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Offener Hass, mitten in Zürich – Angriff auf IDAHOBIT-Stand

Der Stand wurde am Freitagmittag von vier jungen Randalierern angegriffen: Sie schnitten u. a. die Regenbogen-Banner ab und warfen Flyer und Essen auf den Boden

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Der IDAHOBIT-Stand vor dem Angriff (Foto: Pink Cross)

Der Stand zum IDAHOBIT am Freitag wurde von vier jungen Männern angegriffen. Sie schnitten die Regenbogen-Banner ab, warfen Flyer und Essen auf den Boden und stahlen eine Regenbogenflagge. Pink Cross hat nun einen Solidaritäts-Aufruf gestartet.

Der Verein Achtung Liebe war mit einem Infostand zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie in Zürich, mitten in der Stadt, am Lochergut, und mitten am Tag. Der Stand wurde am Nachmittag von vier jungen Randalierern angegriffen und verwüstet.

Am 17. Mai hatte Achtung Liebe in Zürich den Stand organisiert, um auf den IDAHOBIT aufmerksam zu machen. Die LGBTIQ-Studierendenverbände L-Punkt und z&h unterstützten die Initiative und waren ebenfalls mit Freiwilligen vertreten. Ab 13 Uhr wurden Aufkleber, Flyer, Kuchen und kostenlose Umarmungen an Passant*innen verteilt sowie Informationen über die Situation von queere Personen in der Schweiz und Europa.


Zwei Angriffe binnen einer Stunde
Gegen 14 Uhr kamen die Randalierer. Sie schnitten die Regenbogen-Banner ab, warfen Flyer und Essen auf den Boden, drehten den Tisch um und stahlen eine Regenbogenflagge. Weniger als eine Stunde später, kurz nachdem die Freiwilligen den Stand neu eingerichtet haben, folgte der zweite Angriff: Ein weiterer Mann hat die auf dem Tisch liegenden Sachen erneut auf den Boden geschlagen und einen Freiwilligen am T-Shirt gepackt, wie es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Pink Cross und den Studierendenverbänden Achtung Liebe, L-Punkt und z&h heisst.

Die Mediensprecherin der Zürcher Stadtpolizei, Judith Hödl, bestätigte gegenüber dem Portal 20minuten, die Polizei sei um 14 Uhr zum Stand ausgerückt. Die Verursacher seien nicht festgenommen worden, aber die Ermittlungen zu den Tätern seien noch im Gang, so die Sprecherin. Mehr habe man noch nicht sagen können.

Hass gegen LGBTIQ wird sichtbar
Der LGBTIQ-feindliche Vorfall zeigt, dass Hass gegen LGBTIQ-Personen noch immer Alltag ist in der Schweiz. «Es erschüttert mich zutiefst, dass die freiwilligen Standbetreiber*innen eine solche Erfahrung machen mussten. Doch leider kennen viele LGBTIQ-Personen solche hasserfüllte Angriffe auch aus eigenen Erfahrungen. Ja, wir haben in der Schweiz ein Problem mit LGBTIQ- Feindlichkeit», erklärte Roman Heggli, Geschäftsleiter Pink Cross.

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Auch wenn die Erweiterung der Antirassismus-Strafnorm mit sexueller Orientierung gegen solche Taten nicht greifen würde, wäre es eine erste Verbesserung. «Erstmals würde der Aufruf zu Homo-Hass im Gesetz festgeschrieben. Das hat auch eine symbolische Bedeutung und stärkt die Akzeptanz von LGBTIQ-Personen in der Gesellschaft», erläutert Roman Heggli weiter. Ausserdem sollten solche Angriffe spezifisch als Hate Crimes gegen LGBTIQ-Personen erfasst werden, wie es Vorstösse in 13 Kantonen fordern.

Es macht uns nachdenklich und traurig

Die betroffenen Organisationen Achtung Liebe, z&h und L-Punkt erklären: «Es macht uns nachdenklich und traurig, dass es auch heute noch in der Schweiz so viel Wut und Hass gegen Personen gibt, die nur das Recht einfordern, dass jede*r Mensch sein und lieben darf, ohne diskriminiert zu werden. Gleichzeitig freuen wir uns über die ermutigende Unterstützung, die von anderen Passant*innen direkt nach den Angriffen zum Ausdruck gebracht wurde.»

Ein gemischtes Gefühl von Wut, Enttäuschung und Angst sei langsam einem besseren, freudigen Gefühl gewichen, als der Nachmittag vorbei war. Man habe viele unterstützende und tolle Menschen umarmt, mit den Bewohner*innen des Stadtteils gesprochen und ihre Unterstützung gespürt haben. «Ihre Neugierde, zu wissen, wer wir sind und wofür wir kämpfen, gab uns so viel Energie und den Wunsch, nicht aufzugeben», heisst es in der gemeinsamen Erklärung weiter.

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«Dieser Vorfall hat uns noch deutlicher gemacht, dass Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie ein weit verbreitetes Problem sind. Hassrede ist keine Meinungsfreiheit, weil sie die Freiheit zu existieren behindert. LGBTIQ-feindliche Diskussionen und Aufrufe schüren Hass und ermutigen gewisse Personen, Menschen wie uns anzugreifen – teils sogar körperlich.»

Solidaritäts-Aufruf gegen Hass und Gewalt
Der Vorfall macht auf erschreckende Weise deutlich, dass Hass gegen queere Personen noch immer zum Alltag ist – und Angreifer nicht davor zurückschrecken, ihren Hass öffentlich zu zeigen. Deshalb hat Pink Cross am Sonntag einen Solidaritäts-Aufruf gestartet. Ziel: Die Community soll sich gemeinsam wehren gegen Hass und Gewalt.


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