«LGBT-freie Zone» aufheben! Irische Stadt stellt Ultimatum
Nowa Deba soll die LGBTIQ-feindliche Entscheidung zurücknehmen
Fermoy in der irischen Grafschaft Cork hat ein Ultimatum an die polnische Partnerstadt gestellt, weil man sich dort zu einer «LGBT-freien Zone» erklärt hat.
Einige Städte in Europa haben ihre Partnerschaften mit polnischen Städten, die sich in den letzten Monaten zu «LGBT-freien Zonen» erklärt haben, aufgelöst oder diesen Schritt in Aussicht gestellt. Auch der 6500-Einwohner-Ort Fermoy in Cork im südlichsten Teil Irlands hatte bereits angekündigt, die Partnerschaft mit Nowa Deba in Polen zu beenden, berichtete breakingnews.ie.
Erste Stadt in Polen will nicht mehr LGBTIQ-frei sein
Insgesamt wenden sich rund 100 Städte und Gemeinden in Polen gegen queere Menschen. Der polnische Botschaft in Deutschland Andrzej Przyłębski äusserte kürzlich Verständnis für die Resolutionen zahlreicher Kommunen und verharmloste sie (MANNSCHAFT berichtete).
Nun geht man Fermoy einen Schritt weiter: Man hat der Stadt ein Ultimatum gestellt, um die Entscheidung zurückzunehmen, sich selbst als «LGBT-frei» zu deklarieren. Wenn sie keine zufriedenstellende Antwort erhalten, wollen die Iren ihre Partnerschaftsvereinbarung mit sofortiger Wirkung beenden. Der Stadtrat sollte diese Woche über das Thema debattieren, die Pläne dafür wurden jedoch aufgrund der Corona-Pandemie verschoben (auch zahlreiche Pride-Events in 2020 wurden bereits abgesagt – MANNSCHAFT berichtete).
So kann jede*r etwas gegen «LGBT-freie-Zonen» in Polen tun
«Ich werde unseren Gemeinderat bitten, an den polnischen Gemeinderat zu schreiben und eine Antwort zu verlangen», sagte Gemeinderatsmitglied Noel McCarthy. Wenn es keine positive Rückmeldung gebe, werde die Partnerschaftsvereinbarung, die vom Gemeinderat finanziert werde, unverzüglich beendet, fügte er hinzu. McCarthy weiter: «Hier in Irland erkennen wir die Ehe für alle an und diskriminieren weder die LGBTIQ-Community noch andere Communitys.»
Tuchów soll vom Beschluss zur «LGBT-freien Zone» abrücken In den vergangenen Wochen hat u. a. die französische Stadt Saint-Jean-de-Braye ihre Partnerschaft mit Tuchów in Polen abgebrochen, weil man sich dort zur LGBT-freien Zone erklärt hatte. Auch die Städtepartnerschaft Illingen-Tuchów wackelt. Das hat der saarländische Bürgermeister König erklärt. Der CDU-Politiker will die Partnerschaft aussetzen, wenn Tuchów nicht von dem Beschluss zur «LGBT-freien Zone» abrückt (MANNSCHAFT berichtete).
Die «schwulen- und lesbenfreien» Zonen stehen im Widerspruch zu den Werten der Europäischen Union.
Auch der saarländische Europaminister Peter Strobel (CDU) hat in einem Schreiben an den Marschallder Wojewodschaft Karpatenvorland, Wladyslaw Ortyl, betont, dass die in Polen existierenden «schwulen- und lesbenfreien» Zonen im Widerspruch zu den Werten der Europäischen Union stehen. In der Zusammenarbeit dürften diese Grundrechte nicht zur Debatte stehen, sondern sollten eine gemeinsame Grundlage bilden, erklärte Strobel in seinem Brief, aus dem die Saarbrücker Zeitung zitiert. Er machte darin deutlich, dass die Landesregierung «besorgt» über den Anti-LGBT-Beschluss in der polnischen Region sei.
Umfrage: Wie sieht dein Alltag mit Corona aus?
Andere deutsche Städte sind zurückhaltender. Aus dem baden-württembergischen Staufen, das eine Partnerschaft mit Kazimierz Dolny unterhält, erfahren wir auf MANNSCHAFT-Anfrage:
«Da das Thema sicher keines ist, was man per Brief oder «zwischen Tür und Angel» besprechen sollte, wäre es etwas gewesen, das wir gerne bei einem persönlichen Treffen angesprochen hätten. Für Ende Mai war ein Besuch in Kazimierz Dolny geplant – aber aufgrund der aktuellen Situation mussten wir unsere Partnerschaftsfeier leider absagen.» Beim nächsten Treffen werde man das Thema «LGBT-freien Zone» aber «in jedem Fall gerne» ansprechen.
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