Norwegischer Top-Handballer Lillelien outet sich als schwul

Der 22-jährige Ola Hoftun Lillelien wählte dafür ein besonderes Datum

Ola Hoftun Lillelien während eines Spiels (Foto: Instagram / @olalillelien)
Ola Hoftun Lillelien während eines Spiels (Foto: Instagram / @olalillelien)

Der norwegische Handballspieler Ola Hoftun Lillelien wählte einen speziellen Tag für sein Coming-out: den 21. April. Das ist der 50. Jahrestag der Entkriminalisierung von Homosexualität in Norwegen. Der 22-Jährige dankte den Aktivist*innen von damals, die diesen gesellschaftlichen Wandel möglich gemacht haben und sagte, er hoffe, dass ein Coming-out «keine grosse Sache» mehr sei, auch nicht im Profisport.

Ola Hoftun Lillelien ist beim norwegischen Erstligisten Drammen HK unter Vertrag. Für sein Coming-out wählte der Spieler des zweimaligen Landesmeisters die Social-Media-Plattform Instagram. Dort schrieb er: «Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diesen Post veröffentlich sollte. Aber mir ist inzwischen klar, dass es etwas ist, was ich tun will. Nicht wegen mir selbst, sondern um ein Vorbild für andere zu sein. Nicht nur für junge Menschen, sondern für alle.»

Weiter heisst es: «Vor zirka einem halben Jahr habe ich meiner Familie, meinen Freund*innen und Mannschaftskameraden gesagt, dass ich wahrscheinlich nicht mit einem süssen Mädchen ankommen werden, sondern mit einem attraktiven Jungen.»

Die Reaktionen darauf seinen durchweg positiv gewesen, schreibt Lillelien. (MANNSCHAFT berichtete über die neue offen lesbische Präsidentin von Norwegens Fussball-Verband.)

König Harald wird zitiert  Er fährt fort: «Vor 50 Jahren wurde es in Norwegen entkriminalisiert, jeden zu lieben, den oder die man lieben will. Diese Post ist nicht dafür da, damit ich Bestätigung oder Anerkennung bekomme, vielmehr möchte ich mit Stolz denen danken, die vor mir dafür gefochten haben, dass ich das Recht habe, zu lieben wen ich will. Ich hoffe, dass die Gesellschaft heute so weit ist, dass Jungs und Mädchen sich nicht mehr davor fürchten müssen, nicht akzeptiert zu werden als die, die sie sind. Es ist keine Schlagzeile sich zu verlieben und in jemanden verliebt zu sein. Deshalb wünsche ich mir, dass wir den Punkt erreicht haben, dass das alles sich nicht als grosse Sache herausstellt.»

In seinem Coming-out-Statement zitiert Lillelien König Harald, der in einer Rede von 2016 betonte, dass Norwegen ein Land sei, in dem LGBTIQ gleichberechtigt seien. (MANNSCHAFT berichtete über die Norwegische Post, die zum Jubiläum einen Weihnachtswerbefilm veröffentlichte, mit einem schwulen Weihnachtsmann, was international für Schlagzeilen sorgte.)

«Genau wie der König sage ich: Norwegen ist ein Land wo Jungs Jungs lieben, Mädchen Mädchen lieben, und Mädchen und Jungs sich ineinander verlieben», so Lillelien. «Als Sportler wurde mir nur Wärme, Freude und Geschlossenheit entgegengebracht, und darum sollte es im Sport auch gehen. Im Sport ist Platz für jeden, auch für dich und mich. Denn ich bin immer noch einfach ich, Ola.»

Gegenüber dem Fernsehsender NRK sagte Lillelien, er auf seinen Instagram-Post viele positive Reaktionen erhalten. Allerdings seien auch zwei negative dabei gewesen. In einer wurde er aufgefordert, doch künftig im Frauenteam zu spielen, jemand anderes sprach im ab, ein Vorbild zu sein. Mit diesen Reaktionen könne Lillelien allerdings leben: «Ich war überrascht, dass nicht mehr Negatives kam», so der Handballer.

«Als Mensch bist du unglaublich gross» Mehrere queere Medien weisen darauf hin, dass Coming-outs in Mannschaftssportarten der Männer nach wie vor noch eine Seltenheit sind. So outete sich beispielsweise der amerikanische Volleyball-Profi Benjamin Patch 2020, er ist beim deutschen Erstligateam Berlin Recycling Volleys unter Vertrag. Auch aus den Reihen des deutschen Handballs gab es Kritik an der omnipräsenten Homophobie in der Sportart: Der Nationalmannschaftskapitän Johannes Golla kritisierte die Queerfeindlichkeit der ungarischen Regierung anlässlich der Handball-Europameisterschaft, die vom 13. bis zum 30. Januar 2022 in Ungarn und der Slowakei stattfand. (MANNSCHAFT berichtete über den Schweizer Nationaltrainer der Fussballmannschaft der Herren, der sagte, er kenne keine schwulen Spieler.)

Der Instagram-Eintrag von Ola Hoftun Lillelien hat derweil übrigens über 10.000 Likes, mit vielen Herzchen und Regenbogensymbolen als Kommentaren. Und internationale LGBTIQ-Nachrichtenportale griffen die Geschichte diese Woche grösser auf.

Sein Club schrieb derweil auf Facebook: «Kjære Ola. Du er ikke den største fysisk på banen, men som menneske er du ufattelig stor. Du er vårt forbilde. Du er en ærlig, herlig og modig gutt. Vi er så stolte av deg og du er et forbilde for oss alle.» Das heisst grob übersetzt: «Lieber Ola. Auf dem Feld bist du körperlich nicht der Grösste (er ist 1,75m gross, Anm.), aber als Mensch bist du unglaublich gross. Du bist unser Held. Du bist ein ehrlicher, wunderbarer und mutiger Junge. Wir sind so stolz auf dich, und du bist ein Vorbild für uns alle.»

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