E.On hat «geschummelt» – Zweifel am LGBTIQ-Index
Wie Johannes Krams Nollendorfblog herausgefunden hat, landete das Unternehmen beim «DAX 30 LGBT+ Diversity Index» zu Unrecht auf Platz 8
Im Dezember hatte die Uhlala Group erstmals den «DAX 30 LGBT+ Diversity Index» veröffentlicht. Darin war E-On unter die Top 10 gekommen. Allerdings habe das Essener Unternehmen geschummelt, wie der Nollendorfblogger nun nachwies.
So berichtet Johannes Kram auf seinem Nollendorfblog, Uhlala habe ihm gegenüber bestätigt, dass alle Verdachtsmomente weitgehend zuträfen. Kram hatte die Selbstauskünfte von E.On zu dessen LGBTIQ-Engagement in Zweifel gezogen. Das Unternehmen mit Sitz in Essen ist in den Bereichen Energienetze, Energiedienstleistungen, erneuerbare Energien und dem Betrieb und Rückbau deutscher Atomkraftwerke tätig.
Doch anders als bei den Angaben im Index suggeriert, gebe es bei E.On weder ein bundesweites Netzwerk von Mitarbeiter*innen noch Deutschland-weite LGBTIQ-Kampagnen. Auch von einem öffentlichen Diversity-Statement zu LGBTIQ könne keine Rede sein. Immerhin, dieses Video hatte E.On UK vor knapp Jahren veröffentlicht. Dort seien alle willkommen, hiess es, auch unabhängig von ihrer «Orientierung».
Wahrscheinlich sei aber alles noch viel schlimmer, schreibt Kram am heutigen Dienstag. Die von ihm aufgezeigten Unstimmigkeiten bezögen sich lediglich auf Angaben, die man im Internet offiziell nachprüfen könne. «Wenn aber ein Konzern schon die Wahrheit so sehr verdreht, wenn es sein öffentliches Engagement betrifft und es sich herausstellt, dass dieses quasi gar nicht vorhanden ist: Wie wahrscheinlich ist es dann, dass ausgerechnet intern alles so viel besser ist?»
Kram kritisiert, dass sich Uhlala, die den Index veröffentlicht hat, trotz der Täuschungen weiter auf die Selbstauskünfte von E.On verlasse, obwohl man dort offenbar «keine Scheu vor massiven Manipulationen» habe. Uhlala sei auch weiter bereit, allzu vage Selbstaufkünfte zu akzeptieren. Einzige Konsequenz bisher: Das Essener Unternehmen falle aus den Top 10 heraus, da es nur bei den drei von Kram monierten Kriterien Punktabzüge gab.
Für Kram gibt es bei der Geschichte gleich zwei Skandale: Einerseits die Dreistigkeit und das Ausmass der Falschaussagen, mit denen sich E.On offensichtlich unter die Top Ten der angeblich LGBT-freundlichsten DAX-Konzerne geschummelt hatte und andererseits die Bereitschaft, mit der Uhlala dem Konzern trotz seiner Manipulationen «bei der Gesichtswahrung» helfe.
«Kein finanzielles Interesse an bestimmten Platzierungen» Uhlala erklärte dazu in einer Stellungnahme, man könne nicht beurteilen, warum und wie es zu den falschen Angaben durch E.On kam, ob es ein Missverständnis war oder eine bewusste Manipulation vorläge. Daher wolle man sich nicht an Spekulationen beteiligen. «Wir möchten nochmals betonen, dass wir als Uhlala Group kein Geld mit dem Diversity-Index verdienen und wir kein Interesse an einer bestimmten Platzierung einzelner Unternehmen haben.» Man wolle aber bei der Neuauflage des Indexes Ende dieses Jahres eine Nachweispflicht für die befragten Unternehmen einführen.
Für E.On arbeitet übrigens seit 2019 die CDU-Politikerin Katherina Reiche, sie ist Chefin der neuen Netzgesellschaft. Bis 2009 war sie stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion und ist fast nur, so Kram, «mit Homo-Hetze aufgefallen». Reiche hatte im Jahr 2002 u. a. die Klage gegen das Gesetz zur Eingetragenen Lebenspartnerschaft unterstützt, weil sie nicht dem Familienbild der Union entspreche. 2017 wurde in Deutschland die Ehe geöffnet – Lebenspartnerschaften kann man seither nicht mehr eingehen (MANNSCHAFT berichtete).
Die Uhlala Group hatte erstmals den LGBTIQ-Diversity-Index veröffentlicht (MANNSCHAFT berichtete). Dieser setzt sich aus zehn Fragekategorien zum LGBTIQ- und Diversity-Engagement der Unternehmen zusammen. Für das Ranking, so hiess es, wurden die Firmen zu verschiedenen Gesichtspunkten befragt: interne und externe Kommunikation zu LGBTIQ-Themen oder Schulungen und Sensibilisierung von Angestellten, inklusive Sprache und Verankerung des Antidiskriminierungsschutz in den Unternehmensrichtlinien. Das Softwareunternehmen SAP hatte in allen Bereichen die volle Punktzahl erreicht und konnte sich mit 100 Punkten den ersten Platz im Ranking sichern.
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