«Marseille.73»: Ein schwuler Kommissar ermittelt in der Provence
Der neue Krimi von Dominique Manotti
Commissaire Daquin aus Paris beim zweiten grossen Fall seiner Laufbahn: Er ist schwul und unbestechlich, mit einem ausgeprägten Sinn für Unrechtsverhältnisse. Die blühen in Marseille, zumal die verschiedenen Instanzen der Polizei einen Kleinkrieg um die Deutungshoheit über Recht und Gesetz führen.
Der erste Satz 1973. Grasse, reizendes provenzalisches Städtchen mit seinen Blumen, seinen Düften, seinen 30.000 Einwohnern und knapp 1000 zugewandertenArbeitskräften, häufig aus Tunesien, Landarbeiter, Bauarbeiter, allesamt Schwarzarbeiter.
Das Genre Ein Kriminalroman.
Die Handlung Nach der Algerienkrise gärt es ein paar Jahre später, Anfang der 70er an der Cote d’Azur. Es gibt zahlreiche ermordete Algerier, die Polizei scheint sich aber nicht besonders darum zu kümmern, denn Rassismus gehört zum guten Ton. Kommissar Daquin tritt auf, aber er ist kein Einheimischer und bekommt Schwierigkeiten. Er erhält ein wenig Unterstützung von seiner Affäre, einem aufstrebenden gleichaltrigen Anwalt.
Eine schöne ambivalente Beziehung wird da beschrieben. Natürlich muss die Affäre geheim bleiben, denn der Anwalt will Karriere machen. Und Daquin liebt zwar den Sex mit ihm, aber viel mehr möchte er eigentlich nicht. Ausserdem steht der Anwalt auf der Seite des Establishments, in der eigene Regeln aber auch Abhängigkeiten gelten.
Spannend (und nicht als politisches Pamphlet) wird erzählt, wo die Ursachen zu suchen sind, dass die Rechte in Frankreich und der Front National so erfolgreich werden konnten.
Das Urteil Das ist schon der vierte Krimi mit Kommissar Daquin. Die Autorin hat die Reihe unorthodox geschrieben, der erste spielt 1989 in Paris (Zügellos), es folgt ein weiterer Paris Krimi (Abpfiff), dann erschien sein allererster Fall der Anfang der 70er in Marseille stattfindet (Schwarzes Gold). Man kann die Krimis wunderbar unabhängig voneinander lesen, sie sind alle spannend. Der hier vorliegende Krimi ist meiner Meinung nach aber der spannendste von allen vieren!
Dominique Manotti «Marseille.73» Argument, gebunden, 397 Seiten, 23,00 €
Roland Müller-Flashar von der Buchhandlung Eisenherz in Berlin hat den Roman «Marseille.73» für uns gelesen. Dort kann man ihn direkt bestellen.
Weitere Buchempfehlungen findest du hier.
Das könnte dich auch interessieren
People
Alice Weidel ist «grösste Absurdität der rechtsnationalen Geschichte»
Jasna Fritzi Bauer und Partnerin im Interview. Die beiden haben ein Buch zusammen geschrieben
Von Newsdesk Staff
Lesbisch
Buch
Kultur
Österreich
Massive Hasswelle gegen schwulen Bestseller-Autor Thomas Brezina
Von Christian Höller
Buch
Kultur
People
Queerfeindlichkeit
Film
Der Sommer bringt wieder grosses queeres Kino ins Fernsehen
Seit 2018 gibt es rbb Queer. Der BR setzt mit BR Queer seit 2022 ebenfalls einen starken Fokus auf das queere Kino. In diesem Jahr schliesst sich erstmals der MDR an. Zu sehen u.a. «Passages» mit Franz Rogowski und Ben Whishaw
Von Newsdesk Staff
Queer
TV
Schwul
Unterhaltung
Unterhaltung
Eine Nacht mit … Erin Doherty
«Adolescence» war im Frühjahr 2025 die Netflix-Sensation schlechthin. Die Geschichte eines britischen Teenagers, der eine Mitschülerin umgebracht hat, erzählt in vier Episoden in Echtzeit und ohne Schnitt – das war harter Tobak, der vollkommen unerwartet zu einer der meistgesehenen Serien des Streamingdienstes überhaupt wurde.
Von Patrick Heidmann
Lesbisch
Serie
Film
Eine Nacht mit …