Morddrohungen gegen ersten schwulen Abgeordneten in Guatemala
Mit Aldo Dávila hat das Land seit Januar den ersten offen schwulen Kongressabgeordneten
In Guatemala hat der neue Präsident am Dienstag den Amtseid abgelegt. Der rechtskonservative Alejandro Giammattei ist ein Gegner der Ehe für alle. Aber es gibt Hoffnung für die LGBTIQ-Community.
Im Spartacus Gay Travel Index (PDF) liegt das mittelamerikanische Land noch hinter der Türkei und belegt zusammen mit Ländern wie Jordanien Platz 122. «Die Toleranz gegenüber LGBTIQ ist in der Hauptstadt gut, in ländlichen Gegenden eher gering ausgeprägt», heisst es auf der Seite des Auswärtigen Amtes in Berlin.
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Dort hatte der 63-jährige Giammattai von der Mitte-Rechts-Partei Vamos im August die Wahl gewonnen. Der rechtskonservativer Politiker ist gegen Abtreibung und die Ehe für alle. Zu seinen wichtigsten Vorhaben hat er den Kampf gegen kriminelle Banden, gegen die Korruption und die Armut erklärt.
In dem weitgehend christlichen 17-Millionen-Einwohner-Land ist Homosexualität zwar schon seit 1871 legal, doch Mitglieder der LGBTIQ-Community sind nicht durch Antidiskriminierungsgesetze geschützt. Auch eine rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen gibt es nicht. Im Nachbarland Belize wurde kürzlich vom Obersten Gericht bestätigt, dass Homosexualität nicht mehr kriminialisiert wird (MANNSCHAFT berichtete).
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Wer in Guatemala schwul ist, lebt gefährlich Dafür hat das Land mit Aldo Dávila seit Januar den ersten offen schwule Kongressabgeordneten. Das ist nicht selbstverständlich in einem Land, in dem oft Morde aus homo- oder transfeindlichen Motiven verübt werden. Angaben von Amnesty International zufolge gehört Guatemala zusammen mit El Salvador und Honduras zu den gefährlichsten Ländern der Welt: Während in El Salvador 81.2 Morde auf 100.000 Einwohner kommen, sind es in Guatemala «nur» 27.3. Weil auch in Brasilien Gewalt und Morde an schwulen Männern und trans Frauen zum Alltag gehören, warnt dort eine neue App vor gefährlichen Orten (MANNSCHAFT berichtete).
Er fürchte die ganze Zeit um sein Leben, erzählt Dávila. So habe man ihm u. a. geschrieben: «Sie wollen am 14. Januar zum Kongress? Sie werden sterben», erklärte der langjährige LGBTIQ-Aktivist, der mit seinem Partner in der Hauptstadt Guatemala-Stadt lebt, gegenüber Reuters.
«Ich habe Todesdrohungen über soziale Netzwerke und über Anrufe erhalten, und ich wurde auch mit Autos und Motorrädern verfolgt. Ich werde bedroht, weil ich mich für meine Rechte einsetze und sie mich zum Schweigen bringen wollen», erzählte er gegenüber der Deutschen Welle. «Deswegen glaube ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.» Er müsse weiter für diejenigen sprechen, die kein Gehör finden, so Aldo Dávila.
Zu seinen ersten Herausforderungen gehört es, das Gesetz zum Schutz des Lebens und der Familie zu bekämpfen. Es will die Ehe als Vereinigung zwischen Mann und Frau definieren und sie gleichgeschlechtlichen Paaren ausdrücklich verbieten.
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