Hass im Netz: Queere Menschen besonders betroffen
Eine neue Studie belegt, dass fast jeder Zweite online schon beleidigt wurde
Vor Anfeindungen in sozialen Medien ist kein Nutzer sicher – einige Gruppen sind aber besonders betroffen. Dazu gehört auch die LGBTIQ-Community.
Im Internet werden Menschen in Deutschland laut einer neuen Studie in grossem Umfang zu Opfern von Beleidigungen, Drohungen und sexuellen Belästigungen. So wurden 49 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer nach eigenen Angaben bereits im Internet beleidigt – 12 Prozent passierte dies sogar häufig. Über 41 Prozent der Menschen wurden demnach schon falsche Dinge in sozialen Medien verbreitet. «Hass im Netz ist leider allgegenwärtig», sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) bei der Vorstellung der Studie am Dienstag in Berlin.
Zum Opfer von sexueller Belästigung oder Androhung von physischer Gewalt wurde laut der Studie jeweils ein Viertel der Befragten – bei 7 beziehungsweise 5 Prozent der Betroffenen kommt dies sogar häufig vor. Persönliche Informationen wie Wohnort oder Adresse fanden sich bei mehr als jeder und jedem Fünften schon einmal gegen den eigenen Willen im Netz. 42 Prozent der jungen Frauen zwischen 16 und 24 Jahren erhielten bereits ungefragt ein Nacktfoto.
«Hass im Netz hat in den letzten Jahren zugenommen, sagte Hanna Gleiß von «Das Nettz», einer Stelle gegen Hassrede im Netz, die die Studie mitherausgegeben hat. Befragt worden waren mehr als 3000 Internetnutzerinnen und -nutzer ab 16 Jahren. 89 Prozent von ihnen sagen, es sei heute mehr Hass im Netz zu finden als in der Vergangenheit.
«Die Jüngsten sind am meisten betroffen», teilte Gleiß mit. Auch Frauen werden überproportional oft Zielscheibe entsprechender Angriffe. Die Frage, ob sie schon von Hass im Netz betroffen waren, bejaht fast jede dritte Frau zwischen 16 und 24 Jahren. Bei den Männern gleichen Alters ist es nur gut jeder Fünfte. Mit dem Alter nehmen die Anteile ab.
Menschen mit «sichtbarem Migrationshintergrund» und Menschen mit homo- oder bisexueller Orientierung sind laut der Erhebung besonders oft Anfeindungen ausgesetzt – etwa 13 Prozent der heterosexuellen Menschen und 36 Prozent der bisexuellen.
Bei der Frage, worauf sich bei Betroffenen der Hass im Netz bezog, stehen mit 41 Prozent die politischen Ansichten an der Spitze – gefolgt vom Aussehen (37 Prozent), der eigenen körperlichen oder psychischen Gesundheit (24 Prozent) oder einem Migrationshintergrund (17 Prozent).
Paus sagte, etwa Frauen, politisch Engagierte, jüdische, muslimische, nicht weisse Menschen würden besonders häufig Opfer von Hass im Netz. Die Folge laut der Studie: Die Betroffenen ziehen sich mit eigenen Posts und Äusserungen verstärkt zurück. So gaben 24 Prozent aller Befragten an, ihr Profil im Zusammenhang mit Hass im Netz nicht mehr benutzt, deaktiviert oder gelöscht zu haben.
Entertainer Riccardo Simonetti ist erfolgreich rechtlich gegen Hassnachrichten im Internet vorgegangen – und schuf damit angeblich einen Präzedenzfall (MANNSCHAFT berichtete).
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