese Veranstaltungen stehen nach der Wiener Parade noch in Österreich an

Foto: Visit Linz
Foto: Visit Linz

Um einen weiteren Rechtsruck zu verhindern, rufen queere Aktivist*innen auch in kleinen Landgemeinden zur Teilnahme an CSD-Paraden auf.

Wien ist in Österreich die Regenbogenhauptstadt. Am vergangenen Samstag feierten und demonstrierten bei der Vienna Pride 350’000 Menschen (MANNSCHAFT berichtete). Doch mittlerweile finden auch in 19 weiteren Städten und Gemeinden Österreichs CSD-Paraden statt. Dies führt dazu, dass viele LGBTIQ-Personen nicht nur eine, sondern mehrere CSD-Demonstrationen besuchen. Das ist auch notwendig. Denn gerade in ländlichen Regionen Österreichs ist die Angst vor einem Coming-out nach wie vor gross. Die Regenbogenparaden in kleineren Städten sollen daher ein Zeichen für mehr Sichtbarkeit sein.

Hinzu kommt der politische Rechtsruck in Österreich. Die queerfeindliche FPÖ ist am Sonntag bei der EU-Wahl in Österreich erstmals zur Nummer eins aufgestiegen (MANNSCHAFT berichtete). Umfragen zufolge könnte die rechtsgerichtete Partei im Herbst auch bei den österreichischen Parlamentswahlen die stimmenstärkste Partei werden. Die FPÖ vertritt eine queerfeindliche Haltung. Politiker*innen der Partei haben sich in der Vergangenheit gegen CSD-Paraden ausgesprochen.

Am 15. Juni, in wenigen Tagen, wird in der früheren Kaiserstadt Bad Ischl erstmals der «Salzkammer Pride» abgehalten (MANNSCHAFT berichtete). Das Salzkammergut gilt als konservative Gegend. «Wir erleben im Salzkammergut Queerfeindlichkeit als allgegenwärtig», sagen die Organisator*innen von Salzkammer Pride.

Die Pride ist unaufhörliche Arbeit für eine Welt, in der jeder Mensch stolz auf seine Identität sein kann

Die Queerfeindlichkeit zeige sich versteckt in blöden Sprüchen, in Witzen oder in ganz offener Ablehnung. Die Parade in Bad Ischl sei daher ein notwendiger Schritt, um dieser Ablehnung entgegenzutreten. «Die Salzkammer Pride ist ein starkes Zeichen für Veränderung, Akzeptanz und die unaufhörliche Arbeit für eine Welt, in der jeder Mensch stolz auf seine Identität sein kann», betonen die Organisator*innen.

Die Teilnehmer*innen sammeln sich um 13 Uhr in Bad Ischl vor dem Postgebäude. Die Parade startet um 14 Uhr und führt durch das Stadtzentrum. Das Pride-Dorf im Anschluss befindet sich im Sissipark. Dort wird ein vielfältiges Programm geboten. Dazu gehören Kunstausstellungen, Workshops, eine Lesung, Redebeiträge und ein Bühnenprogramm. Die Moderation übernimmt die MANNSCHAFT-Queero-Gewinnerin 2022 Candy Licious. Auch Conchita Wurst wird am Salzkammer Pride teilnehmen und anschliessend auf der Bühne auftreten. Am 21 Uhr beginnt die Afterparty in der Trinkhalle von Bad Ischl. Die Initator*innen der Salzkammer Pride rufen im Vorfeld die Bewohner*innen von Bad Ischl sowie die Besucher*innen auf, «diskriminierende, entwürdigende, menschenverachtende Handlungen und Äusserungen» zu unterlassen.

Wie wichtig CSD-Paraden sind, zeigt die Reaktion der rechtsgerichteten freiheitlichen Partei (FPÖ). So beschwerte sich vor kurzem der FPÖ-Mediensprecher und Generalsekretär Christian Hafenecker über die Pride-Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen TV-Sender ORF. «Für dieses ganze Regenbogen-Theater muss der Zwangsgebührenzahler blechen. Das geht einfach nicht», empörte sich Hafenecker.

Am Samstag setzen queere Aktivist*innen nicht nur in der Stadt Bad Ischl, sondern auch in Spittal an der Drau mit einer CSD-Parade ein Zeichen für die Rechte der LGBTIQ-Community. Die Veranstalter*innen in Spittal an der Drau betonen, dass es ihnen ein grosses Anliegen sei, «queere Sichtbarkeit auch am Land zu schaffen und öffentlich gegen Diskriminierung aufzustehen». Der Demozug trifft sich beim Parkschlössl im Stadtpark und zieht dann durch die Innenstadt.

