Lesbenorganisation LOS fordert Rückzug der Schweizergarde aus Vatikan
Die Doktrin des Vatikan und das Nein zu Segensfeiern für homosexuelle Paare widersprächen den Werten der Schweiz
Die Lesbenorganisation LOS fordert den Rückzug der Schweizergarde aus dem Vatikan. Und das sofortige Ende der finanziellen, kulturellen und politischen Beziehungen zu Vatikanstadt, solange dort ein «solch erniedrigender Unsinn» verbreitet wird. Gemeint ist das Verbot von Segensfeiern für homosexuelle Paare.
Am Montag gab der Vatikan erneut homophobe Erklärungen ab, so die Lesbenorganisation (LOS). Die Schweiz müsse muss nun ein Beispiel setzen: Die LOS fordert in einer Erklärung am Sonntag den Rückzug der Schweizergarde, die den Papst seit 515 Jahren schützt. Solange LGBTIQ-Personen und ihre Lebensweise im Vatikan feindselig behandelt werden, sollte der Vatikan keinen Schutz oder finanzielle Unterstützung von der Schweiz erhalten.
Am Montag bekräftigte der Vatikan die Lehre der Kirche über Homosexualität als «Sünde» und bestätigte die Unmöglichkeit für gleichgeschlechtliche Paare, die Sakramente der Ehe zu erhalten, die der «unauflöslichen Vereinigung von Mann und Frau» vorbehalten sind (MANNSCHAFT berichtete). In Deutschland, in Österreich und in der Schweiz hat dies in den letzten Tagen zu heftiger Kritik geführt (MANNSCHAFT berichtete), hier insbesondere aus der Diözese St. Gallen und dem Schweizerischen Verband der katholischen Frauen.
Die Doktrin des Vatikan stehe im Widerspruch zu den Werten der Schweiz, und dennoch profitiere der Heilige Stuhl seit 515 Jahren vom Schutz der Schweizer Wachen: Sie begleiten den Papst auf seinen Auslandsreisen, bewachen die Eingänge von Vatikanstadt und erbringen viele Dienste im Namen des Vatikan. Jeder katholisch praktizierende Mann, der schweizerischer Staatsangehörigkeit ist und seinen Militärdienst in der Schweiz absolviert hat, kann sich bei der Schweizergarde anmelden.
Der Schweizerische Bund unterhält diplomatische, politische und finanzielle Beziehungen zum Vatikan: So habe der Bundesrat im Jahr 2020 laut LOS fünf Millionen Franken für die Renovierung der Kaserne der Schweizer Garde im Vatikan finanziert, die von einem Schweizer Architektenbüro durchgeführt wird. Die öffentliche Mitteilung des Bundes unterstreicht wiederholt die Bedeutung der Schweizer Garde als «Bindeglied» zu Vatikanstadt.
Die Schweiz wolle jedoch mit Artikel 8 der Bundesverfassung garantieren, dass ihre Bürger innerhalb und ausserhalb der Schweiz gleich behandelt und nicht diskriminiert werden. Die Entsendung von Schweizer Soldaten und Bürgern in einen Staat, der einen Teil der Bevölkerung diskriminiert und ausschliesst, ist daher inkonsistent und beeinträchtigt das Wohlergehen und die Sicherheit dieser Menschen. Die Schweiz habe die Verantwortung, die Soldaten zu schützen, die sie in den Vatikan entsendet.
Nach Angaben der LOS darf der Bund seine eigenen Soldaten nicht in ein Land entsenden, das nicht allen Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Ausrichtung die gleichen Rechte garantiert und sie darüber hinaus offen diskriminiert. Nach der Abstimmung vom 9. Februar 2020 (MANNSCHAFT berichtete) sind öffentliche Aufrufe zum Hass gegen die sexuelle Orientierung in der Schweiz nicht ohne Grund strafbar: Die Einstufung homosexueller und queerer Liebe als «Sünde» hat nicht nur schwerwiegende Folgen für die psychische Gesundheit der LGBTIQ-Gemeinschaft. sondern auch für den sozialen Frieden. Die LOS fordert daher den Rückzug der Schweizergarde aus dem Vatikan sowie das sofortige Ende der finanziellen, kulturellen und politischen Beziehungen zu Vatikanstadt, solange dort ein solch erniedrigender Unsinn verbreitet wird.
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