Vielen LGBTIQ-Geflüchteten aus Uganda droht Abschiebung
Die Münchner Lesbenberatung schlägt Alarm
Laut der Münchner Lesbenberatung Letra sind zahlreiche LGBTIQ-Geflüchtete akut von einer Abschiebung bedroht. Die erneute Entwurzelung bedeute für viele ein weiteres Trauma.
Die Anzahl der LGBTIQ-Geflüchteten, welche bei der Münchner Lesbenberatungsstelle Letra Unterstützung suchten, hat sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr von 210 auf über 370 erhöht. Dies entspricht einem Anstieg von mehr als 75 Prozent. Der Grund für diese Entwicklung ist für Letra schnell gefunden: Ugandas drakonisches Anti-Homosexuellengesetz, das im Frühjahr verabschiedet wurde (MANNSCHAFT berichtete). Im ostafrikanischen Land droht LGBTIQ-Menschen nun Gefängnis oder sogar die Todesstrafe.
Kritik an Scholz Während die Anzahl der Hilfesuchenden also rapide ansteige, verspreche die deutsche Regierung, so viele Menschen so schnell wie noch nie abzuschieben. Das schreibt Letra in einer Pressemitteilung vom gestrigen Freitag.
Die Ansage von Olaf Scholz, in grossem Stil abzuschieben, sei schneller real geworden, als sie je befürchtet hätten. «Mit Sorge blicken wir auf das kommende Jahr: Wenn dies die Asylpolitik einer Ampelregierung ist, was erwartet uns dann noch?»
Neues Leben zerstört Was eine drohende Abschiebung mit der Psyche von LGBTIQ-Menschen macht, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität in ihrer Heimat bedroht werden, erlebt die Münchner Beratungsstelle hautnah mit. «Unsere Klient*innen leben über Wochen und Monate in Angst und Unsicherheit, ob in der Nacht oder am Morgen die Polizei kommt und sie abholt. Für viele wird diese Befürchtung gerade Realität.»
Viele hätten sich in Deutschland bereits ein neues Leben aufgebaut, Freund*innen und Partner*innen gefunden, Therapien begonnen und angefangen, Deutsch zu lernen. «Eine unserer gerade abgeschobenen Klient*innen war als Peer-To-Peer-Beraterin aktiv, hat sich also selbst für andere Geflüchtete eingesetzt und sie unterstützt. Nachdem ihr Abschiebebescheid bei ihr angekommen war, war sie jedoch psychisch in so schlechter Verfassung, dass sie dies nicht fortführen konnte.»
Besonders tragisch: Ihre Partnerin, mit der sie gemeinsam in München lebte, soll ebenfalls abgeschoben werden – in ein anderes Land.
Einziger Lichtblick Diese erneute Entwurzelung bedeute für viele ein weiteres Trauma, heisst es in der Pressemitteilung weiter. Betroffen davon seien jedoch nicht nur die abgeschobenen Menschen. «Auch Zimmernachbar*innen, die durch den nächtlichen Polizeieinsatz aufwachen, bekommen in den folgenden Wochen kaum ein Auge zu. Partner*innen und Freund*innen werden die abgeschobene Person schmerzlich vermissen. Für diese bedeutet die Abschiebung nicht nur ein weiteres Trauma, sondern ein Neuanfang, der viel Kraft kostet.»
Das einzig Positive an dieser Geschichte ist die Tatsache, dass die beiden Personen nicht zurück nach Uganda mussten. Sie wurden nach dem Dublin-Verfahren nach Portugal und Belgien abgeschoben. Die Lesbenberatung Letra weiss jedoch, dass nicht alle dieses «Glück» haben. Nicht wenigen würde die Abschiebung in ein LGBTIQ-feindliches Land wie Polen oder eben Uganda drohen.
Unter anderem als Reaktion auf den diskriminierenden Umgang der Regierung Ugandas mit LGBTIQ weiten die USA ihre Beschränkungen bei der Visavergabe aus. Mehr dazu in diesem Beitrag!
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