Ein einziges Wort be­wegte «Glee»-Star Chris Colfer zum Coming-out

Kolleg*innen sagten ihm: «Es wird deine Karriere ruinieren»

Chris Colfer 2013 bei einem Signierevent. Er veröffentlichte bereits mehrere Kinderbücher.  (Bild: Ana Rivas, CC BY-SA 2.0)
Chris Colfer 2013 bei einem Signierevent. Er veröffentlichte bereits mehrere Kinderbücher. (Bild: Ana Rivas, CC BY-SA 2.0)

Bei den Dreharbeiten zur Hitserie «Glee» rieten Chris Colfers Kolleg*innen von einem Coming-out ab. Wie ein Fan schliesslich seine Meinung änderte.

Chris Colfer spielte während sechs Staffeln von «Glee» Kurt Hummel und wurde berühmt als einer der ersten offen schwulen Highschool-Charakteren im Fernsehen. Die Serie aus der Feder von Hitproduzent Ryan Murphy lief von 2009 bis 2015. Wie der heute 34-jährige Colfer kürzlich mitteilte, war sein eigenes Coming-out eine grosse Herausforderung.

In der US-amerikanischen Talkshow «The View» erzählte er am 4. Juni, dass ihm zu Beginn der Dreharbeiten von «Glee» von einem medialen Coming-out abgeraten worden war. Dies könne seiner Karriere schaden.

«Ich bin in einer sehr konservativen Stadt aufgewachsen, wo es gefährlich war, offen schwul zu sein», sagte Colfer, der in der siebten und achten Klasse so stark gemobbt wurde, dass er von zuhause unterrichtet werden musste. «Als ich die Rolle in ‹Glee› bekam, wurde sie speziell für mich geschrieben. Ich wusste nicht, dass der Charakter offen schwul ist, bis ich das Drehbuch las, und das hat mir Angst gemacht.»

In der ersten Staffel von «Glee» kämpft Kurt Hummel mit seiner Sexualität, outet sich bei Freund*innen und Familie und schwärmt für den Footballer Finn Hudson (Cory Monteith). Colfer erzählte, dass ihm geraten wurde, seine eigene Sexualität geheim zu halten.

«Als ich mit den Dreharbeiten begann, sagten mir viele Leute: ‹Oute dich auf keinen Fall, sonst ruinierst du deine Karriere.› Also versteckte ich es eine Weile», berichtete er. «Aber ich sagte ihnen: ‹Ich kann es nicht verstecken, meine Stimme verrät mich… Ich bin femininer als die meisten anderen. Ich kann es nicht verbergen.› Sie antworteten: ‹Keine Sorge. Solange du es nie ansprichst, wirst du am Ende belohnt.›»

Schliesslich entschied sich Colfer nach einer bewegenden Begegnung mit einem jungen Fan bei einem «Glee»-Event dafür, sich zu outen. «Wir waren auf einer Poster-Signiertour, bevor die Serie ausgestrahlt wurde, und ein kleiner Junge gab mir heimlich einen Umschlag, als seine Eltern nicht hinsahen. Darin war eine Notiz, auf der ‹Danke› stand, und eine kleine Kette aus Büroklammern in den Farben des Regenbogens. In diesem Moment wusste ich, dass ich mich outen muss», erinnerte er sich.

Colfer outete sich 2009 öffentlich in einem Interview bei Chelsea Lately und betonte, dass die positive Wirkung, offen über seine Sexualität zu sprechen, wichtiger sei als mögliche Karriereeinbussen.

«Damals dachte ich: ‹Wenn ich als offen schwuler Schauspieler lebe, gewinne ich vielleicht nie einen grossen Preis oder spiele einen Superhelden›», sagte er. «Aber ein positives Vorbild zu sein und anderen Trost zu spenden, ist viel wichtiger als Aufmerksamkeit.»

Seit seinem Erfolg bei «Glee» veröffentlichte Colfer mehrere Kinderbücher. Rund um den Cast der Hitserie gab es jedoch mehrmals traurige Schlagzeilen. Cory Monteith starb 2013 mit 31 Jahren an einer giftigen Mischung aus Alkohol und Heroin. Colfers Co-Star Mark Salling nahm sich 2018 im Alter von 35 Jahren das Leben (MANNSCHAFT berichtete). 2020 starb die 33-jährige Naya Rivera bei einem Bootsausflug mit ihrem Sohn (MANNSCHAFT berichtete). Sie hatte die lesbische Cheerleaderin Santana Lopez verkörpert.

Mehr: «Elska» in Yokohama: Intime Einblicke in das queere Leben in Japan (MANNSCHAFT berichtete)

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