Homophobe Gewalt mitten in Zürich: Küssende Männer zusammengeschlagen
Die Polizei geht von einem «verbalen Streit» aus
«Schwuchteln», «Missgeburten», «Arschlöcher». Mitten in Zürich griffen fünf Männer zwei küssende Männer an und prügelten sie krankenhausreif. Hassdelikte gegen LGBTIQ werden in der Schweiz statistisch nicht erfasst.
Eine Partynacht mit schlimmen Folgen: In der Nacht von Freitag auf Samstag war Davide in einem Club im Zürcher Niederdorf unterwegs. Anschliessend küssten sich er und ein Freund auf dem Hirschenplatz, wo sie von fünf Männern angesprochen und schliesslich beschimpft wurden.
«Sie sagten uns, wir seien Schwuchteln, Arschlöcher und Missgeburten. Dann warf einer ein Feuerzeug nach uns», sagte Davide gegenüber 20 Minuten. Die Männer nach dem Grund gefragt, erhielt er zur Antwort: «Weil ihr schwul seid.»
Es folgten Fausthiebe. Als Davides Freund ihm helfen wollte, schlugen ihn die Männer nieder. «Ich schaffte es, einen der Gruppe zu erwischen, bin kurz darauf aber auch auf dem Boden gelandet», erzählt Davide gegenüber 20 Minuten weiter.
Schliesslich seien Türsteher eines Clubs in der Nähe zu Hilfe geeilt und alarmierten die Polizei, die die flüchtenden Angreifer jedoch nicht mehr fassen konnten. Mit mittelschweren Verletzungen mussten Davide und sein Freund ins Krankenhaus gebracht werden. Dort befindet sich Davide noch immer. Sein Nasenbruch muss heute operiert werden.
Die Stadtpolizei bittet derweil Zeug*innen um Hilfe. In einer Medienmitteilung bezeichnen sie den homophoben Vorfall jedoch als «verbalen Streit» mit einer «anschliessenden tätlichen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen». Die fünf Täter seien zirka 25 Jahre alt und zwischen 170 und 180 cm gross, einer soll eine Camouflage-Jacke getragen haben, ein anderer ein kariertes Hemd.
Mit dem Aufruf «Bitte teilen» postete David auf Facebook ein Bild seiner gebrochenen Nase. «Wenn mich das nächste Mal jemand fragt, wie sich Homophobie anfühlt, zeige ich dieses Bild», schrieb er. Er fordert die Internetgemeinde auf, allfällige Hinweise der Polizei weiterzuleiten, damit die Täter gefasst werden können. «Es kann nicht sein, dass in einer ach so ‹zivilisierten› Welt immernoch solche Dinge geschehen! Anscheinend stecken gewisse Menschen in der Steinzeit fest! Helft mir, diesen Höhlenmenschen beizubringen dass Liebe einfach nur Liebe ist.»
Homophobe Attacke nach Zürich Pride
Bereits im Juni wurde ein schwules Paar nach der Zurich Pride homophob beschimpft und attackiert. Ebenfalls in Zürich griffen unbekannte Männer am 17. Mai, dem IDAHOBiT-Tag, einen Infostand an. Im Juli versprayten Unbekannte den RBS-Bahnhof Steinibach in Bern.
Nach dem Vorfall vom Wochenende hat Pink Cross eine Petition lanciert, um die Politik zum Handeln aufzufordern. Nächste Woche behandelt der Nationalrat ein Vorstoss von Rosmarie Quadranti zur Erfassung von Hassverbrechen.
In der Schweiz sind LGBTIQ-Personen bisher nicht vor Hassverbrechen geschützt – auch, weil das Ausmass dieser Verbrechen unbekannt sei, erklärten Schweizer LGBTIQ-Organisationen in einer gemeinsamen Medienmitteilung im Mai. Daher werde man in 13 Kantonen Vorstösse einreichen, um Hassdelikte statistisch zu erfassen und Polizist*innen entsprechend weiterzubilden.
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