Eine Woche später wird am 22. Juni in der niederösterreichischen Kleinstadt Baden erstmals eine Parade abgehalten. Baden gehört mit rund 26.000 Einwohner*innen zu den bedeutendsten Kurstädten Europas und wurde von der Unesco zur Weltkulturerbe-Stadt ernannt.

Vom 21. bis 23. Juni finden in Großklein im Herzen der Südsteiermark die Pridetage statt. Das Motto der dreitägigen Veranstaltung lautet «Welcome to Pride Land!» Großklein ist eine kleine Gemeinde in der Steiermark mit etwas mehr als 2200 Einwohner*innen.

Am 29. Juni ruft die queere Community in Eisenstadt zur Parade auf. Eisenstadt ist mit 15.000 Einwohner*innen die kleinste Landeshauptstadt Österreichs. Am gleichen Tag wird in Graz, der zweitgrössten Stadt Österreichs, der CSD gefeiert. Die Route führt von der Erzherzog-Johann-Allee beim Stadtpark über den Burgring, durch die Herrengasse zum Hauptplatz und über die Annenstrasse zum Volksgarten, wo danach das Parkfest stattfinden wird. Bereits die ganze Woche zuvor lädt die queere Community in Graz zu verschiedenen Events und Aktivitäten ein. Auch in Bregenz am Bodensee rufen am 29. Juni queere Aktivist*innen zur Teilnahme an der CSD-Parade auf. Im Vorjahr kamen über 1000 Besucher*innen aus der Region und den Nachbarländern Liechtenstein, Schweiz und Deutschland nach Bregenz zum Fest der Vielfalt.

Am 6. Juli wird in Linz gefeiert. Die Pride Parade wird in diesem Jahr eine neue Route bekommen und auch die Pride Night übersiedelt in eine neue Location. Neu ist, dass in Linz nicht mehr das Urfahraner Jahrmarktgelände Ziel der Demo sein wird, sondern der Paradenzug im Kreis durch die Stadt verläuft, um wieder im Volksgarten zu enden. Das ebenfalls überarbeitete Programm im Anschluss sieht ein Nachmittagsevent rund um das Offene Kulturhaus vor. Hier wird im Rahmen der neuen Pride City am OK-Platz und im Ursulinenhof ein Markt entstehen, der als Präsentationsplattform für queere Community-Vereine und Kooperationspartner*innen dient. Die Afterparty der Linz Pride bietet ab 21.00 Uhr ein buntes Programm mit queeren Künstler*innen aus Oberösterreich und darüber hinaus.

Einen Tag später, am 7. Juli, setzt die oberösterreichische Stadt Steyr mit einer Parade ein Zeichen für Vielfalt. Schon legendär ist der Unken Pride am 20. Juli. Unken ist ein idyllisches Bergdörfchen im Pinzgau. Dort werden viele Lederhosen, Regenbogenfahnen, bunte Traktoren und Drag Queens zu sehen sein. Die Unken Pride-Parade wurde 2021 als Antwort auf einen Vandalismusakt ins Leben gerufen und wird seitdem regelmässig abgehalten. Am 3. August zieht die Regenbogenparade zum ersten Mal auch durch Mittersill. Somit hat der Pinzgau mittlerweile zwei Regenbogenparaden und ist damit ab diesem Jahr so bunt wie nie zuvor.

Die Pride Tirol lädt am 29. Juli in Innsbruck zum CSD ein. Am 3. August kommt die Pride in die Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt/Celovec. In diesem Jahr wird es in Klagenfurt erstmals möglich sein, bei der Parade mit eigenen Fahrzeugen teilzunehmen. Vom 30. August bis zum 8. September geht in Salzburg zum dritten Mal in Folge eine ganze Woche Pride Week über die Bühne – das Pridefestival Salzburg 2024. Höhepunkt des Festivals ist die CSD-Parade am 7. September. Die Pride Saison endet am 12. Oktober in der Tiroler Festungsstadt Kufstein. Dort organisiert der Verein Pride Tirol in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Kufstein und mit Unterstützung der Stadt Kufstein die dritte Perlen Pride.

Kristen Stewart sieht «Twilight» als nicht-hetero­sexuelle Geschichte: «Es geht um Unterdrückung und darum, das zu wollen, was dich zerstören wird» (MANNSCHAFT berichtete).

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