Weil er schwule Dating-Apps nutzte – Libanese angeklagt
Der 31-Jährige arbeitet beim Militär und wurde schon zweimal verhaftet
Ein 31-jähriger Libanese muss sich in seiner Heimat vor einem Militärgericht verantworten, weil er schwule Dating-Apps benutzt hat. Ein befreundetes Paar versucht ihm zu helfen.
Zwar gilt der Libanon unter den Staaten der Region als vergleichsweise liberales Land, wie das Auswärtige Amt in Berlin auf seiner Seite schreibt. «Reisende sollten sich jedoch bewusst sein, dass homosexuelle Handlungen im Libanon strafbar sind. Prostitution, sowie Einfuhr und Verbreitung pornographischen Materials sind illegal.»
Schwule Reiseblogger «Nomadic Boys» im Libanon für immer unerwünscht
Nun sei der 31-jährige Libanese bereits zweimal verhaftet worden, weil er schwule Dating-Apps nutzte: einmal sperrte man ihn für eine Woche ein, später für einen ganzen Monat. Ein befreundetes ausländisches schwules Ehepaar, das im Libanon lebt und bei dem der 31-Jährige seit zwei Jahren wohnt, versucht ihm zu helfen.
Vier Anhörungen vor dem Militärgericht Der 31-Jährige, der aus einer konservativen Familie stammt, arbeitet fürs libanesische Militär. Seit seiner Verhaftung sei er mehrmals verhört worden, ohne dass ein Anwalt dabei war – es seien «folter-ähnliche Zustände» gewesen, schreibt der Initiator einer GoFundMe-Spendenkampage, Christian Krüger. Vier Anhörungen habe es bereits vor dem Militärgericht des Landes gegeben.
In den Papieren des Mannes stehe nun das Wort «Sodomit» – damit könne er im Libanon weder Arbeit finden noch habe er eine Zukunft. Denn wenn Gerichtsurteile der vergangenen Jahre auch daraufhin deuteten, dass Homosexualität kein Verbrechen sei, sei das unter Staatsdienern nochmal etwas ganz anderes.
Eine Anwältin ist bereits mit dem Fall des 31-jährigen betraut und versucht, ihn freizubekommen, ohne dass es negative Konsequenzen für seine Zukunft hat. Noch stehe eine Entscheidung aus, aber es gebe lediglich drei Möglichkeiten, wie der Initiator der Kampagne, Krüger, auf MANNSCHAFT-Nachfrage angab: Das Militär entlässt ihn wegen Sodomie oder er wird degradiert, muss aber weiter beim Militär arbeiten. Oder – und das sei in ähnlichen Fällen bisher nie passiert – er wird freigesprochen.
Tunesier wurde vergewaltigt und wegen Homosexualität verurteilt
Die Anwaltskosten lägen bisher bei 400 US-Dollar. Das befreundete schwule Paar hilft dem 31-Jährigen bereits, wo es kann – so verzichten sie derzeit auf seine Mietzahlungen, doch auch ihre Mittel sind begrenzt, so Krüger im Text zur Kampagne. Darum sammelt man auf GoFundMe nun Geld, um die Anwältin weiter bezahlen zu können.
Das könnte dich auch interessieren
News
Nach Mord an queerer Stadträtin: Lange Haftstrafen für Täter
2018 wurde die brasilianische Politikerin Marielle Franco umgebracht. Jetzt wurden die Schützen verurteilt, der Prozess gegen die vermeintlichen Drahtzieher steht allerdings noch aus.
Von Newsdesk/©DPA
Politik
International
Queer
Queerfeindlichkeit
«Machokultur»: Hohe Diskriminierung gegen Queers in Schweizer Armee
Eine neue Studie legt erschreckende Zahlen offen. LGBTIQ Dachverbände fordern deshalb einen «Kulturwandel».
Von Newsdesk Staff
News
Schweiz
News
Selbstbestimmungsgesetz: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Geschlechtseinträge und Vornamen können in Deutschland jetzt leichter geändert werden. Doch was muss dabei beachtet werden?
Von Newsdesk/©DPA
Politik
LGBTIQ-Rechte
Deutschland
News
ILGA: «Nicht schweigen, wenn Menschenrechte verletzt werden!»
Erläuterungen zum Ausschluss der israelischen Gruppe von Julia Ehrt
Von Kriss Rudolph