Frankreichs Verzicht auf «One Love»-Binde sorgt für Stirnrunzeln
Hugo Lloris will das Gastgeberland respektieren
Die Kapitäne vieler Nationalmannschaften wollen bei der WM in Katar mit einer bunten Armbinde ein Zeichen gegen Diskriminierung und für Vielfalt setzen. Frankreichs Kapitän verzichtet darauf.
Mit einer mehrfarbigen One-Love-Kapitänsbinde wollen Manuel Neuer und die Kapitäne anderer Nationalteams in Katar ein Zeichen für Vielfalt und Menschenrechte setzen (MANNSCHAFT berichtete). Für Gesprächsstoff sorgt nun, dass ausgerechnet Frankreich als Land der Freiheit ausschert und auf die Binde bei der Fussball-WM verzichten will. Nein, er werde die Binde nicht tragen, er habe sich dazu klar geäussert, betonte Frankreichs Kapitän Hugo Lloris am Dienstag.
Das Gastgeberland respektieren! Er wolle das Gastgeberland respektieren und stelle sich hinter den Präsidenten des französischen Fussballverbandes (FFF), Noël Le Graët, der sich gegen die Binde ausgesprochen habe, hatte er schon am Vorabend erläutert. «Wenn man Ausländer in Frankreich aufnimmt, möchte man, dass sie sich an unsere Regeln halten und unsere Kultur respektieren. Das werde ich auch tun, wenn ich nach Katar gehe. Man kann damit nicht einverstanden sein, aber ich werde Respekt zeigen», sagte Lloris auf einer Pressekonferenz.
«Bevor man etwas unternimmt, braucht man die Zustimmung der FIFA und der FFF. In dieser Angelegenheit habe ich meine persönliche Meinung, die sich mit der des Präsidenten deckt.»
Der DFB hatte Ende September die gemeinsame Aktion mit anderen Topnationen angekündigt. Auf der mehrfarbigen Kapitänsbinde steht «One Love». Kritik war an der Farbgebung aufgekommen, weil diese nicht die Regenbogenflagge darstellt. Eine solche Kapitänsbinde hatte Neuer während der EM 2021 getragen.
Trotz des Verzichts auf die One-Love-Binde positionierte sich die französische Nationalmannschaft am Dienstag klar für die Achtung der Menschenrechte und gegen jegliche Form von Diskriminierung. In einem offenen Brief kündigten die «Bleus» an, den Einsatz von Nichtregierungsorganisationen für die Menschenrechte finanziell zu unterstützen. «Wir sind uns auch bewusst, dass der Fussball eine Verantwortung trägt, um sicherzustellen, dass die Menschenrechte wie auch unsere Umwelt respektiert werden, und dass jeder von uns seinen Teil dazu beitragen muss», hiess es in dem Schreiben.
Mit dem Verzicht auf die One-Love-Binde vermeidet Frankreich es auf jeden Fall, seinen wichtigen Wirtschaftspartner Katar zu brüskieren. Kürzlich erst machte Katar den französischen Konzern Total zum ersten internationalen Partner beim weltgrössten Flüssiggasprojekt. Und im Frühjahr schob Frankreich einen strategischen Dialog mit Katar an – Schwerpunkte sollen Energie, Verteidigung sowie Investitionen in die Wirtschaft sein. Wie die Zeitung Le Monde berichtete, stiess es Katar schon übel auf, dass sich etliche französische Grossstädte zu einem Public-Viewing-Boykott gegen die WM entschieden, auch um gegen Menschenrechtsverstösse in dem Land zu protestieren (MANNSCHAFT berichtete).
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