Erotische Zeichnungen von Andy Warhol erstmals veröffentlicht
Kunstgalerien weigerten sich, die Bilder auszustellen
Die Andy Warhol Foundation zeigt bisher unveröffentlichtes Material des Pop-Art-Künstlers. Es handelt sich um erotische Zeichnungen aus den Fünfzigern.
Als bedeutendster Vertreter der Pop Art ist Andy Warhol für seine mit Siebdruck hergestellten Bildern bekannt, unter anderem mit Marilyn Monroe oder der ikonischen Suppenbüchse der Firma Campbell. Nun zeigt die Andy Warhol Foundation bisher unveröffentlichte Zeichnungen aus seinen Anfangszeiten.
Vor seinem grossen Durchbruch in den Sechzigerjahren zeichnete Andy Warhol oft von Hand und widmete sich der homosexuellen Liebe. Gegenstand seiner Zeichnungen waren Gesichter, nackte Oberkörper, eng umschlungene Liebhaber sowie Oralsex. Gemäss Michael Dayton Hermann von der Andy Warhol Foundation offenbaren die Bilder eine Gefühlswelt, die bei Warhols späteren Werken eher selten zu sehen sind.
Hermann ist Herausgeber des Buchs «Andy Warhol: Early Drawings of Love, Sex and Desire», das diesen Sommer im Taschen Verlag mit rund 100 Zeichnungen Warhols erscheint. «Zum ersten Mal widmet sich eine Monographie der umfassenden Darstellung dieser Werke», sagt er gegenüber dem Guardian. Ein Grossteil der Bilder sei bisher unveröffentlicht und auch noch nie in einer öffentlichen Galerie gezeigt worden.
Das Tate Modern in London zeigt ab März eine Auswahl der Zeichnungen im Rahmen einer Retrospektive über Warhols Schaffen. Warhol selbst hatte in den Fünfzigerjahren vergeblich versucht, seine erotische Kunst auszustellen. Doch die Motive waren den Galeristen zu kontrovers, wie Recherchen für das Buch zeigen.
Die Werke entstanden in einer Zeit, in der Sodomie, zu der dazumal auch Homosexualität zählte, in allen US-Bundesstaaten als Verbrechen galt. «Bereits in jungen Jahren fühlte sich Warhol als Nonkonformist», schreibt Hermann im Buch. «Fellatio ist die wohl expliziteste Darstellung, die zu sehen ist. Es sind komplett nackte Männer, die sich umarmen – die volle Bandbreite von Liebe, Sex und Verlangen.»
Im Buch kommt auch Joe Groell von der Tanager Gallery in New York zu Wort, die Warhol in 1952 eine Absage erteilte. Der 92-Jährige kann sich gut an eine Zeichnung mit küssenden Männern erinnern. «Nichts, mit dem die Galerie in Verbindung gebracht werden wollte», sagt er. Dies habe er damals auch Warhol gesagt.
«Dieses Buch hebt Kunst hervor, die in den homophoben Fünfzigern nicht viel Zugkraft hatte», freut sich Hermann. Er sei stolz, dass die von Warhol gegründete Stiftung in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Kunstschaffende mit über 200 Millionen US-Dollar unterstützen und so marginalisierten Stimmen Gehör verschaffen konnte.
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