Ein Coming-out im Tennis wäre ein «sehr mutiger Schritt»
Novak Djokovic über Homosexualität im Profitennis
Jeder Mensch habe ein Recht auf seine sexuelle Orientierung, sagte Tennisprofi Novak Djokovic an einer Pressekonferenz in London. Im Profitennis gibt es noch keinen offen schwulen Tennisspieler.
Ein australischer Journalist sprach Novak Djokovic Mitte November auf die Debatte um die umstrittene Namensgeberin der Margaret Court Arena in Melbourne an und wollte wissen, wie die aktuelle Weltnummer eins auf einen offen schwulen Tennisspieler in der Umkleidekabine reagieren würde.
«Ich kann nur für mich selbst sprechen», erwiderte Djokovic. «Ich hätte absolut nichts dagegen. Wissen Sie, es ist das Recht jedes Menschen, eine sexuelle Orientierung zu haben, sein Leben nach eigenen Wünschen zu leben. Das respektiere ich.»
Einen Mitstreiter würde er nach einem Coming-out nicht mit anderen Augen betrachten, sagte er. Überhaupt sei das ein «sehr mutiger Schritt». «Wir leben in einer Gesellschaft, die – in gewissen Teilen der Welt – nicht bereit ist, das zu akzeptieren», sagte er.
Im Profitennis haben sich mehrere ehemalige Profispielerinnen geoutet, darunter Billie Jean King, Casey Dellacqua, Lisa Raymond, Gigi Fernández und Martina Navratilova. Einen offen schwulen Profispieler gibt es noch nicht.
Homo- und transphobe Aussagen einer Tennisikone Zur Debatte rund um eine mögliche Umbenennung der Margaret Court Arena sagte Djokovic jedoch nichts. Homophobie im Profitennis ist in Australien ein wiederkehrendes Thema, vor allem wegen den wiederholten Aussagen von Margaret Court, die als eine der besten Tennisspielerinnen in die Geschichte eingegangen ist.
2017 sorgte Court mit einem Boykott der australischen Airline Qantas für Aufruhr. «Ich bin enttäuscht, dass Qantas eine solch aktive Verfechterin der Eheöffnung ist», schrieb die heute 76-Jährige in einem Brief, der in der Zeitung The West Australian abgedruckt wurde. Mit Statements wie «das Tennis ist voller Lesben» oder trans Kinder seien das «Werk des Teufels», geriet die 24-fache Grand-Slam-Rekordhalterin seither immer wieder in die Schlagzeilen.
2018 mischte sich die Tennislegende Billie Jean King ein, als sie ihre Unterstützung für die rege diskutierte Umbenennung der Margaret Court Arena bekundete. «Es liegt an der Bevölkerung Australiens, den Namen zu ändern. Ich würde es tun», hatte sie im Rahmen des Australian Opens 2018 gesagt. «Stellen Sie sich vor, jemand spricht so über Juden oder eine Urbevölkerung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Öffentlichkeit den Namen dieser Person» gerne auf einer solchen Sportstätte sehen möchte.
Aufgrund dieser Debatte erweiterte Margaret Court den Boykott auch gleich auf das Australian Open. Wenn die Verantwortlichen die Sportstätte wirklich umbenennen würden, wäre das «kleinlich» und zeige, «wie es in ihren Herzen aussieht», sagte sie gemäss der Daily Mail. «Ich denke, es ist sehr kindisch, aber das liegt nicht an mir, und betrifft mich nicht.» Sie sei nicht homophob und habe nichts gegen Schwule oder Lesben. Als streng religiöse Person würde sie lediglich die heiligen Schriften befolgen.
Margaret Court ist zurzeit als christliche Pastorin in Perth tätig.
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