Mutterliebe: LGBTIQ-Geburtstagsparty für 12-jährigen Sohn
Weil nach seinem Coming-out niemand zum Kindergeburtstag von Brody Neville kommen wollte, organisierte seine Mutter eine Solidaritätsparty im Stadtpark von Calgary
Nachdem sich der 12-jährige Brody Neville als schwul geoutet hatte, wollte keine*r seiner Freund*innen zu seiner Geburtstagsparty Ende August kommen. Deswegen startetet seine Mutter Leah O’Donnell eine ungewöhnliche Aktion.
Brody fürchtete, er würde seinen Geburtstag in der Stadt Calgary, in Kanada, mehr oder weniger allein verbringen müssen, nachdem ihn sein gesamter Freund*innenkreis sitzengelassen hatte: als Folge seines Coming-out. Nur zwei Freudinnen hielten zu ihm, aber beide hatten offiziell keine Zeit, um mit ihm zu feiern.
Also ergriff Brodys Mutter eine radikale Massnahme: Sie postete auf Facebook einen «Aufruf für meine Stadt». Darin beschreibt sie das Coming-out ihres Sohnes im Frühjahr und die Reaktionen in der Schule, aber auch des sonstigen Umfelds. Sie erwähnt, dass eines der Mädchen, das zu Brody hielt, einen Vater habe, der gegen alles sei, «was mit LGBTQ zu tun hat». Scheinbar verbot er seiner Tochter, mehr Zeit als nötig mit Brody zu verbringen (MANNSCHAFT berichtete über Homohass in Kanada).
«Er könnte Stärkung gebrauchen» Brody sei in Tränen ausgebrochen, weil er fürchtete, niemand würde ihn mehr mögen, jetzt wo er offen schwul sei. Er fürchtete auch, dass sein erster Geburtstag nach dem Coming-out «shitty» werden würde – also Scheisse.
Deswegen teilte Leah O’Donnell ihren Mitbürger*innen in Calgary mit, dass sie ein grosses BBQ im Stadtpark plane, um 2 Uhr nachmittags. Sie hoffe, dass einige Menschen vorbeischauen könnten, um Brody zum Geburtstag zu gratulieren und ihrem «sweet little guy» klar machen, dass sie ihn unterstützten: «Ich weiss, dass er eine solche Stärkung gut gebrauchen könnte.»
Sie ergänzte noch, dass die Aktion eine Überraschung für Brody sein sollte.
«Born This Way» Der Plan ging auf, und mehrere Dutzend Menschen kamen in den Park: «Freunde, Familie, Fremde» heisst es in einem Bericht der CBC (Canadian Broadcasting Corporation). Darunter auch eine Dragqueen, die für Brody das Lied «Born This Way» sang.
Als Brody im Park ankam und die Menge sah, dachte er zuerst, die Menschen würden nur an einem Eiscremestand Schlange stehen. Doch dann wurde ihm klar, dass alle für ihn da waren und er der Ehrengast dieser Party ist. Er fiel seiner Mutter in die Arme und gab ihr eine «gigantische Umarmung»: «Danke euch allen, das ist der beste Tag meines Lebens», sagte Brody laut CBC mit einem Lächeln.
Die Mutter erklärte, dass sie ihrem Sohn zeigen wollte, dass es eine unterstützende Community für ihn gibt und nicht nur die Bullys, die am Schultor nach dem Unterricht auf ihn warteten.
Die Dragqueen Avanna Kedvra sagte zur CBC, dass es «irgendwie lächerlich» sei, dass im Jahr 2021 ein 12-Jähriger nicht «authentisch» der sein könne, der er ist. «Das ist eine sehr traurige Realität in unseren Tagen. Aber es ist unerhört wundervoll, dass dieses kleine Kind – trotz allen Gegenwinds – sich dennoch exponiert und so viel Freude erlebt.» (MANNSCHAFT berichtete über die Entkriminalisierung von Homosexualität vor über 50 Jahren.)
Mit Unicorn-T-Shirt und roten Haaren In einem kurzen CBC-Filmbericht wird auch ein älteres schwules Paar interviewt, das beschreibt, dass ihr eigener 12. Geburtstag schon Jahrzehnte hinter ihnen liegt, sie aber die Verpflichtung als LGBTIQ-Community fühlten, einem jungen neuen Mitglied dieser Community ihre Solidarität zu demonstrieren. Deshalb sind sie mit regenbogenfarbenem Geschenk gekommen.
Auf vielen Fotos vom Event sieht man Brody mit einem Unicorn-T-Shirt und mit zur Hälfte rot gefärbten Haaren in die Kameras strahlen.
Nach der Party bedankte sich Leah O’Donnell bei allen, die mitgeholfen haben, den Geburtstag zu einem derartigen Event zu machen, besonders auch bei Vertreter*innen der Medien. Speziell dankt O’Donnell aber ihren vielen neuen Freunden: «Es ist absolut unglaublich, dass ihr gekommen seid und Brody mit Geschenken und Nachrichten überhäuft habt, um eure Liebe und Unterstützung auszudrücken. Unterstützung für das, was Brody gerade durchmacht und auf seiner Reise weiterhin durchmachen wird.» (MANNSCHAFT berichtete darüber, wie die Deutschen LGBTIQ-Kinder laut Umfrage unterstürzen würden.)
Sie bedankt sich auch bei verschiedenen (anonymen) Sponsoren, die u. a. den Eiscremewagen vorbeigeschickt hatten.
Scheinbar wird nun ein Game-Entwickler Brody mit seinen prägnanten Haaren zu einem Charakter in einem Computerspiel machen.
Auf jeden Fall wurde dieser 12. Geburtstag in Calgary ein erinnerungswürdiges Ereignis, über das auch mehrere internationale queere Nachrichtenportale berichteten.
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