LGBTIQ-Vertretung bleibt im ZDF-Fernsehrat

Teile der Opposition haben im Thüringer Landtag mit der Regierung gestimmt

J. Luca Renner (Foto: privat)
J. Luca Renner (Foto: privat)

Der Thüringer Landtag stimmte am Donnerstag dem Wahlvorschlag der LINKE-Fraktion zur Bestimmung einer LGBTIQ-Vertretung für den ZDF-Fernsehrat zu. Sie soll wieder vom LSVD Thüringen bestimmt werden.

«Die erneute Benennung des LSVD Thüringen für das Mandat von LGBTIQ im ZDF-Fernsehrat macht deutlich, dass der Thüringer Landtag die Arbeit der letzten vier Jahre wertschätzend zur Kenntnis genommen hat und eine Kontinuität in der Arbeit fordert. Wir bedanken uns für das Vertrauen und werden weiter im Interesse aller Thüringer*innen, aber auch besonders für die LGBTIQ-Community im ZDF-Fernsehrat wirken», so Jenny Luca Renner aus dem Landesvorstand des Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Thüringen.

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Seit Mai 2016 sitzt Jenny Renner als Mitglied im ZDF-Fernsehrat – als erste offizielle Vertretung der Community. Mit der Neuordnung des ZDF-Fernsehrates wurde neben anderen gesellschaftlichen Organisationen erstmals auch ein Platz für eine*n LGBTIQ-Vertreter*in möglich. Vorangegangen war eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2014. Eine LGBTIQ-Vertretung ergab sich, nachdem das Bundesland Thüringen einen eigenen Platz dafür freistellte. Beworben hatte sich neben dem LSVD auch Lambda Thüringen.

Seit dem wegweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2014 wurde für LGBTIQ beim ZDF, beim Saarländischen Rundfunk, bei Radio-Bremen und zuletzt auch im Hörfunkrat vom Deutschlandradio die Teilhabe in den Aufsichtsgremien eröffnet.

«Ob in Fernseh- und Spielfilmformaten oder bei der Berichterstattung, wir wollen uns auch zukünftig im ZDF-Fernsehrat dafür einsetzen, dass es eine ausgewogene, diskriminierungsarme und selbstverständliche Darstellung von LGBTIQ-Lebensweisen und Identitäten gibt. Als LSVD Thüringen machen wir uns an der Seite aller demokratischen Akteure für den Erhalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und eines unabhängigen Journalismus stark», so Renner vom LSVD Thüringen weiter.

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Jenny Renner blickt zufrieden auf vier Jahre im ZDF-Fernsehrat zurück und möchte die Arbeit auch gerne fortsetzen, wie sie gegenüber MANNSCHAFT sagte – «für die LGBTIQ-Community und die Thüringer*innen».

Im MANNSCHAFT-Interview nannte Renner 2018 als Erfolg ihrer Arbeit: «Phoenix [der öffentlich-rechtliche Fernsehsender wird in Kooperation von ARD und ZDF betrieben wird, Anm. d. Red.] hat intern eine Arbeitsgruppe eingerichtet dazu, wie man es schafft, dass auch mehr Frauen in den Gesprächsrunden teilnehmen oder als Expertinnen befragt werden bei der Berichterstattung. Wenn man sich ansieht, wie es früher bei Phoenix aussah, ist das schon ein grosser Fortschritt und in Teilen ist nun auch sichtbar, dass Frauen dort sitzen.» Eine zweite Sache, die sich fast ohne ihr Zutun verändert habe, betreffe den Bereich Nachrichten. «Beim ZDF wird gerade bei den Sozialen Medien sichtbar, dass man sich sehr wohl mit dem Thema LGBTIQ befasst und zwar nicht nur zu Anlässen wie Eheöffnung. Es gab z.B. einen Beitrag über die Inhaftierung von Aktivist*innen in Ägypten, den ZDF heute in den Sozialen Netzwerken geteilt hat.»

Wie Renner im MANNSCHAFT-Talk im Mai erzählte, habe sogar Nachrichten-Anchorman Claus Kleber angefangen, in seinen Moderationen zu gendern.

Von den 86 abgegebenen Stimmen stimmten im Landtag 53 für den Antrag, 24 waren dagegen, es gab neun Enthaltungen. Auch einige CDU-Abgeordnete (insgesamt mit 21 Abgeordneten vertreten) müssen mit Ja gestimmt haben; (die AfD hat 22 Sitze). Der schwule Stuttgarter Abgeordnete Stefan Kaufmann (CDU) sprach sich vor der Abstimmung gegenüber MANNSCHAFT dafür aus, den Antrag der Linken mitzutragen.

Rot-Rot-Grün hat in Thüringen keine Mehrheit und war auf die Stimmen der Opposition angewiesen. Die FDP wollte dem Antrag zustimmen, wie MANNSCHAFT auf Anfrage vorab vom queerpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Jens Brandenburg erfuhr.

«Das öffentlich-rechtliche Fernsehen kultiviert immer noch häufig veraltete Rollenbilder. Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen sind im ZDF kaum sichtbar. Daher freue ich mich sehr, dass die FDP-Fraktion im Thüringer Landtag dem Antrag, eine Vertretung des LSVD in den ZDF-Fernsehrat zu entsenden, zustimmt», so Brandenburg.

Seit Ende 2018 sitzt Renner auch im Beirat von ARTE Deutschland – der ZDF-Fernsehrat hatte sie nach einstimmigem Beschluss dorthin entsandt.

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