Schwuler Ex-Pornostar gewinnt Kommunalwahl in Spanien

Als Hector De Silva wurde er berühmt, jetzt ist er neuer Bürgermeister von Carcelén

Hector De Silva in einer Filmszene (Foto: Men at Play)
Hector De Silva in einer Filmszene (Foto: Men at Play)

Nach einem erfolgreichen Wahlkampf ist der ehemalige schwule Pornodarsteller Hector De Silva vergangene Woche bei den Kommunal- und Regionalwahlen in Spanien zum Bürgermeister der 480-Einwohner*innen-Stadt Carcelén (südöstlich von Madrid) gewählt worden.

De Silva war Mitte der 2010er Jahre – mit seinem markanten Vollbart und einem Girlanden-Tattoo als Markenzeichen – für mehrere grosse Pornostudios tätig, u.a. für Men at Play, Men.com, aber auch für Lucas Kazan. Zu den prominenten Kollegen des versatilen Darstellers zählen Szenen-Partner wie Colby Keller, Darius Ferdynand, Paddy O’Brian und Dato Foland. Besonders prägnant ist sein Auftritt in einer schwulen Star-Wars-Parodie («Star Wars: A Gay XXX Parody»).

Hector De Silva in «Star Wars: A Gay XXX Parody» (Foto: Men.com)
Hector De Silva in «Star Wars: A Gay XXX Parody» (Foto: Men.com)

Vor ungefähr sechs Jahren habe sich De Silva laut Medienberichten aus dem Pornogeschäft zurückgezogen und arbeitete stattdessen als Wald-Feuerwehrmann. Als solcher wurde er ins malerische Carcelén versetzt, nahe Valencia und Alicante, wo er seither lebt. Er sei dort inzwischen – zusammen mit seinem Partner – als Viehzüchter tätig, heisst es. Sein Partner habe, genau wie alle anderen im Ort, von Anfang an von seiner beruflichen Vergangenheit gewusst.

Kandidat für die konservative Partito Popular «Ich nehme meine Vergangenheit als Pornodarsteller ganz normal an, weil meine Familie, die mich unterstützt hat, schon immer davon wusste und ich ihr auch stets davon erzählt habe», so der 38-Jährige. «Es ist eine Phase in meinem Leben, die ich nicht bereue, weil ich viel gelernt habe», sagte er dem Sender Sur.

Dass De Silva unter seinem bürgerlichen Namen Antonio Moreno als Bürgermeisterkandidat der kleinen Gemeinde in Albacete in der spanischen Provinz Kastilien-La Mancha antrat, und dann auch noch für die konservative Partido Popular (PP), darüber haben etliche LGBTIQ-Medien gross berichtet. Auch darüber, dass seine Partei sich «regelmässig gegen die Rechte sexueller Minderheiten gestellt hat und gegen die Ehe-Öffnung sogar erfolglos vor dem Verfassungsgericht geklagt hatte» (MANNSCHAFT berichtete).

Hector De Silva in einem typischen Anzug-Outfit des Studios Men at Play (Foto: Menatplay.com)
Hector De Silva in einem typischen Anzug-Outfit des Studios Men at Play (Foto: Menatplay.com)

Die christdemokratische Partei Spaniens ist Mitglied der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament. Der Vorschlag zu kandidieren, kam laut Medienberichten von der Partei. «Ich sagte ihnen, dass ich kein Problem (mit der Kandidatur, Anm.) hätte, aber dass ich es mit einer Gruppe machen wollte, die noch nie etwas mit Politik zu tun hatte. Was wir wollen, ist, für die Menschen zu arbeiten und Projekte für die Menschen zu machen», so Moreno in einem Interview mit dem Sender ABC.

Moreno sagte vorab ebenfalls: «Wir haben eine hohe Grundsteuer und es gibt immer weniger Einwohner, weil es keine Arbeit gibt, um Familien mit Kindern anzuziehen.» Deshalb habe er in die Lokalpolitik einsteigen wollen, um etwas zu verändern. Moreno trat gegen die amtierende Bürgermeisterin María Dolores Gómez Piquera an, die das Amt seit 2011 innehatte.

Absolute Mehrheit Als der spanische Sender Telecinco im April über den Wahlkampf berichtete, sprach Moreno ganz unverkrampft vor der Kamera über seine Pornovergangenheit, es wurden auch Ausschnitte aus seinen Filmen gezeigt. Im Beitrag sagen etliche Bewohner*innen von Carcelén, dass sie sich daran nicht stören würden. Man sieht dabei Moreno mit dem gleichen Trademark-Vollbart, mit dem er einst international berühmt wurde, mit dem gleichen gewinnenden Lächeln, einem gereifteren Gesicht und sportiv-leger auftretend auf den Strassen von Carcelén.

Am 28. Mai fanden dann die Kommunal- und Regionalwahlen in ganz Spanien statt. Dabei stellten sich Konservative und Rechtspopulisten als die grossen Gewinner heraus, die Sozialisten um Ministerpräsident Pedro Sánchez verloren Stimmen. Weswegen Sánchez die ursprünglich für Dezember geplanten Parlamentswahlen auf Ende Juli vorgezogen hat.

Wie die spanische Zeitung Marca berichtet, hat auch Moreno mit seiner konservativen politischen Agenda bei den Regional- und Kommunalwahlen in Carcelén gesiegt: «Dank der fast 400 ausgezählten Stimmzettel hat Antonio Moreno vier der sieben Stadtratssitze von Carcelén gewonnen, was ihn zum neuen Bürgermeister mit absoluter Mehrheit macht, sodass er jede Koalition vermeiden und allein regieren kann.»

«Neues politisches Kapitel» Marca zitiert den neuen Bürgermeister von Carcelén mit den Worten: «Ich habe mich vom ersten Tag an in die Stadt verliebt.» Bereits während seiner Vorstellung als Kandidat im April habe er zum Ausdruck gebracht, was sein Mandatsideal sei: «Regieren im Blick auf unser Volk, unser Volk, Hand in Hand mit denen, denen wir Rechenschaft ablegen müssen, und allen zuhören, um den Anforderungen gerecht zu werden.»

Damit lasse Moreno seine Vergangenheit definitiv hinter sich, schreibt Marca, ein Satz, den auch das grosse englischsprachige LGBTIQ-Nachrichtenportal Edge Media Network zitiert. Und in einem reich bebilderten Artikel ergänzt: «Jetzt startet er ein neues politisches Kapitel in seinem Leben.»

Der als Hans Berlin bekannt gewordene Florian Klein hat sich eine zweite Karriere als Autor des Musicals «Shooting Star» und als HIV-Aktivist aufgebaut, er erzählt, wie schwierig es sein kann, als Pornodarsteller eine Beziehung zu führen und von der Gesellschaft ernst genommen zu werden (MANNSCHAFT+ berichtete).

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