«Die Schwulenheiler» – fünf Jahre danach
Ein Rückblick auf die Recherchen von Christian Deker über Anbieter von «Konversionstherapien»
2015 lief die NDR-Reportage «Die Schwulenheiler» im Fernsehen. Der schwule Reporter Christian Deker begab sich für seinen Film in die homophoben Winkel der Republik. Nun sind in Deutschland Konversionstherapien verboten. Deker blickt auf seine Recherchen zurück, war bei der Abstimmung im Bundestag dabei und befragte schliesslich auch Minister Spahn, warum das Gesetz nur Minderjährige vor den gefährlichen Therapien schützt.
Drei Ärzte nannten Christian Deker verschiedene Gründe für seine Homosexualität: Mal sollten Dämonen, die in seinem Körper wohnten, schuld sein; mal eine Narbe am Kinn und sogar die angebliche Syphilis-Erkrankung seiner Vorfahr*innen.
2014 begann Deker mit seiner Kollegin Oda Lambrecht die Recherche. Im Juni 2015 lief die Reportage in der ARD; auf YouTube wurde sie seither über 1,5 Millionen Mal angeklickt. Die Kommentarfunktion ist abgestellt – offenbar gibt es noch ausreichend Menschen, die Homosexualität für eine Krankheit oder Schlimmeres halten. Auf mehreren Festivals wurde Dekers Film ausgezeichnet, in Bilbao erhielt er etwa den Publikumspreis als Bester Kurzfilm, in Brasilien und Indien war er nominiert.
In der neuen Folge von strg_f zeigt Deker nun nochmal, welch haarsträubenden Dinge etwa Teilnehmer*innen einer Stuttgarter Pegida-Demo über Homosexuelle sagen – sie etwa mit missgebildeten Kreaturen vergleichen – und wie angeblich mit Dämonenaustreibung, Psychotherapie oder Homöopathie aus homo- heterosexuelle Menschen gemacht werden sollen.
21-Jährige nimmt sich nach Konversionstherapien das Leben
So war Deker u. a. in der Praxis beim Hamburger Arzt Arne Elsen. Dort gab er sich als normaler Patient aus, um herauszufinden, was der niedergelassene Arzt zu seiner Homosexualität sagen würde.
Elsen betete während der Sprechstunde für Deker und versuchte, seine Dämonen auszutreiben, die angeblich der Grund für seine Homosexualität seien. Er behauptete sogar, damit Erfolg zu haben: Er habe eine Wolke gesehen, mindestens ein Geist habe seinen Körper verlassen, so Elsen. Davon hatte Deker allerdings nichts bemerkt.
Der Journalist konnte mit seinen Recherchen nachweisen, dass mindestens eine Behandlung durch Elsen bei einem anderen Patienten tatsächlich abgerechnet worden sei – als reguläre Hausarztversorgung. Die Ärztekammer Hamburg leitete sogar Ermittlungen gegen den zweifelhaften Arzt ein, doch das Verfahren wurde wieder eingestellt. Elsen praktiziert heute noch immer.
Führender Rabbiner soll Konversionstherapien empfohlen haben
Der Film endet mit der Abstimmung im Deutschen Bundestag: Nun sind Konversionstherapien verboten (MANNSCHAFT berichtete). Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU) nimmt Stellung zu den Vorwürfen, dass das Gesetz nicht weit genug gehe (der LSVD hatte sogar die Ablehnung des Gesetzes gefordert – MANNSCHAFT berichtete). Er wolle und wollte, so der CDU-Politiker, das Verbot so weit wie möglich wie fassen, doch es sollte Bestand haben und nicht bei der ersten Prüfung am Bundesverfassungsgericht gekippt werden. Hier hatte es aufgrund eines Rechtsgutachtens Bedenken gegeben.
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