Ex-Schiedsrichter zweifelt DFB-Unterstützung für Homosexuelle an
Auch Altersdiskriminierung wird dem Fussball-Bund vorgeworfen
Die Klage des langjährigen Bundesliga-Schiedsrichters Manuel Gräfe gegen den Deutschen Fussball-Bund wegen Altersdiskriminierung ist für seinen früheren Kollegen Babak Rafati «absolut richtig und wichtig». Aber auch beim Thema Frauenrechte und Homosexuelle sei der DFB zu kritisieren.
Das Interview von Gräfe fühle sich für ihn an wie ein «neutraler Abschlussbericht über das DFB-System mit seinen Machenschaften und überrascht mich keinesfalls. Fast alle ‚Anklagepunkte‘ Gräfes decken sich mit den Erfahrungen aus meiner aktiven Zeit», schrieb Babak Rafati in seiner Kolumne für den Sportbuzzer (Freitag).
Für den 51-jährigen Rafati gibt es aber noch andere «moralische Anklagepunkte». Frauendiskriminierung etwa – zum Beispiel in der Causa Bibiana Steinhaus. «Um ihren Bundesliga-Aufstieg war ein Machtkampf entbrannt. Ihr nicht ganz freiwilliges Karriereende und die jetzige Schlammschlacht um Frauenrechte beim DFB sind ebenfalls zu nennen. Oder Homosexualität im Profifussball. Der DFB proklamiert stets Unterstützung, aber in meinem Job als Coach von Profifussballern erfahre ich immer Gegenteiliges», sagte der frühere Referee.
Ex-DFB-Präsident Fritz Keller hatte im Frühjahr erklärt: «Fussball ist für alle!» Noch bestehende Hürden sollten abgebaut werden (MANNSCHAFT berichtete). Das Magazin 11 Freunde hatte über homophobes Denken und Verhalten im Fussball berichtet und gleichzeitig einen Aufruf verbreitet, den mehr als 800 Fussballer*innen unterschrieben haben (MANNSCHAFT berichtete). Der DFB unterstützt die Social-Media-Kampagne «Ihr könnt auf uns zählen!».
Gräfe will nun juristisch gegen die vom DFB festgesetzte Altersgrenze für Schiedsrichter von 47 Jahren vorgehen. Der 47-jährige Berliner hatte seine Karriere deshalb am Ende der vergangenen Saison nach 289 Bundesliga-Einsätzen beenden müssen, obwohl er gerne weitergepfiffen hätte.
Die Klage des langjährigen Schiedsrichters Gräfe gegen den Deutschen Fußball-Bund wegen Altersdiskriminierung ist beim Verband eingegangen. Dies hat der DFB der Deutschen Presse-Agentur am Freitag bestätigt. Der Verband werde sich vorerst aber nicht weiter zu dem Vorgang äussern, teilte der DFB ferner mit.
Dabei gebe es international durchaus Beispiele, die für eine Lockerung oder gar Abschaffung der Regel sprechen. «In Holland gibt es die Altersgrenze seit fast zwanzig Jahren nicht mehr. In der Premier League pfeifen zwei, die die 50 bereits überschritten haben. Und die UEFA setzt den Niederländer Björn Kuipers mit 48 bei der EM ein», zählte Gräfe auf.
Was der DFB macht, sieht nach Altersdiskriminierung aus.
In Deutschland würden die Unparteiischen dagegen seiner Ansicht nach zu wenig nach Leistung bewertet. Fitness sei zwar wichtig, werde aber überbewertet. «Man kann mit Routine und Spielverständnis besser positioniert sein, als wenn man blind umherrennt. Letztlich zählt allein die Qualität der Entscheidungen», sagte Gräfe. Seine Schlussfolgerung: «Was der DFB macht, sieht nach Altersdiskriminierung aus.»
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